Die DTM werkelt hinter den Kulissen kräftig an der Zukunft. Bei einem Treffen auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt wurde die aktuell größte Baustelle geschlossen: die sofortige Abschaffung der Performance-Gewichte. Ein weiteres Thema auf der IAA, dass die ITR zusammen mit Audi, BMW und Mercedes besprach, war der Rennkalender für nächstes Jahr. Nachdem sich alle drei Hersteller zur DTM 2018 bekannt haben, geht es jetzt an die Feinarbeit.

Die Beteiligten und auch Gerhard Berger sind sich einig: Die aktuell neun Rennwochenenden sind die Untergrenze für eine Serie wie die DTM. Wünschenswert wären zehn Veranstaltungen, in diese Richtung tendieren die Überlegungen. Angesichts der ungewissen Zukunft über 2018 hinaus wäre es allerdings auch gut denkbar, dass die Serie kommende Saison erneut nur neun Rennwochenenden bestreitet.

Rennkalender: Die Basis ist Deutschland

Das Gerüst der DTM ist Deutschland. Der Saisonstart sowie das Finale auf dem Hockenheimring dürften wieder einmal gesetzt sein. Das Stadtrennen am Norisring hat ebenso Tradition wie der Ausflug in die Eifel auf den Nürburgring. Nach dem Erfolg der letzten beiden Motorsport Festivals in der Lausitz dürfte es 2018 zu einem Wiedersehen mit dem ADAC GT Masters kommen. "Das D in DTM steht immer noch für Deutsche Tourenwagen Masters", sagte Mercedes-Teamchef Uli Fritz.

Die aktuellen deutschen Strecken dürften kaum zur Debatte stehen. Der Red Bull Ring und Zandvoort gelten zudem als sichere Auslandsrennen, wenngleich der diesjährige Österreich-Lauf erstmals auf den September verschoben worden ist.

Russland wackelt für 2018

Interessant wird es bei den weiteren Rennen im Ausland. Moskau steht arg auf der Kippe - die beschwerliche Reise der auf LKW-Transporten basierenden Serie und der geringe Zuschauerzuspruch sind keine guten Argumente, 2018 wieder im Kalender aufzutauchen. "Nach Moskau sind wir ein bisschen unter anderen Voraussetzungen hingefahren, aber die haben sich geändert", sagte Audi-Sportchef Dieter Gass. Gut möglich, dass Russland aus dem Kalender fliegen wird, wenn sich eine attraktive Alternative bietet.

Ungarn dürfte bessere Chancen auf einen Verbleib haben, obwohl es Kritikpunkte gibt. 2014, 2016 und 2017 fuhr die DTM auf dem Hungaroring, dazu schon einmal im Jahr 1988. "Budapest fand ich im Nachhinein schade", sagte Uli Fritz. "Erstens waren nicht viele Zuschauer da und das Hauptproblem ist, dass du da nicht überholen kannst. Das ist eine Prozession. Eigentlich ist das eine tolle Strecke, aber ich weiß nicht, ob sie so gut zur DTM passt."

Ein Grund für die Rückkehr nach Budapest war auch die Nähe zu den dort ansässigen Werken von Audi und Mercedes. Rennstrecken, die in Reichweite zu wichtigen Hersteller-Orten liegen, waren schon immer beliebt. "Wir hatten dort eine große Mitarbeiterveranstaltung", sagte Fritz. "Aber du kannst nicht jedes Jahr die größte Sause schmeißen. Und am Ende wäre es schön, wenn die Fans einfach aus eigenem Antrieb kommen und die Attraktivität groß genug wäre, um Tickets zu verkaufen."

Es ist das ewige Problem der DTM: Im nahe gelegenen Ausland war sie selten ein Publikumsmagnet. Ausflüge nach Magny-Cours, Istanbul, Valencia oder auch Brands Hatch waren in den vergangenen Jahren nicht gerade von Erfolg gekrönt, was die Zuschauerzahlen angeht. "Die Aktivierung war immer ein bisschen schwierig", sagte Gass. "Ich brauche aber auch nicht für ein Rennen nach Frankreich zu gehen und zu glauben, dass da viele Zuschauer hinkommen. Man muss ein paar Jahre dort sein, um eine Fan-Base aufzubauen."

Auslandsrennen wie in Istanbul - hier 2005 - waren selten von Erfolg gekrönt, Foto: Sutton
Auslandsrennen wie in Istanbul - hier 2005 - waren selten von Erfolg gekrönt, Foto: Sutton

Was ist mit Oschersleben und Sachsenring?

Alternativen auf deutschem Boden stehen allerdings eher nicht zur Verfügung. Eine Rückkehr nach Oschersleben gilt als unwahrscheinlich. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Schäden an den Autos. Fritz: "Ich glaube, dass Oschersleben keine Alternative ist. Du kannst da nicht überholen und hast nach Kurve 1 neun verwundete und neun intakte Autos. Und dann wird es langweilig. Zuschauer waren da allerdings immer viele, das darf man nicht vergessen."

Bliebe noch der Sachsenring, wo die DTM zwischen 2000 und 2002 gastierte. Finanzielle Streitigkeiten und wenige so genannte Lärm-Tage, an denen Rennen abgehalten werden dürfen, hatten eine Rückkehr immer wieder verhindert. "Das ist eine tolle Strecke, keine Frage", sagte Fritz und sprach damit wohl auch für BMW und Audi. "Aber da ist alles nicht so ganz easy." Eine Rückkehr auf die legendäre Nordschleife würden sich viele Fans und Fahrer wünschen, doch mit den aktuellen Autos lässt sich das kaum realisieren.

Die Rückkehr auf die Nordschleife bleibt wohl ein Wunschtraum, Foto: Daimler AG
Die Rückkehr auf die Nordschleife bleibt wohl ein Wunschtraum, Foto: Daimler AG

BMW-Chef ist Spa-Fan

In Grenznähe zu Deutschland böte sich noch Spa-Francorchamps an. 2005 fuhr die DTM ein einziges Mal auf dem belgischen Traditionskurs. Spa spielt in den Kalender-Gerüchten jedes Jahr eine Rolle. Und wird es auch dieses Mal, nachdem sich BMW Motorsportdirektor Jens Marquardt erneut als Fan geoutet hat: "Ich finde die Strecke einfach toll. Da fahren viele Rennserien tolle Rennen. Die Frage ist aber, ob die DTM da auch fahren muss." Genauso lautet die Frage, ob wirklich viele Fans nach Spa reisen würden. Abgesehen von der Formel 1 sind die Tribünen dort meist leer.

Kurzum: Die DTM funktioniert immer noch mit Abstand am besten in Deutschland. Mit Blick auf die Neuausrichtung nach dem Mercedes-Ausstieg könnte allerdings neue Würze reinkommen. Rennen in Asien sind denkbar, wenn es zur geplanten Kooperation mit Japan unter dem Class One-Reglement kommt. Auch neue europäische Hersteller könnten für eine Neuausrichtung des Rennkalenders sorgen.

"Wenn ein französischer oder italienischer Einsteiger kommt, dann werden wir auch in diesen Ländern fahren wollen", sagte Gass. Mercedes-Chef Fritz fügte an: "Wenn ich nach Mugello gehe, dann brauche ich vielleicht Alfa oder so." Sollten die Gespräche mit europäischen Herstellern positiv verlaufen, wäre es denkbar, dass die DTM schon im kommenden Jahr auf einer passenden Auslandsstrecke die Werbetrommel rührt.