Timo Glock musste sich am Samstag in Spielberg mit Rang 13 im Qualifying zufrieden geben, während sein MTEK-Teamkollege Marco Wittmann sensationell auf Rang zwei fuhr. Glock machte den Unterschied an Details fest. Zum einen habe er zwischen Training und Qualifying kleine Änderungen am Auto vorgenommen, was die Steifigkeit des Boliden angeht. Dies habe sich nicht zu 100 Prozent als der richtige Schritt erwiesen.

Zudem kämpfte der Hesse mit den Reifen. "Mein Hauptproblem in Q1 - wo ich gerade so durchgerutscht bin - war, dass ich vier Runden konstant die gleiche Zeit gefahren bin. Es war einfach kein Peak vom Reifen zu spüren", klagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "In Q2 hat es mit dem ersten Satz funktioniert, da waren wir dann eigentlich ganz gut dabei. Beim zweiten Satz war es das Gleiche: Die erste Runde war langsamer, die zweite Runde langsamer - da kam vom Reifensatz nichts. Ich habe keinen Grip gehabt, in zwei Kurven sind sogar die Hinterräder stehen geblieben."

Im engen Feld scheiterte Glock so nur knapp am Einzug in Q3, auf Teamkollege Wittmann fehlte ihm nur etwa ein Zehntel. "Es war sehr eng und schade. Es kam zum falschen Zeitpunkt, dass wir uns mit dem zweiten Satz Reifen nicht noch einmal verbessern konnten, das müssen wir so akzeptieren." Mit den Veränderungen am Auto, die das Team zwischen Training und Qualifying vornahm, habe das jedoch nichts zu tun gehabt. "Das ist ein separates Problem. Wir müssen uns das genauer ansehen, vielleicht war einfach nur ein Reifensatz nicht so gut", erläuterte Glock. "Allerdings hatten wir schon in Q1 Probleme. Heute Morgen war es besser in der Hinsicht", rätselte er.

Die erste Runde überleben

Für das Rennen hoffte er allerdings nur bedingt auf Regen, da er nicht nur der Freund der weiter hinten Startenden sein kann. "Regen kann schon mehr durcheinander wirbeln und man hat eventuell bessere Chancen, aber man kann auch mitten im Chaos sein. Ich hoffe, dass wir die erste Runde überleben und dann einen guten Speed im Rennen haben, egal ob es trocken oder nass ist. Im Nassen kann es auch gefährlich sein, wenn man in der ersten Kurve weg ist." Sein Setup sei relativ normal, er habe kein richtiges Regensetup gewählt. "Das Auto hat soweit eigentlich immer ganz gut funktioniert, auch mit einem normalen Trockensetup im Regen, insofern haben wir nicht wirklich etwas anders gemacht", erklärte Glock, der dennoch davon ausgeht, dass es ziemlich nass werden wird.

Timo Glock und Roberto Merhi werden wohl keine Freunde mehr., Foto: RACE-PRESS
Timo Glock und Roberto Merhi werden wohl keine Freunde mehr., Foto: RACE-PRESS

Von einem Fahrer, mit dem er bereits unliebsamen Kontakt hatte, hofft er jedenfalls, nicht wieder nass gemacht zu werden: Roberto Merhi. Der Spanier hatte ihn in Brands Hatch unsanft in den englischen Rasen gedrückt. Dieser startet in Spielberg als 20. und damit relativ weit weg von Glock. Weit genug? "Ich traue ihm zu, dass er mich von Platz 20 kommend auf Platz zwei abschießt", meinte Glock und nannte auch gleich einen passenden Schauplatz: "In Turn 2 kannst du so spät bremsen wie du willst, da hat er alle Möglichkeiten aufzuräumen."

Bereits im Training hatte er eine Begegnung mit dem Mercedes-Junior. "Er ist vor mir gefahren, dann bin ich vorbei - er hat mich eigentlich vorbeigelassen. Vor uns war ein Pulk. Ich habe Abstand gehalten, aber dann fing er wieder an, mich zu überholen", beschrieb er die Situation. Daraufhin habe er beschlossen, Merhi ziehen zu lassen. "Ich habe in Brands Hatch mit ihm gesprochen und dabei festgestellt, dass da nicht viel Kapazität vorhanden ist." Er habe erkannt, dass es nicht viel Sinn mache, sich mit ihm auseinanderzusetzen und dabei Energie zu verschwenden.

Keine Frage des Alters

Mit den meisten Fahrern im Feld habe er überhaupt keine Probleme, unterstrich Glock und nannte als positives Beispiel Mattias Ekströms Verhalten im Qualifying von Spielberg. "Er hat auf seiner Runde offenbar einen Haken gehabt, ich war noch auf einer schnellen Runde - da hat er mir sofort Platz gemacht", schilderte er. "Da weiß man: Der guckt in den Rückspiegel und weiß, was gerade los ist und verhält sich dementsprechend. So mache ich es auch. Es gibt aber den einen oder anderen, der das nicht so versteht, der vielleicht auch nicht die Übersicht hat." Das sei jedoch nicht alleine eine Frage des Alters und damit der Erfahrung. "Pascal Wehrlein ist noch nie irgendwie aufgefallen auf der Strecke, man hatte nie den Eindruck, dass er etwas nicht unter Kontrolle hatte oder die Übersicht fehlte." Als weiteres Gegenbeispiel zu Merhi nannte er Robert Wickens, der wie der Spanier seine zweite Saison bestreitet. "Auf der anderen Seite gibt es ein paar Fahrer, die so mit dem Fahren beschäftigt sind, dass sie für das Drumherum keine Übersicht mehr haben."

Ein junger Pilot, von dem Glock besonders viel hält, ist Teamkollege Marco Wittmann. "Er war schon in Brands Hatch stark. Er bringt es im Moment auf den Punkt und er hat nicht viel am Auto geändert, war von Anfang an happy damit", erläuterte er. Wittmann habe im Gegensatz zu ihm versucht, sich mit einer Veränderung des Luftdrucks zu steigern. "Wir haben den Schritt nicht gemacht, er hat ihn gemacht, und danach alles umgesetzt. Das hat er sehr gut gemacht und natürlich ist das auch sehr stark für uns als neues Team."