Nach zwei ersten und zwei vierten Plätzen in den Vorjahren, wollte Timo Scheider 2012 den Sprung zurück zur eins schaffen. Leider brachte der Zahlenteufel jedoch irgendetwas durcheinander und am Ende des Jahres stand mit P14 irgendwie eine enttäuschende Kombination der beiden prägenden Ziffern zu Buche. Und wäre es die 41 gewesen... Timo Scheider hätte es dieses Jahr auch nicht mehr verwundert. Von Beginn an ging beim zweifachen Meister alles schief, was nur schiefgehen konnte. Hätte man ihm beim Auftakt in Hockenheim schon verraten, dass der erste Lauf sinnbildlich für seine restliche Saison zu verstehen wäre, hätte er seinen Audi eigentlich gleich in der Garage lassen und 2013 wiederkommen können. Von der Startampel weg ging es - O-Ton Scheider, ein erfrischend offener Mann der ehrlichen Worte - 'besch... eiden' los. Schon nach wenigen Metern kachelte ihm in der Spitzkehre Ralf Schumacher in den A5.

Scheider kämpfte wie ein Löwe - nur helfen wollte es nicht, Foto: RACE-PRESS
Scheider kämpfte wie ein Löwe - nur helfen wollte es nicht, Foto: RACE-PRESS

Ein paar Runden später und viele Positionen weiter hinten kam es mit Roberto Mehri dann zum nächsten Feindkontakt - diesmal ging es nicht weiter. Voller Tatendrang ob des ernüchternden Saisonbeginns, konnte Scheider es kaum erwarten, eine Woche später in der Lausitz Wiedergutmachung zu betreiben - in Form von Rang sechs gelang dies nach einer starken Aufholjagd sogar, beunruhigend war aber die Performance am Samstag als es nur zu Startplatz zwölf reichte. Noch schlimmer lief das Qualifying in Brands Hatch - nach Position 15 auf dem an Überholstellen äußerst armen Kurs im Süden Londons, sprach Scheider von einer Katastrophe. Im Rennen wurde er zu seinem Leidwesen bestätigt. Im Mittelfeldgetümmel fiel er erst zurück, anschließend bekam er im zweiten Renndrittel Motoraussetzer und musste den Wagen an der Box abstellen.

Nur der Zandvoort-Samstag glänzt

Auf dem Red Bull Ring zeigte der Lahnsteiner anschließend seine beste Saisonleistung - doch selbst diese war bei weitem nicht frei von Zwischenfällen. Nach P16 im Qualifying arbeitete sich Scheider gut nach vorne. Bei der Anfahrt zu Kurve drei kam es dann aber zu einer Berührung mit Augusto Farfus - mit dem schlechteren Ausgang für den Audi-Piloten, der fluchend durchs Kiesbett musste und sich danach am Ende des Feldes wiederfand. Was folgte, war eine sensationelle Aufholjagd - trotz leicht beschädigtem Auto ging Scheider die Pace der Spitze mit und krönte seine Leistung mit Rang sechs im Ziel. Schon auf dem Norisring ging es in der Endabrechnung aber wieder um zehn Plätze zurück.

Im Qualifying reichte es gerade mal zum vorletzten Platz - im Regen-Chaos am Sonntag ging nach einigen Berührungen dann natürlich nicht mehr viel. Das nach eigener Aussage schlechteste DTM-Wochenende seiner Karriere, wollte der zweifache Champ in der Eifel schnellstmöglich vergessen machen - dies gelang allerdings nur bedingt, Startplatz zehn war nicht die erhoffte Verbesserung. Am Sonntag reichte es auf P9 immerhin zu Punkten - mit Kupplungs-, Reifen- und Boxenstoppproblemen liefen die Dinge jedoch einmal mehr eher schlecht als recht. Der DTM-Tross siedelte anschließend nach Holland über - das Zandvoort-Wochenende entwickelte sich für Scheider dabei zur emotionalen Achterbahnfahrt.

Am Samstag gelang wie aus dem nichts der lang ersehnte Befreiungsschlag - Pole-Position auf dem Dünenkurs! Doch wer hoch fliegt, der kann tief fallen - dieses Schicksal ereilte Scheider am Sonntag schon als die Lichter der Ampel erloschen. Der Deutsche würgte den Motor ab und weg war die gute Ausgangsposition. Nach einer Rempelei mit David Coulthard verlor er zu allem Überfluss seine Motorhaube, wodurch das eigentlich so verheißungsvoll begonnene Wochenende vorzeitig und bitter beendet wurde.

Symptomatisches Ende

Im Zeittraining von Oschersleben verfiel Scheider dann wieder ins alte Muster - es reichte nur zum 15. Startplatz, vom Zauber der Zandvoort-Pole war nichts mehr zu sehen. Immerhin ging es in einem soliden Rennen noch auf Platz zehn und somit in die Punkte nach vorne. Weniger Lohn gab es da schon in Valencia - das Ummünzen der Steigerung im Zeittraining (P7) misslang im Rennen auf Grund eines technischen Defekts. Mit Vibrationen und ohne Vortrieb musste Scheider den A5 vorzeitig abstellen. Die Wende zum Guten, sie folgte auch in Hockenheim nicht. Passend zum Jahresverlauf wurde Scheiders Auto nach dem Qualifying für untergewichtig befunden.

Die Zandvoort-Pole blieb das einzige Highlight 2012, Foto: DTM
Die Zandvoort-Pole blieb das einzige Highlight 2012, Foto: DTM

Startrang 22 war die Folge und nach einer neuerlichen Kollision mit Coulthard setzte es auch noch eine Durchfahrtsstrafe, die ein Vordringen in die Top-10 verhinderte. Am Ende stand immerhin P12 zu Buche. Für Scheider jedoch ein wenig versöhnlicher Abschluss. Aufgeben wollte der für seinen Kampfgeist bekannte Audi-Pilot jedoch nicht - allerdings forderte er vehemente Verbesserungen. "Sowohl das Gesamtpaket als auch die Konstanz von Rennstrecke zu Rennstrecke muss viel besser werden", erklärte Scheider gegenüber Motorsport-Magazin.com. 2012 habe es zu viele Höhen und Tiefen gegeben. "Das darf in so einer engen Meisterschaft nicht passieren", machte sich der Ex-Meister keine Illusionen. Es war die zweitschlechteste Saison in der DTM-Laufbahn Scheiders - und die schlechteste seit elf Jahren. 2013 - das ist der große Trost - kann es nur bergauf gehen.