Fazit der Saison 2011:

Fahrertitel, Vize-Meisterschaft und Gewinn der Teamwertung - Audi hat nach dem ernüchternden Jahr 2010 in der letzten Saison vor der BMW-Rückkehr noch einmal zurück geschlagen. Nach dem Stotterstart am Hockenheimring zeigten die Ingolstädter, dass sie in diesem Jahr Mercedes eindeutig überlegen waren. Ein Großteil der Audi-Vormacht ist mit Sicherheit den Hankook-Reifen geschuldet, die dem A4 DTM wesentlich besser standen als seinem C-Klasse-Pendant.

Dabei waren es nicht die Neuwagen, die in Ingolstadt regelmäßig für Jubelarien sorgten. Vielmehr führte Martin Tomczyk die Jahreswagen-Phalanx in überragender Manier zu insgesamt drei Saisonsiegen und zu seinem ersten Titel in der DTM nach elf Jahren. Nach der Siegesserie des neuen Champions wachten auch die Neuwagen-Piloten allmählich auf - Mattias Ekström verteidigte die Ehre und fuhr in der zweiten Saisonhälfte drei Siege ein.

Stand 2011 über Allem: Martin Tomczyk, Foto: Audi
Stand 2011 über Allem: Martin Tomczyk, Foto: Audi

An der dominanten Audi-Saison hatten - neben dem alles überstrahlenden Tomczyk - auch die Rookies gehörigen Anteil. So gelang es Edoardo Mortara (Brands Hatch, Oschersleben) und Filipe Albuquerque (Valencia), aufs Podium zu fahren. Erstaunlich: Bis auf Rahel Frey fuhr jeder der Audianer in dieser Saison mindestens ein Mal unter die Top-3. Zusammen brachten sie es auf 248 Punkte, während das Mercedes-Lager zusammen lediglich auf 142 Zähler kam.

Gleiches Bild auch an den Samstagen: In den Top-8 der Qualifyings tummelte sich in den zehn Rennen 48 Mal ein Audi-Pilot, Mercedes-Fahrer standen 32 Mal auf den ersten acht Plätzen der Startaufstellung.

Das neue Auto für 2012:

Die erste Präsentation des A5 DTM sorgte für Diskussionen in der DTM-Gemeinde. Einen Tag vor dem Show-Event im Münchener Olympiastadion hatte BMW die Presse eingeladen, der Premiere des neuen M3 DTM in den eigenen Hallen beizuwohnen. Doch während des Events flatterte eine Mitteilung aus Ingolstadt mit ersten Modell-Bildern des A4-Nachfolgers in die Postfächer. Ein Signal an die Konkurrenz, dass Audi auch 2012 die erste Geige spielen will?

Der A5 DTM zum Anfassen, Foto: Audi
Der A5 DTM zum Anfassen, Foto: Audi

Ansonsten ist über den A5 DTM, intern R17 betitelt, nicht allzu viel bekannt, nachdem die bisherigen Testfahrten wie üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne gingen. Ein paar Zahlen zur besseren Übersicht: 5,01 Meter lang ist der A5 DTM, 1,95 Meter breit und 1,15 Meter flach. Der Radstand beträgt bei allen DTM-Fahrzeugen einheitlich 2.750 Millimeter. Angetrieben wird der A5 wie sein Vorgänger von einem rund 460 PS starken V8-Motor.

Am Fahrwerk beschränken der Motorhilfsrahmen vorn und das Getriebe im Heck als Einheitsbauteile die Freiheiten der Ingenieure. Das Fahrwerk muss an diesen einheitlichen Elementen angelenkt werden. Eingeschränkt wurden auch die Möglichkeiten bei der Aerodynamik. Eine Durchströmung der Karosserie wie beim aktuellen A4 DTM und komplexe Zusatzflügel am Heck sind nicht mehr erlaubt. Doch in Ingolstadt herrscht keine Sorge. "Audi hatte in der Vergangenheit in der DTM besonders bei der Aerodynamik sehr innovative Lösungen", so Dr. Martin Mühlmeier, Leiter Technik bei Audi Sport. "Da diese Bereiche stark eingeschränkt worden sind, geht es jetzt vor allem um gute Detaillösungen, um sich Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu erarbeiten."

Die Fahrer-Frage für 2012:

Noch hält sich Audi bedeckt, ob sie wie Mercedes in der Saison 2012 acht Autos an den Start schicken werden. Vieles deutet nach der erfolgreichen Saison allerdings darauf hin, Sponsoren sollten sich finden lassen. Von Rahel Frey einmal abgesehen, zeigten die Audi-Piloten größtenteils ansprechende Leistungen - die Auswahl wird keine einfache Nuss für Dr. Wolfgang Ullrich. Jetzt stehen Gespräche mit Meister Tomczyk weit oben auf der Agenda.

Haben wohl auch 2012 zusammen Spaß: Ekström und Scheider, Foto: Audi
Haben wohl auch 2012 zusammen Spaß: Ekström und Scheider, Foto: Audi

Audi wird viel daran gelegen sein, die Nummer 1 in den eigenen Reihen zu halten. Tomczyk ist eine Institution in Ingolstadt und beteuert, zuerst mit dem bisherigen Arbeitgeber in Verhandlungen zu treten. Vieles deutet auf einen Verbleib bei Audi hin, obwohl der DTM-Veteran mit seinem Titel gleichzeitig die Karten in der Hand hält - laut Gerüchten soll er auch Gesprächen mit den anderen beiden Herstellern nicht abgeneigt sein. Mattias Ekström und Timo Scheider machen unterdessen nicht den Anschein, eine neue Herausforderung zu suchen: Der Schwede peilt 2012 seinen nächsten Titel an, Kollege Scheider dürfte sich nach seiner durchwachsenen Saison auf das neue Auto freuen.

Interessanter wird es dahinter. Weder Mike Rockenfeller noch Oliver Jarvis konnten in dieser Saison das in sie gesteckte Vertrauen bestätigen, wobei Rocky stark mit seinem ersten DTM-Sieg in Zandvoort startete, doch nach seinem schweren Unfall in Le Mans nicht mehr richtig Fuß fassen konnte. Jarvis hingegen taumelte durch die Saison und musste sich in der Gesamtwertung noch hinter Rookie Edoardo Mortara einreihen.

Mindestens ein Cockpit fällt 2012 weg und als größter Wackelkandidat gilt Frey. Die anderen dürfen zumindest hoffen. "Zunächst haben die Fahrer aus meinem Kader Priorität gegenüber jedem, der von außen kommt", betont Ullrich. Da in jedem Jahr allerdings gern durchgemischt wird, dürfte sich in der kommenden Saison der eine oder andere Neue - oder Altbekannte - den rot-silbernen Rennoverall überstreifen. Vielleicht kehrt Tom Kristensen ja ein zweites Mal nach seinem Intermezzo als Rockenfeller-Ersatz in die DTM zurück? Den neuen A5 DTM durfte er in Hockenheim schon über den Kurs pilotieren…

Wie die Chancen der verschiedenen Fahrer-Kandidaten stehen, in der kommenden Saison für Audi auf Punktejagd zu gehen, erfahren Sie in unserer Bilderserie. Klicken Sie sich einfach durch.