Fazit der Saison 2011:

Für Mercedes gab es in dieser DTM-Saison nicht so viel zu feiern wie in der erfolgreichen Saison 2010. Gelangen im vergangenen Jahr noch neun von elf möglichen Siegen, waren es 2011 nur noch drei in zehn Rennen. Sämtliche Hoffnungen ruhten bis Valencia auf Bruno Spengler, der im Verlaufe der Saison als Einziger im Meisterschaftskampf die Mercedes-Flagge hochhielt.

Der Rest der Truppe - ob altes Auto oder Neuwagen - enttäuschte fast durchgehend. Da tröstet auch Jamie Greens Sieg beim Finale in Hockenheim nur bedingt – immerhin war es ein würdiger Abschied vom erfolgreichsten DTM-Auto aller Zeiten. So erzielte Green im 159. und vorerst letzten Rennen der C-Klasse den 85. Sieg.

Dabei hatte die Saison mit Spenglers Auftaktsieg verheißungsvoll begonnen, obwohl schnell abzusehen war, dass die Audis anscheinend etwas besser mit den neuen Hankook-Reifen zurecht kamen. Den großen Mercedes-Knacks gab es beim sechsten Lauf auf dem Nürburgring - danach hagelte es bis Hockenheim II Niederlagen für Mercedes. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mercedes-Fahrer holten in der letzten Saison vor dem BMW-Comeback zusammen 142 Punkte, ihre Audi-Rivalen brachten es auf 248 Zähler.

Ohne Spengler hätte Mercedes noch mehr im Regen gestanden, Foto: DTM
Ohne Spengler hätte Mercedes noch mehr im Regen gestanden, Foto: DTM

Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Die Mercedes-Neuwagen um Spengler, Green, Paffett und Schumacher waren ihren Audi-Pendants unterlegen. Noch offensichtlicher wird die Mercedes-Misere bei den 2008er Autos mit Maro Engel als bestem "Gebrauchtwagen-Piloten": Der Münchener erzielte 2011 nur fünf Punkte - abgesehen von Rahel Frey war auf der Gegenseite Filipe Albuquerque mit neun Zählern der schlechteste der Jahreswagen-Fahrer.

Nicht nur in den Rennen war Mercedes meist unterlegen, auch im Qualifying sah es in der Breite nicht ganz so gut aus. Durch die Saison weg fanden sich in den Top-8 der Startaufstellung 32 Mal Mercedes und 48 Mal Audi. Der Mercedes-Pluspunkt: Immerhin starteten bei acht von zehn Rennen C-Klasse-Fahrer aus Reihe eins und fuhr Bruno Spengler vier Pole Positions ein – mehr als jeder andere DTM-Fahrer 2011.

Natürlich spielen Glück und Pech im Verlaufe einer langen Saison eine wesentliche Rolle, doch die C-Klasse kam mit den Hankooks einfach nicht zurecht, schaffte es nicht, die neuen Reifen ans Arbeiten zu bekommen. Daran änderte sich während der Saison auch nichts, denn die Setups der Boliden sind limitiert und der Reifenlieferant gibt recht optimale Werte sowieso an.

Das neue Auto für 2012:

Alles neu macht die kommende Saison. Mercedes schickt die über die Jahre hinweg erfolgreiche C-Klasse in Rente und tritt künftig mit dem AMG Mercedes C-Coupé an. Seit Juni 2010 schraubt die HWA AG am neuen Boliden, erste Testfahrten fanden bereits statt, bislang durften Paffett und Schumacher hinterm Lenkrad Platz nehmen. Der nächste Test steht noch in diesem Jahr im spanischen Monteblanco an.

Prominent präsentiert: Michael Schumacher und das C-Coupe, Foto: Mercedes-Benz
Prominent präsentiert: Michael Schumacher und das C-Coupe, Foto: Mercedes-Benz

Natürlich sind die Autos noch in der Entwicklungsphase und erste Tests nur bedingt aussagekräftig, doch Mercedes darf auf ein besseres Jahr hoffen: die alten Reifen wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben. Sie werden breiter und passen sich den Dimensionen der 2012er Autos an.

"Es hat mehr mechanischen Grip und ist einfacher zu fahren", beschreibt der ehemalige Formel-1-Pilot Schumacher seine ersten Testeindrücke. "Angenehm ist, dass man stets beide Hände am Lenkrad hat. Man merkt außerdem, dass der Reifen mehr verzeiht."

Die Fahrer-Frage für 2012:

Mit Bruno Spengler hat das Aushängeschild die Stuttgarter in Richtung BMW verlassen. Nun stellt sich die Frage, wer die neue Führungsperson wird und welche Fahrer das silberne Flagschiff trotz gleicher Autos anführen werden. Paffett gehört trotz einer äußerst durchwachsenen Saison zu den Leadern, auch Schumacher hat sich dank seiner zwei Podiumsplatzierungen mehr Respekt erfahren.

Dahinter folgen Green und David Coulthard. Die beiden Erstgenannten besitzen bereits Verträge für 2012 und sind aktiv in die Entwicklungsarbeit des neuen Autos eingebunden, Green hat seine Chancen mit dem Sieg in Hockenheim erhöht und Coulthard würde gern noch eine Saison dran hängen, wie er gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte. Als früherer F1-Pilot verfügt er über das entsprechende Standing, um bleiben zu dürfen. Spannend wird es dahinter.

Aktuell heißt es, dass Mercedes in der kommenden Saison acht Autos an den Start schicken will. Blieben vier Cockpits offen - darum streiten sich allerdings nicht nur Maro Engel, Christian Vietoris, Renger van der Zande sowie Susie Wolff. Roberto Mehri, der in dieser Saison die F3 Euro Series dominierte, darf das C-Coupe testen und stellt Ansprüche. "Ich bin jemand, der sich schnell auf neue Kategorien einstellen kann", so der Spanier gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Gerne wäre ich nächstes Jahr in der DTM dabei, aber noch weiß ich nicht, was 2012 geschehen wird."

Auch Nick Heidfeld wird immer wieder mit der DTM in Verbindung gebracht. Eine Möglichkeit wäre, den 33-Jährigen in der Formel 1 wieder für Mercedes GP testen zu lassen und daneben in der Tourenwagenserie einzusetzen. Allein vom Namen her würde sich Mercedes in der DTM gegen einen wie Heidfeld mit Sicherheit nicht wehren. Weitere konkrete Namen tauchten bislang noch nicht im Mercedes-Umfeld auf, doch bis zur neuen Saison ist noch etwas Zeit.

Wie die Chancen der verschiedenen Fahrer-Kandidaten stehen, in der kommenden Saison für Mercedes auf Punktejagd zu gehen, erfahren Sie in unserer Bilderserie. Klicken Sie sich einfach durch.