Die rennentscheidende Zeitstrafe gegen den #911 Porsche von Manthey ist das riesengroße Thema bei den 24h Nürburgring 2025. Erst wenige Minuten vor dem Zieleinlauf verkündeten die Sportkommissare, dass ein von Manthey eingelegter Protest abgewiesen worden ist. Damit war der Weg frei für Rowe-BMW und Schlussfahrer Kelvin van der Linde, der trotz eines Rückstandes von 22 Sekunden vom zweiten auf den ersten Platz vorrückte. Der Manthey-Crew mit ihrer 1:40-Minuten-Strafe blieb nur P2.
Manthey hätte laut eigenen Angaben die Möglichkeit gehabt, gegen den abgewiesenen Protest - aus Gründen der Unzulässigkeit, siehe Urteil weiter unten - eine Berufung einzulegen. Dann wäre der Fall - wie im vergangenen Jahr mit Rowe - gegebenenfalls vor dem DMSB-Sportgericht gelandet. Manthey habe jedoch auf diese Möglichkeit verzichtet, wie Teamgründer Olaf Manthey im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com bestätigt.
"Jetzt könnten wir Berufung einlegen, dann ginge das ans Sportgericht", sagt Olaf Manthey. "Dann gäbe es hier kein feststehendes Ergebnis, weil es ein laufendes Verfahren wäre. Das ist aus meiner Sicht für alle Teilnehmer und das Publikum draußen unsportlich. Normalerweise müsste man es zwingend machen, um hier mal ein bisschen Ordnung reinzubringen. Aber wir werden darauf verzichten, Berufung einzulegen - im Sinne des Sports."
Olaf Manthey: "Drei Fälle waren sportrechtlich völlige Fehlentscheidungen"
Die Entscheidung der Sportkommissare kritisiert Manthey, dessen Team den achten Gesamtsieg bei den 24h Nürburgring knapp verpasst hat, scharf: "Meine persönliche Meinung ist - weil ich mich auch weltweit auf der Motorsport-Bühne bewegt habe: So etwas hätte es bei einer FIA-Veranstaltung nie und nimmer gegeben. Drei Fälle waren sportrechtlich völlige Fehlentscheidungen. In unserem Fall wurde mit dieser Entscheidung sogar gegen die eigenen DMSB-Bestimmungen für die Permit verstoßen."
Was der 70-jährige Ex-Rennfahrer Manthey damit konkret meint? "Wenn du eine Permit machst, gibt es Vorschriften, die du lernen musst und bei einer Prüfung auswendig richtig beantworten musst. Darunter fällt das Fahrverhalten - wie zum Beispiel 'Moving under Braking'. Das darfst du nicht."
"Zweitens: blaue Flaggen. Das bedeutet, bei nächstmöglicher Gelegenheit überholen zu lassen. Der Mann (Estres Unfallgegner; d. Red.) hat vier blaue Flaggen überfahren. Jetzt lasse ich aber mal die blaue Flagge außen vor. Der war auf der linken Seite, Kevin ist innen reingestochen. In dem Moment, wo Kevin mit dem linken Vorderrad auf Höhe seiner Tür war, zog der rein."
Manthey weiter: "Kevin hat noch versucht zu bremsen und rechts auf die Wiese auszuweichen. Das hat aber nicht gereicht, weil der andere immer weiter rüberkam. Das ist verboten. Wenn du deine Nase laut dem Permit-Gesetz neben das Auto gesteckt hast, muss der zu Überholende dem Überholenden eine Wagenbreite Platz lassen - und das hat der nicht gemacht."
Sportkommissare: Manthey-Protest war unzulässig
Aus dem Schreiben der Sportkommissare geht hervor, dass der von Manthey eingelegte Protest zwar innerhalb der erlaubten Zeit und in korrekter Form übermittelt worden sei. Aus folgendem Grund sei der Protest jedoch unzulässig gewesen: "Die Entscheidung, gegen die protestiert wurde, enthielt eine Zeitstrafe gegen das Auto #911. Das DMSB-Rundstreckengesetz dient als Basis für die Veranstaltung. Im DMSB-Rundstreckengesetz ist unter Artikel 24 unter anderem vorgeschrieben, dass gegen eine Zeitstrafe kein Protest oder Einspruch eingelegt werden kann."
Manthey: Protest-Abweisung erst kurz vor Rennende mitgeteilt
Olaf Manthey erklärt zum eingelegten Protest: "Es war eine Rennleiter-Entscheidung, keine der Sportkommissare. Eine Rennleiter-Entscheidung kannst du nicht anfechten. Somit haben wir einen Protest bei den Sportkommissaren hinterlegt. Die haben den dann nicht angenommen - was man uns aber erst rund fünf Minuten vor dem Fallen der Zielflagge mitgeteilt hat."
Welche Konsequenzen das Team Manthey aus den Geschehnissen ziehen will, drauf will Manthey noch nicht eingehen: "Das werden wir uns in den nächsten Tagen und Wochen überlegen müssen, wie wir damit umgehen. Wie gesagt: Ich habe in meinem Leben viele FIA-Veranstaltungen mitgemacht, und da wäre das mal ganz anders gelaufen. Mehr möchte ich dazu eigentlich gar nicht mehr sagen."
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