24h Nürburgring Qualifiers: Porsche-Festspiele auf der Nordschleife

Die Porsche-Festspiele auf der Nürburgring-Nordschleife gehen nahtlos weiter: Nur eine Woche nach dem Doppelsieg beim Double-Header der NLS, heimsten die Zuffenhausener zwei weitere Erfolge auf der berühmtesten Rennstrecke der Welt ein: Porsche mit seinem derzeit stark aufgelegten Kundenteam Falken Motorsports gewann beide Läufe zu den 24h Nürburgring Qualifiers am vergangenen Samstag und Sonntag.

Bei der 'Generalprobe' zum 24h-Rennen Nürburgring (01.-02. Juni 2024) erwies sich der Porsche 911 GT3 R auf Basis der 997-Generation in den beiden vierstündigen Rennen einmal mehr als das Auto, das es zu schlagen gilt. Im Samstagsrennen, das um 17:30 Uhr begann und bei Dunkelheit beendet wurde, setzte sich der #44 Falken-Porsche (Tim Heinemann/Sven Müller) nach 27 Runden durch.

24h Nürburgring Qualifiers: Doppelsieg für Falken-Porsche

Am Sonntag (Start 13:30 Uhr) das gleiche Bild mit veränderter Fahrerpaarung: Der 911er mit der Startnummer #44, diesmal pilotiert von Lokalmatador Nico Menzel und dem Österreicher Martin Ragginger, bescherte der Falken-Mannschaft um Teamchef Sven Schnabl den zweiten Sieg am Wochenende. "So kann es gerne weitergehen", feixte Rennfahrersohn Menzel. "Ich würde jedenfalls das entsprechende Abo buchen, wenn ich könnte." Zahlreiche Teams nutzten die 24h-Qualifiers, um ihre Fahrerpaarungen für den bevorstehenden Eifel-Klassiker durchzutesten und unterschiedliche Setups zu entwickeln.

Falken-Porsche rückt mit dem Doppelsieg bei den 24h-Qualifiers sowie einem weiteren NLS-Laufsieg vor einer Woche - Menzels erster beim Heimspiel - erst einmal in den engen Favoritenkreis beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Das gilt ebenso für die 24h-Rekordsieger von Manthey, die am Wochenende beide Rennen auf dem Podium beendeten. DTM-Champion Thomas Preining und Teamkollege Ayhancan Güven, die auch in der DTM ein Duo bilden, führten den #911 Grello-Porsche auf die Plätze zwei und drei.

Audi-Podest nach später Porsche-Strafe

Im Nachtrennen am Samstag hatten sogar drei 911er das Podest erobert, doch der #33 Falken-Porsche (Julien Andlauer/Klaus Bachler) kassierte im Nachgang eine 32-Sekunden-Zeitstrafe wegen eines Gelb-Vergehens und fiel vom zweiten auf den fünften Rang zurück. Dadurch rückten der Manthey-Porsche und der Pole-Setter #16 Audi R8 LMS GT3 von Scherer Sport PHX (Frank Stippler/Christopher Mies/Ricardo Feller) automatisch auf die Plätze zwei und drei nach vorne.

"Unser Auto ist bekannt und wir haben einen ähnlichen Speed wie vergangenes Jahr", resümierte Audi- und Nordschleifen-Veteran Stippler. "In Sachen Entwicklung ist ja auch nicht viel passiert. Bei den Konkurrenten sind die Entwicklungsschritte größer. Wir müssen noch irgendwie irgendwas finden, weil wir sonst einen Ticken zu langsam sind."

Scherer Sport PHX ist es gelungen, trotz ausbleibender Audi-Unterstützung ein starkes Fahrer-Lineup mit Ex-Werkspiloten wie Christopher Mies oder Frederic Vervisch auf die Beine zu stellen. Die 'Belohnung' war eine Doppel-Pole am Samstag, doch in den Rennen war gegen die Porsche kein Kraut gewachsen. "Wir haben das Auto noch ein bisschen verbessert und nun auch alle Reifenvarianten erprobt", erklärte der neue Scherer-PHX-Teamchef Axel Randolph, der die Nachfolge von Phoenix-Gründer Ernst Moser angetreten hat.

Marciello bei Nordschleifen-Debüt mit BMW auf dem Podest

Im Sonntagsrennen bei kühlem Eifel-Wetter war es dann an BMW, sich gegen die Porsche-Dominanz aufzulehnen. Der #98 BMW M4 GT3 von Rowe Racing (Raffaele Marciello/Maxime Martin/Marco Wittmann) überquerte mit knapp zwei Sekunden Rückstand auf den Menzel/Ragginger-Porsche die Ziellinie als Zweiter. Das Schwesterauto mit der #99 (Dries Vanthoor/Sheldon van der Linde/Augusto Farfus) belegte P4.

"Nachdem wir gestern einen kleinen Unfall hatten und das Rennen nicht beenden konnten, lief es heute gut", meinte der zweifache DTM-Champion Wittmann am Sonntagnachmittag. "Auf Porsche fehlt uns noch das entscheidende Quäntchen und ich hoffe, dass wir das bis zu den 24h noch wettmachen können."

Porsche-Leiter: "Ziel ist, dass alle Hersteller ihre Leistungsfähigkeit offenlegen"

Die 24h-Qualifiers sowie der NLS-Doubleheader dienten den Teams der Topklasse SP-9 (GT3) vor allem zur Vorbereitung, boten aber auch einen sportlichen Anreiz. Nach einem komplizierten Schlüssel anhand der erzielten Leistungen und Ergebnisse konnten sich die Teams bereits einen Platz im Top-2-Qualifying am 24-Stunden-Wochenende sichern.

"Hierfür müssen die Teilnehmer bei den Qualifiers-Rennen alles geben - angesichts eines ziemlich komplizierten Bewertungssystems bleibt es lange unklar, wer sich für das entscheidende Top-30-Einzelzeitfahren am 24-Stunden-Wochenende qualifiziert hat und wer nicht", sagte Porsches GT3-Projektleiter Sebastian Golz. "Ziel ist es, dass alle Hersteller für eine faire Einstufung in der sogenannten Balance of Performance die volle Leistungsfähigkeit ihrer GT3-Rennwagen offenlegen und somit ein ausgeglichenes 24-Stunden-Rennen ermöglichen."

Ob die Teams und Hersteller bei den NLS-Läufen sowie den 24h-Qualifiers wirklich schon alle Karten auf den Tisch gelegt haben, darf traditionell bezweifelt werden. Die BoP spielt generell im GT3-Sport und auch auf der Nürburgring-Nordschleife eine ganz entscheidende Rolle. Der sensationelle Sieg 2023 von Frikadelli Racing mit dem brandneuen Ferrari 296 GT3 war nicht zuletzt auf eine vorteilhafte Einstufung zurückzuführen. Grundsätzlich ist es eine große Herausforderung, neuentwickelte Rennwagen im Wettbewerb zu nivellieren.

Frikadelli-Ferrari mit neuer Fahrerbesetzung bei 24h Nürburgring

Die Titelverteidiger um Teamchef Klaus Abbelen belegten im Samstagsrennen den sechsten Platz, am Steuer des Ferrari wechselten sich die beiden Neuzugänge Luca Ludwig (24h-Polesetter 2022) und Nicolas Varrone ab. Am Sonntag nahm Frikadelli den 296 GT3 eine Runde vor Schluss vorzeitig aus dem Rennen. "Wir hatten noch ein paar Probleme", sagte 2023-Sieger Felipe Laser, der zusammen mit Daniel Keilwitz übernommen hatte. "Vielleicht hatte das noch mit der Kollision am Anfang zu tun. Wir haben gemeinsam entschieden, dass wir das Auto lieber abstellen."

Die Kundenteams von Mercedes-AMG hielten sich bei den 24h-Nürburgring Qualifiers zurück und erzielten zwei siebte Plätze als beste Resultate. Am Samstag ging dieses Ergebnis auf das Konto des #130 GetSpeed-Mercedes (Maro Engel/Adam Christodoulou/Jules Gounon), im Sonntagslauf auf das des #4 Mercedes-AMG GT3 von HRT im Bilstein-Design (Luca Stolz/Daniel Juncadella/Maximilian Götz). "Wir sind noch nicht ganz aussortiert", stellte AMG-Veteran Engel fest. "Der neue Reifen spielt im Moment eher der Konkurrenz in die Hände."

Die Michelin-Reifen dürften auch bei Abt Sportsline unter besonderer Beobachtung stehen, nachdem die Kemptener 2023 beim Nordschleifen-Debüt mit dem Lamborghini Huracan GT3 Evo2 zwar gut mithalten konnten, aber durch zwei vermutlich unverschuldete Reifenschäden früh zurückgeworfen wurden. Bei den 24h-Qualifiers am Wochenende fuhren die Abt-Piloten Kelvin van der Linde, Marco Mapelli und Jordan Pepper in beiden Rennen auf P8. "Unser Auto läuft zuverlässig und gut, die Fahrer sind alle glücklich mit der Abstimmung - das sind vor einem 24-Stunden-Rennen gute Voraussetzungen", sagte Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk.

24h Nürburgring Qualifiers: Ergebnis SONNTAG (Top-8)

24h Nürburgring Qualifiers: Ergebnis SAMSTAG (Top-8)

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