Am vergangenen Wochenende begann die Saison der Nürburgring Langstrecken-Serie NLS auf der berühmt-berüchtigten Nordschleife. Nachdem das Samstags-Rennen von einem brutalen Unfall von Robert Wickens überschattet wurde, der glücklicherweise glimpflich ausging, gab es am Sonntag in der ehemaligen VLN-Serie ein sportliches Drama.
Der von Team Abt eingesetzte Lamborghini Huracan GT3 Evo II mit den Fahrern Kelvin van der Linde und Jordan Pepper lag vor Beginn der 28. und vermeintlich letzten Runde auf Kurs zum Sieg. Pepper führte kurz vor Ablauf der Zeit mit acht Sekunden Vorsprung auf den Grello-Porsche von Manthey EMA mit dem Fahrerduo Laurens Vanthoor und Kevin Estre.
Knappstes Finish der VLN-Geschichte: Grello-Porsche staubt Sieg ab
Doch der Porsche schloss mit Vanthoor am Steuer kurz vor Ablauf der 4-Stunden-Distanz rapide auf. Für den Lambo war es nicht nur ein Rennen gegen den Porsche, sondern auch gegen die Uhr. Pepper musste entsprechend den Funkanweisungen des Teams den Versuch unternehmen, ausreichend zu verlangsamen, um die Ziellinie erst nach Ablauf der Zeit zu überfahren. Ansonsten hätte er noch eine weitere Runde rund um die 24,358 Kilometer lange 'Grüne Hölle' zurücklegen müssen.
An Bord des Lamborghini befand sich aber nicht mehr ausreichend Sprit für eine weitere Runde, wie Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte: "Wir haben mit einem Rennen über 28 Runden kalkuliert und deshalb bei unserem letzten Stopp [nach 24 Runden, Anm. d. Red] nicht genügend Kraftstoff in den Tank gefüllt - was unser Fehler war."
Die Verlangsamungs-Taktik der Abt-Mannschaft ging jedoch nach hinten los. Pepper nahm nach der Ausfahrt aus der Hohenrain-Schikane auf die Grand-Prix-Strecke etwas zu viel Tempo heraus. Vanthoor ließ sich nicht zweimal bitten und zog wenige Meter vor der Ziellinie an dem Südafrikaner vorbei. Der Belgier hatte auf dem Weg zum Sieg auf der letzten Runde sogar die schnellste Rennrunde (7:56,473) in den Nordschleifen-Asphalt gebrannt.
Zu wenig Sprit & zu stark verlangsamt: Abt verzettelt sich doppelt
Ein Vorsprung von gerade einmal 0,042 Sekunden verhalf somit den beiden Porsche-Werksfahrern Vanthoor und Estre zum Sieg. Für die Beiden war es der sechste bzw. fünfte NLS-Erfolg, gleichzeitig bescherten sie Rekord-Sieger Manthey den 57. VLN/NLS-Sieg. Am Vortag landeten sie noch knapp geschlagen auf der zweiten Position. Gleichzeitig war es damit auch der knappste Zieleinlauf in der 48-jährigen Geschichte der prestigeträchtigen Meisterschaft.
Abt musste sich mit einer bitteren Niederlage abfinden. Besonders bitter für die Äbte: Der Porsche 911 GT3 R überfuhr die Ziellinie 1,768 Sekunden nach Ablauf der Zeit des 4-Stunden-Rennens. Pepper hätte also ohne die letzte Verlangsamung nach Hohenrain ausreichend Spielraum gehabt, um seinen Vorsprung über die Linie zu bringen, ohne eine weitere Runde hinlegen zu müssen. Tomcyzk nahm seinen Fahrer dafür in Schutz: "Jordan kann man keinen Vorwurf machen, er hat all unsere Anweisungen befolgt."
NLS 2 2024: Das Ergebnis vom Nürburgring
Das Podium in der mit fünf GT3-Wagen bestückten SP9-Pro-Klasse komplettierte mit dem 911 GT3 R von Falken Motorsport ein weiterer Porsche. Das Sieger-Fahrzeug des Samstag-Rennens überquerte die Ziellinie mit 19 Sekunden Rückstand. Während beim Saisonauftakt noch Joel Eriksson gemeinsam mit Nico Menzel den Sieg gefeiert hatte, war am Sonntag neben dem Schweden der Fichtenberger Tim Heinemann am Start. Menzel zog sich nach einem Besuch im Medical Center aus gesundheitlichen Gründen vom Rennen zurück.
Ein spannendes Finale gab es auch im Porsche-Cup. In der Cup-2-Kategorie setzte sich das Black-Falcon-Team mit den Fahrern Tobias Müller und Noah Nagelsdiek durch. Müller überholte auf der letzten Runde auf der Döttinger Höhe Peter Terting im bis dahin führenden Wagen von Mühlner Motorsport (Teamkollege: Moritz Kranz).
In der GT3-Am-Klasse (offiziell: SP9 Am) ging der Sieg an den Lamborghini von Renazzo Motorsport (Fahrer: Sak Nana, Christoph Breuer, 'Dieter Schmidtmann'). In der ebenfalls stark besetzten GT4-Kategorie, die offiziell unter der Bezeichnung SP10 läuft, setzte sich Dörr Motorsport mit einem Aston Martin Vantage GT4 durch (Fahrer: Oskar Sandberg, Aaron Weinisch, Nick Wüstenhagen).
Als einer der wenigen verbliebenen Nordschleife-Exoten fuhr der Glickenhaus SCG004c (Fahrer: Thomas Mutsch, Franck Mailleux, Lance David Arnold) als einziger Starter in der SP-X-Klasse auf dem fünften Gesamtrang ins Ziel.
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