24h Nürburgring Favoriten-Vorschau: Welche Marke gewinnt das 24-Stunden-Rennen?

Die 52. Auflage der 24h Nürburgring (30. Mai bis 02. Juni) verspricht auch in diesem Jahr wieder eine epische Schlacht zu werden. Unter den 130 Teilnehmern unterschiedlicher Leistungsklassen finden sich 25 GT3-Autos von sieben Marken sowie der Glickenhaus-Prototyp, die sich Hoffnungen auf den Gesamtsieg machen dürfen.

Die besten Aussichten in der Topklasse SP9 (GT3) haben natürlich die 17 Fahrerpaarungen der Pro-Kategorie mit reinen Rennprofis am Steuer. Motorsport-Magazin.com verschafft einen Überblick zu allen Marken und schaut, welche Chancen sie sich beim Eifel-Klassiker auf der Nordschleife ausrechnen.

Audi bei 24h Nürburgring: 3 Audi R8 LMS GT3 Evo II (2 Pro, 1 Pro-Am)

Audi-Kundenteams müssen seit diesem Jahr in Folge eines Vorstandsbeschlusses von Mitte 2023 erstmals ohne Werksunterstützung auskommen. Der technische Support bleibt bestehen, finanzielle Hilfen wurden allerdings gestrichen. Diese in Motorsport-Kreisen heftig kritisierte Maßnahme hat das Team Scherer Sport PHX (ehemals Phoenix Racing) nicht davon abgehalten, für das 24h-Rennen Nürburgring ein bockstarkes Fahrer-Lineup für seine beiden Audi R8 LMS GT3 Evo II zusammenzustellen.

Der Mannschaft um Christian Scherer und den neuen Teamchef Axel Randolph als Nachfolger von Ernst Moser ist es gelungen, frühere Audi-Asse und 24h-Sieger wie Christopher Mies oder Frederic Vervisch zurückzuholen. Ihre Teamkollegen Ricardo Feller, Markus Winkelhock, Frank Stippler und Christopher Haase haben noch Vertrag bei Audi Sport. Die beiden Scherer-Pro-Lineups vereinen zusammen gigantische elf Gesamtsiege bei den 24h Nürburgring auf sich. Ein dritter Audi R8 stammt von Juta Racing startet in der Pro-Am-Wertung.

Scherer-Sport-PHX Teamchef Axel Randolph: "Wir haben uns bei unseren Einsätzen auf der Nordschleife in diesem Jahr gut vorbereitet. Dabei haben wir einen leichten Nachteil bei der Höchstgeschwindigkeit festgestellt. Dennoch haben wir uns mit beiden Autos bereits für das Top Qualifying 2 qualifiziert. Wir vertrauen dem ADAC Nordrhein, beim 24-Stunden-Rennen zwischen allen Teilnehmern eine ausgewogene Balance sicherzustellen. Dann steht einem spannenden Rennen nichts entgegen."

Aston Martin bei 24h Nürburgring: 4 Aston Martin Vantage GT3 Evo (1 Pro, 3 Pro-Am)

Für eine Überraschung könnte Walkenhorst Motorsport sorgen, das nach dem Abschied von BMW zu Aston Martin gewechselt ist. Für die 24h Nürburgring hat die Mannschaft aus Melle mit Nicki Thiim (2023 noch im Abt-Lamborghini), David Pittard, Kuba Giermaziak und Christian Krognes ein bärenstarkes und Nordschleifen-erfahrenes Quartett für den SP9-Pro-Start zusammengestellt. Insgesamt vier Aston Martin Vantage GT3 Evo2 von Walkenhorst und Prosport Racing sind am Start.

Walkenhorst-Managing-Director Niclas Königbauer: "Wir konnten in der Vorbereitung nur überschaubare Renn- und Testkilometer auf der anspruchsvollen Nürburgring-Nordschleife abspulen aber nichtsdestotrotz gehen wir top vorbereitet und mit unserer ganzen Erfahrung ins Rennen. Ich kann unseren Fans jetzt schon versprechen, dass wir voll auf Angriff fahren werden und insbesondere mit unserem Pro-Aston Martin Vantage ganz klar das Gesamtpodium im Blick haben. Auch in den weiteren Wertungsklassen rechnen wir uns gute Chancen auf ein Top-Ergebnis aus."

BMW bei 24h Nürburgring: 3 BMW M4 GT3 (3 Pro, 0 Pro-Am)

BMW M Motorsport ist nur mit drei BMW M4 GT3 vertreten, die aber allesamt in der Pro-Wertung der SP9-Klasse antreten. Mit 20 Gesamtsiegen sind die Münchner der erfolgreichste Hersteller beim Eifel-Klassiker. BMW vertraut auf die Nürburgring-Sieger von 2020, ROWE Racing, sowie das frühere DTM- und heutige Entwicklungsteam RMG. ROWE startet mit sieben BMW-Werksfahrern.

Zwar sind einige Piloten wie Philipp Eng oder Nick Yelloly wegen eines zeitgleichen IMSA-Rennens verhindert, dafür tragen erstmals die Neuzugänge Raffaele Marciello und Robin Frijns die BMW-Farben beim Langstrecken-Klassiker. RMG aus Niederzissen fährt mit den früheren Junioren und heutigen Werksfahrern Max Hesse und Dan Harper sowie Charles Weerts.

BMW-Motorsportchef Andreas Roos: "Nach Platz zwei im vergangenen Jahr lautet unser Ziel nun, die Erfolgsgeschichte von bisher 20 Siegen bei den 24h Nürburgring fortzuschreiben. Die Vorbereitungszeit war in diesem Jahr recht kurz. Doch wir konnten bei Tests und bei den Qualifiers viel wichtige Arbeit leisten, und unsere beiden Teams, das BMW M Team RMG und ROWE Racing, sind echte Nordschleifenspezialisten. Dazu kommt das starke Aufgebot unserer zehn BMW M Werksfahrer, das viel Erfahrung bei diesem speziellen Rennen und sehr guten Speed im BMW M4 GT3 vereint. Wenn uns nun noch das nötige Rennglück hold ist, haben wir sehr gute Chancen."

Ferrari bei 24h Nürburgring: 1 Ferrari 296 GT3 (1 Pro, 0 Pro-Am)

Lokalmatador Frikadelli Racing geht dieses Jahr als einziges Team mit einem Ferrari 296 GT3 an den Start und will seinen sensationellen Gesamtsieg von 2023 wiederholen. Im Auto mit der Startnummer #1 ('Bella 2.0') ist mit Felipe Laser nur noch ein Fahrer aus dem Vorjahres-Siegerquartett weiter an Bord. Rennfahrer-Sohn und Nordschleifen-Experte Luca Ludwig, GT3-Veteran Daniel Keilwitz und Nicolas Varronne aus Argentinien stoßen neu hinzu.

Frikadelli-Teamchef Klaus Abbelen: "In der Vorbereitung auf das diesjährige 24h-Rennen lag unser Fokus vor allem darauf, dass wir uns an die neuen Michelin Reifen gewöhnen und uns ein gutes Basis-Setup erarbeiten. Noch dazu war es wichtig, die drei neuen Piloten in unser Team zu integrieren. In den bevorstehenden Trainingssitzungen werden wir nun versuchen, das Setup unter den dann vorherrschenden Streckenbedingungen noch einmal bestmöglich zu optimieren, um dann gut gerüstet ins Top-Qualifying sowie ins 24h-Rennen zu gehen."

Lamborghini bei 24h Nürburgring: 2 Lamborghini Huracan GT3 Evo2 (1 Pro, 1 Pro-Am)

Nach dem letztjährigen Ferrari-Erfolg hofft diesmal auch Lamborghini, etwas Zählbares aus der Eifel mitzunehmen. Das aus der DTM bekannte Team Abt Sportsline steht vor seinem zweiten Ring-Start mit dem Lamborghini Huracan GT3 Evo2 und vertraut dem Fahrer-Trio bestehend aus Kelvin van der Linde, Jordan Pepper und Marco Mapelli. Red Bull ist als Hauptsponsor für das auffällige Fahrzeugdesign verantwortlich. Die Nürburgring-Veteranen von Konrad Motorsport sind erneut mit einer älteren Version des GT3-Huracan dabei und starten in der Pro-Am-Wertung.

Ex-DTM-Champion und Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk: "Wir haben uns in den vergangenen Monaten auf der Rennstrecke und zu Hause in Kempten akribisch auf diese Tage vorbereitet und sind bereit für die Nordschleife. Schon bei dem Comeback von Abt im Vorjahr waren wir auf Anhieb konkurrenzfähig, jetzt haben sowohl die Fahrer als auch das Team noch mehr Erfahrung mit dem Auto gesammelt. Kelvin, Marco und Jordan fühlen sich wohl im Auto, was ein wichtiger Faktor für das Rennen ist. Erwartungen sind bei einem 24-Stunden-Rennen und dann auch noch auf der Nordschleife schwierig zu formulieren. Aber natürlich ist es unser Ziel, ganz vorn und um den Sieg mitzufahren."

Mercedes-AMG bei 24h Nürburgring: 6 Mercedes-AMG GT3 (4 Pro, 2 Pro-Am)

Die Affalternbacher schicken wie Porsche sechs GT3-Fahrzeuge an den Start, davon vier unter dem reinen Pro-Banner - und das im 130. Motorsport-Jahr der Marke mit dem Stern. Die erfahrenen Teams HRT/Bilstein und GetSpeed starten mit je zwei Mercedes-AMG GT3 in der Pro-Wertung, dazu gesellt sich je ein Pro-Am-Entry von Schnitzelalm Racing und HRT. Es wäre mal wieder an der Zeit für einen Gesamtsieg: Der letzte Mercedes-Triumph beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring datiert auf das Jahr 2016.

Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing: "Wir sind trotz überschaubarer Vorbereitungszeit optimistisch, an diesem Wochenende um den Gesamtsieg mitfahren zu können. Unsere Teams und Fahrer verfügen über die nötige Erfahrung und wissen genau, worauf es auf der Nordschleife ankommt. Es gibt hier viele Unwägbarkeiten, wie das typische Eifelwetter. Wir müssen nicht nur schnell sein, sondern vor allem die richtigen Entscheidungen treffen, um am Ende ganz oben zu stehen."

Porsche bei 24h Nürburgring: 6 Porsche 911 GT3 R (5 Pro, 1 Pro-Am)

Porsche reist nach den bisherigen Resultaten als Favorit zur 52. Auflage des 24h-Rennen Nürburgring: Porsche 911 GT3 R haben alle bisherigen NLS-Rennen sowie die 24h Qualifiers gewonnen. Mit sechs GT3-Neunelfern der Teams Falken, Manthey, Dinamic, Lionspeed und Renauer stellen die Zuffenhausener zusammen mit Mercedes-AMG das größte Kontingent aller Marken in der SP9-Wertung. Die fünf Pro-Entrys werden angeführt von den siebenmaligen Nürburgring-Gesamtsiegern Manthey, dessen Grello von Laurens Vanthoor, Thomas Preining, Kevin Estre und Ayhancan Güven gesteuert wird.

Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3: "Die Vorbereitung auf 2024 begann schon direkt nach dem 24-Stunden-Rennen des vergangenen Jahres. Wir haben mit Hochdruck daran gearbeitet, die letztjährigen Reifenschäden zusammen mit den Herstellern zu verstehen. Auf intensive Analysen folgten entsprechende Maßnahmen. Beim Saisonauftakt 2024 hat sich gezeigt, dass wir zusammen gute Arbeit geleistet haben. Unsere Teams und Fahrer sind zufrieden mit der Fahrzeugbalance. Jetzt müssen wir zum Rennen die Routinen abrufen und unser Augenmerk auf ein fehlerfreies Durchkommen legen."

24h Nürburgring 2024: Starterliste SP9-Klasse (Pro/Pro-Am/SP-X)