Mit dem Formel-1-Einstieg von Audi zum Jahr 2026 steht jetzt auch offiziell fest: Das bereits begonnene LMDh-Projekt für die einst geplante Rückkehr zu den 24 Stunden von Le Mans wird eingestellt. Das gab der Autobauer aus Ingolstadt im Zuge des F1-Einstieges am Rande des Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps bekannt.

Für das Formel-1-Programm bündele Audi Sport seine Kräfte, hieß es in einer Pressemitteilung am Freitagmorgen. Das Dakar-Werksprogramm will Audi unterdessen fortsetzen. Wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtet hatte, verlässt der bisherige Motorsportchef Julius Seebach zum 01. September 2022 diesen Posten und wechselt in die Technische Entwicklung der Audi AG, wo er direkt an Technikvorstand Oliver Hoffmann berichtet.

Nachfolger von Seebach wird zum 01. September der im Motorsport erfahrene Rolf Michl, seit Februar Chief Operating Officer Racing bei Audi Sport und zuvor bei Abt Sportsline. Er bildet zusammen mit Dr. Sebastian Grams die Geschäftsführung der Audi Sport GmbH.

"Wir sind glücklich mit dem Dakar-Projekt", sagte Audis Technik-Vorstand Oliver Hoffmann während einer Pressekonferenz in Spa. "Wir waren der erste Hersteller mit einem elektrischen Antriebsstrang und haben das klare Ziel, die Rallye Dakar zu gewinnen. Das Dakar-Programm werden wir auch in den kommenden Jahren haben. Zudem sind wir erfolgreich im GT-Sport und mit Audi Sport customer racing und haben uns für die kommenden Jahre zum Kundensport bekannt."

LMDh tot - Rast und WRT zu BMW

Das am 30. November 2020 von Audi Sport angekündigte LMDh-Projekt mit geplanten Starts in der WEC (24h Le Mans) und in der IMSA (24h Daytona) galt in der Szene seit geraumer Zeit als tot. Die Arbeiten am halbfertigen Prototypen wurden zunächst im März dieses Jahres für mehrere Monate auf Eis gelegt, wie Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet hatte. Jetzt ist endgültig Feierabend.

Audi startet ab 2026 in der Formel 1! Aber mit welchem Team? (09:27 Min.)

Mit der LMDh-Einstellung verlor Audi Sport gleichzeitig den dreifachen DTM-Champion Rene und Rast und das belgische Erfolgs-Team WRT, die beide für das Projekt vorgesehen waren und inzwischen zur Konkurrenz von BMW M Motorsport gewechselt sind. Der Autobauer aus München steigt 2023 in die IMSA ein und startet ab 2024 auch in der WEC. In der neuen Prototypen-Klasse trifft BMW auf Porsche, Cadillac und Acura sowie ab 2024 auf Lamborghini und Alpine.

LMDh-Partner Porsche: Müssen wir akzeptieren

Zunächst war eine LMDh-Kooperation zwischen Audi und VW-Konzernschwester Porsche geplant. Jetzt steht der Autobauer aus Zuffenhausen, der den V8-Motor für beide Projekte hätte liefern sollen, alleine da. Mit Multimatic stand zudem der Chassis-Lieferant für beide Marken fest.

In einem Interview für die Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com sagte vor einer Weile Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach: "Audi hat das Projekt auf Eis gelegt. Synergien sind damit momentan nicht mehr vorhanden. Wir hatten das Projekt gemeinsam gestartet. Jetzt gab es Gründe, warum man in Ingolstadt entschieden hat, erst einmal nicht weiterzumachen. Das ist eine souveräne Entscheidung von Audi und die müssen wir akzeptieren. Dass man sich dann erst einmal fragt, wie es weitergeht, ist ganz normal. Das darf man aber nicht überbewerten."

Der mit 19 Le-Mans-Siegen erfolgreichste Hersteller kehrt 2023 mit einem LMDh-Auto zurück in die WEC inklusive des 24-Stunden-Klassikers. Zusammen mit Einsatz-Team Penske engagiert sich Porsche zudem in der IMSA-Serie mit dem 24-Stunden-Rennen von Daytona als Saisonhighlight. Nach der Projekt-Ankündigung im Dezember 2020, war Porsche der erste Hersteller, der seinen LMDh auf die Strecke brachte.

Im Februar 2022 legte das Auto in Barcelona mehr als 2.000 Kilometer zurück. Weil Porsche so früh dran war, dient das Testauto gleichzeitig als Entwicklungsträger für das einheitliche Hybridsystem. Bei der Wahl des Motors entschieden sich die Porsche-Ingenieure für einen V8-Biturbo basierend auf dem Aggregat des damaligen Porsche RS Spyder mit seinen 3,4 Liter Hubraum.

Hypercar/LMDh-Hersteller im Überblick

Hypercar (LMH)Le Mans Daytona hybrid (LMDH)
Toyota Gazoo Racing (seit 2021)
Glickenhaus (seit 2021) Porsche (ab 2023)
Alpine (2021-2023) BMW (ab 2023)
Peugeot (ab 2022) Acura (ab 2023)
Ferrari (ab 2023) Cadillac (ab 2023)
Alpine (ab 2024)
Lamborghini (ab 2024)

Bei LMDh-Autos gibt es mit Blick auf die Kosten zahlreiche Einheitsbauteile. Das Chassis können Autobauer aus der Palette der LMP2-Hersteller Dallara, Multimatic, Oreca oder Ligier wählen. Das einheitliche Hybridsystem (nur an der Hinterachse) stammt von Bosch, hat eine Dauerleistungsauslegung von 50 kW und rekuperiert mit bis zu 200 KW. Die Batterie kommt von Williams Advanced Engineering und das Getriebe von Xtrac.

Die Wahl des LMDh-Verbrennungsmotors ist frei in den Bereichen Hubraum, Bauform und Zylinderzahl. Die Höchstdrehzahl darf maximal 10.000 Umdrehungen pro Minute betragen und das Aggregat muss ein Mindestgewicht von 180 Kilogramm auf die Waage bringen.