In Monza war mit dem W14 mit "Scheunentor"- Konfiguration (O-Ton Toto Wolff) nicht mehr als P5 (George Russell) und P6 (Lewis Hamilton) möglich. Der Mercedes kämpft wie schon in Spa auf Low-Downforce-Strecken. Hoffnungsschimmer Singapur: Was ist auf dem schnellen Stadtkurs für die Silberpfeile möglich?

Hamilton: Zählen schon die Tage bis Saisonende

"Das ist einfach schmerzhaft für uns", beschreibt Lewis Hamilton sein Rennen in Monza. Dritte Kraft, keine Chance aufs Podium - das entspricht nicht dem Anspruch eines Teams, das von 2014 bis 2021 acht Konstrukteurstitel gewann. "Wir zählen einfach nur mehr die Tage runter bis Februar." Der W15 soll es dann richten.

Positiv: Monza soll das schlechteste Rennen für Mercedes gewesen sein, von nun an geht’s bergauf. Beginnend in Singapur. "Wenn wir unseren High-Downforce-Flügel aufschnallen, sind wir normalerweise immer besser", meint der Brite. Nachsatz: "Ich hoffe, dass ich Recht behalte."

Russell: Singapur sollte besser werden

Auch George Russell ist für Singapur vorsichtig optimistisch. "Wir müssen verstehen, warum wir ein so großes Delta zwischen High- und Low-Downforce Strecken haben. Auf Strecken wie Spa, Monza, Baku und sogar Österreich, wo etwas mehr Flügel gefahren wird, haben wir immer Probleme", analysiert er. "Bei mehr Abtrieb sind wir schneller. Wir müssen verstehen, warum wir da konkurrenzfähiger sind."

"Wir haben einigen Grund zur Annahme, dass das Auto besser funktioniert. Singapur verlangt ein maximales Level an Abtrieb, und auf Strecken wie Barcelona, Budapest und Zandvoort waren wir ziemlich stark", meint Andrew Shovlin im Mercedes Debrief Video von Monza. "Wir hoffen, dass wir hier ein bisschen schneller sind, und um Podien kämpfen können."

Mercedes: Viele Herausforderungen, trotzdem Top-3?

Der Marina Bay Circuit präsentiert sich 2023 mit neuem Layout: Eine längere Gerade statt mehrerer Kurven zwischen T14 und T20, 4,928 statt 5,065 Kilometer und potenziell mehr Überholmöglichkeiten. "Der Asphalt ist sehr abrasiv, und wir haben die weichsten Reifenmischungen - es wird für die Reifen ein ziemlich hartes Rennen", meint der Mercedes Trackside Engineering Director.

"Es ist ein holpriger Straßenkurs, dazu kommt, dass das Rennen bei Nacht stattfindet", so Shovlin. "Viele Herausforderungen für uns. Aber wie ich schon sagte: Wir sind optimistisch, dass wir hier eine starke Leistung zeigen können." Deja-Vu zum Vorjahr. Spoiler Alert: Obwohl Max Verstappen ein Katastrophen-Wochenende erlebte, gewann am Ende mit Sergio Perez wieder ein Red Bull.

2022 schrammte Lewis Hamilton um fünf Hundertstel an der Pole vorbei, bevor er im Rennen frontal in Kurve sieben gegen die Barriere krachte. Frontflügel gebrochen - nur P9 als Endergebnis. Noch schlechter lief es nur für den Teamkollegen: Mysteriösen Defekten im Qualifying folgte ein unglückliches Duell mit Mick Schumacher und ein aufgeschlitzter rechter Hinterreifen - Ausfall.

Wolff: Mehr Downforce, mehr Party? Nicht unbedingt

"Natürlich könnte ich sagen: 'High Downforce - Hurra! Wir werden nächstes Wochenende oder in zwei Wochen direkt hinter Red Bull sein.' Aber die Wahrheit ist, man weiß es nicht", ist Toto Wolff eher vorsichtig mit saisonübergreifenden Voraussagen. "Von P2 bis P6 sind alle ziemlich nah beieinander - wir, Ferrari, McLaren und Aston Martin."

In Monza war Mercedes klar hinter Ferrari dritte Kraft. "Aber wir punkten konstant mit beiden Autos, wir sind solide Zweiter in der Konstrukteurs-WM und hoffentlich mit Lewis bald Dritter in der Fahrerwertung. Wir machen den bestmöglichen Job mit einem Auto, dem Performance fehlt", betont Toto Wolff. Mit oder ohne Scheunentor.