Am Ende wurde es ein kontrolliert-lockerer Sieg für Kalle Rovanperä bei der Rallye Schweden. Der Toyota-Pilot konnte am Sonntag mit über zwanzig Sekunden Vorsprung entspannt ins Ziel fahren, nachdem sein Teamkollege Elfyn Evans sich mit Abflügen am Samstagabend und am Sonntagvormittag aus dem Rennen um den ersten Platz genommen hatte.

Rovanperä übernimmt damit die WRC-Gesamtführung bei der ersten Rallye seit 2006, die ohne den Dauersiegern Sebastien Loeb und Sebastien Ogier über die Bühne ging. Hinter ihm komplettierten Thierry Neuville und Rückkehrer Esapekka Lappi, der für Toyota sein erstes WRC-Event seit Finnland 2021 bestritt, das Podium. Hyundai-Pilot Ott Tänak fiel mit Defekt früh aus dem Siegkampf, konnte aber Powerstage-Bonuspunkte retten.

WRC Schweden - Tag 1: Neuville führt in Sekundenschlacht

Auf für das WRC-Feld größtenteils unbekannten Wegen begann die Rallye Schweden 2022. Das Event war weiter nach Norden, auf extrem schnelle Strecken, verlegt worden, und bot dieses Jahr wieder eine annehmbare Menge Schnee. Ott Tänak eröffnete die Rallye mit der ersten Bestzeit, aber der erste Tag entwickelte sich schnell zu einer Schlacht um Sekunden, an dem die Gesamtführung von WP zu WP stetig wechselte.

Ford, in Monte Carlo noch mit Teilzeit-Pilot Sebastien Loeb siegreich, verabschiedete sich früh aus der Gleichung. Nummer-eins-Pilot Craig Breen versenkte seinen Puma auf der zweiten WP zweimal in eine Schneebank, damit war sein Tag vorbei. Tänak folgte ihm bald: Erst verlor er auf der dritten WP seine Front-Stoßstange, ehe sein Hyundai vor der sechsten WP mit einem Hybrid-Problem den Geist aufgab.

Vorne blieben es Lücken im Sekundenbereich. Thierry Neuville übernahm mit einer starken letzten Nacht-Prüfung schließlich knapp die Führung vor dem Toyota-Dreigespann Rovanperä, Evans und Lappi. Letzterer übernahm hier den in Monte Carlo noch von Sebastien Ogier pilotierten dritten Toyota und tastete sich langsam an das neue WRC-Gerät heran. Hyundais Youngster Oliver Solberg hatte zu Beginn des Tages noch mithalten mögen, doch je länger es dauerte, desto weiter rutschte er zurück.

WRC Schweden - Tag 2: Rovanperä legt Grundstein

Neuvilles Führung hielt nicht lange. Am Samstag gaben Rovanperä und Evans vom Vormittag weg das Tempo vor. Es kristallisierte sich ein Zweikampf um die Gesamtführung heraus. Neuville landete bei dem Versuch mitzuhalten in der elften Prüfung erst nach einem Verbremser im Notausgang, und laborierte dann an einem Hybrid-System, was ihn auch hinter Lappi zurückwarf.

Rovanperä blieb am Nachmittag konstant, und erhöhte so den Druck auf die Konkurrenz, die weitere Fehler machte. In der ersten Nacht-Prüfung des Tages touchierte Neuville eine Schneebank und sah sich danach nicht imstande, Rovanperäs Pace zu halten. Evans bemühte sich auf der letzten Prüfung des Tages dennoch, was in einem dramatischen Finish endete: In der letzten Kurve versenkte er seinen Toyota in einer weichen Schneebank, blieb aber auf dem Gas und fuhr durch die Schneebank und das Zeitnahme-Equipment hindurch ins Ziel.

WRC Schweden - Tag 3: Evans bestraft, abgeflogen und defekt

Damit hatte Evans es zwar vermieden, trotz des Abfluges Zeit zu verlieren - aber die Rallye-Stewards urteilten nach Untersuchung, er habe inkorrekt die Prüfungsstrecke verlassen. Das bedeutete zehn Strafsekunden für Evans, und plötzlich einen großen Vorteil für Rovanperä zum Start des Sonntages.

Als Evans versuchte, das Defizit gegen den bislang praktisch fehlerlosen Rovanperä mit Aggression aufzuholen, versenkte er seinen Toyota auf der drittletzten Prüfung schließlich bei hohem Tempo in einer Schneebank. Mit beschädigtem Auto und einem weiteren Defekt am Hybrid-System musste er schließlich aufgeben.

Das garantierte Rovanperäs Sieg, den er mit 22 Sekunden ins Ziel brachte. Neuville, der am Sonntagvormittag endlich wieder Pace und Vertrauen fand, holte sich mit drei guten Abschlussprüfungen den zweiten Rang. Esapekka Lappi brachte den dritten Platz beim WM-Comeback über die Linie. Abgeschlagen komplettierten Takamoto Katsuta (Toyota), Gus Greensmith (Ford), und Oliver Solberg (Hyundai) die WRC-Wertung.

Ott Tänak rettete fünf Powerstage-Punkte mit der letzten Bestzeit vor Rovanperä, Neuville, Katsuta und Breen. Andreas Mikkelsen gewann die WRC2-Wertung vor Ole Christian Veiby und Janne Huttunen.