Porsche führt das 10-Stunden-Rennen der WEC beim Saisonauftakt in Katar zur Halbzeit an. Der #6 Penske-Porsche 963 (Estre, Lotterer, Laurens Vanthoor) lag nach 156 Runden an der Spitze des Starterfeldes der 19 Hypercars von neun Herstellern. Seit der zweiten Rennstunde sammelt die #6, aktuell mit dem dreifachen Le-Mans-Sieger Andre Lotterer am Steuer, fleißig Führungskilometer, während die Hypercar-Konkurrenz von Ferrari und Toyota strauchelt.
Lotterer hatte den LMDh-Porsche nach Doppelstints seiner Teamkollegen Laurens Vanthoor und Kevin Estre übernommen und führte mit rund einer halben Sekunde vor dem #93 Peugeot 9X8 seines früheren Formel-E-Teamkollegen Jean-Eric Vergne, der sich das Werksauto mit Nico Müller und Mikkel Jensen teilt. "Der Porsche ist definitiv schneller als wir", sagte Vergne. "Dass wir mit ihnen kämpfen können, ist ziemlich beeindruckend. Hoffentlich schaffen wir es heute aufs Podium und können Porsche eine harte Zeit bereiten."
Porsche-Ass Estre hadert mit dem Verkehr
Der deutschsprachige Franzose Estre, nachdem er Lotterer den #6 Porsche übergeben hatte: "Das Auto ist gut, aber wir gerieten in den Verkehr mit einem überrundeten Hypercar. Manche Autos brauchten zu lange, um mich vorbeizulassen, unter hinter den überrundeten Autos nutzt du die Vorderreifen ab. Manche respektieren die blauen Flaggen nicht, ein anderes Mal wurde keine Flaggen gezeigt. Man fühlt, dass sich alle noch etwas aneinander gewöhnen müssen."
Während vor allem Porsche bislang eine blitzsaubere Leistung abliefert und mit dem JOTA-Kundenauto #12 (Stevens, Ilott, Nato) auf Platz drei ein weiteres heißes Eisen im Feuer hat, gerieten die Hypercars von Ferrari und Toyota in Schwierigkeiten. Der zu Beginn führende #50 Ferrari 499 P (Fuoco, Molina, Nielsen) fiel nach einer Durchfahrtstrafe (Molina überfuhr weiße Linie am Boxeneingang) frühzeitig zurück und belegte zur Rennhälfte den 15. Platz.
WEC in Katar: Bisher erst zwei Full-Course-Yellows
Das #51-Schwesterauto der amtierenden Le Mans-Sieger (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) musste nach einem Kontakt mit einem GT3-McLaren einen ungeplanten Boxenstopp einlegen und die lädierte Heckpartie inklusive der Motorabdeckung austauschen. Der frühere Formel-1-Pilot Antonio Giovinazzi fuhr der Spitze nur an 18. Position liegend hinterher. Der Kontakt hatte die erste von bislang zwei Full-Course-Yellow-Phasen ausgelöst, die zweite erfolgte wegen herumliegender Teile auf der Strecke.
Die besten Chancen auf ein versöhnliches Ergebnis können sich die Italiener derzeit ausgerechnet mit dem neuen Kunden-Auto, dem gelb lackierten #83 Ferrari 499 P von AF Corse, ausrechnen. Der Russe Robert Shwartzman lag zur Halbzeit an vierter Stelle und teilt sich das Hypercar mit Robert Kubica sowie Yifei Ye.
Toyota hadert weiter: "Wir haben nicht die Pace"
Aktuell ebenso chancenlos wie die Werks-Ferrari wirken die beiden Toyota GR010 Hybrid auf den Plätzen fünf (#7 mit Conway, Kobayashi, de Vries) und neun (Buemi, Hartley, Hirakawa). Die Japaner hadern seit den Testfahrten zu Beginn der Woche mit der Pace ihrer Weltmeister-Autos und führend die Probleme auf das erhöhte BoP-Gewicht zurück. Die Toyota sind mit 1.089 Kilogramm die schwersten Autos im Feld und erhielten im Vergleich zum letztjährigen Saisonfinale zudem eine Leistungsreduzierung.
"Uns fehlt die Pace", sagte der frühere Formel-1-Fahrer und Le-Mans-Sieger Brendon Hartley nach seinem Stint. "Ich habe meine Reifen schon gestern im Qualifying beschädigt und hatte Angst, dass das heute wieder passieren würde. Wir kämpfen weiter, aber haben nicht die Pace der anderen und müssen auf Fehler der Konkurrenz hoffen. Wir sind schon eine Runde zurück, es sieht nicht gut aus."
BMW und Schumacher-Alpine im hinteren Feld
Bisher kaum in Erscheinung traten die WEC-Neueinsteiger von Alpine, BMW und Lamborghini. Im #36 Alpine A424 (Schumacher, Lapierre, Vaxiviere) drehte Mick Schumacher seine ersten Runden in einem Langstrecken-Rennen und lag bei den teaminternen Rundenzeiten im Mittel. Der Ex-Formel-1-Fahrer legte bislang 64 Runden zurück und saß 1:50 Stunden am Steuer. Die #36 belegte zur Rennhälfte mit Matthieu Vaxiviere im Cockpit den elften Platz direkt vor dem Schwesterauto unter anderem mit dem Österreicher Ferdinand Habsburg.
Hinter den Alpine lagen die beiden von WRT eingesetzten BMW M Hybrid V8 auf den Plätzen 13 und 15. Der DTM-Meister von 2022, Sheldon van der Linde im #20 BMW (Van der Linde, Rast, Frijns) lag vor dem #15-Schwesterauto (Dries Vanthoor, Marciello, Wittmann), derzeit mit dem zweifachen DTM-Champion Marco Wittmann hinter dem Steuer. Der neue Lamborghini SC63 fuhr dahinter mit Mirko Bortolotti bei 3 Runden Rückstand an 16. Position.
Das Schlusslicht hinter dem #94 Peugeot (Startkollision, 16 Runden zurück) bildete wenig überraschend das einzige neue LMH-Hypercar im Starterfeld von Isotta Fraschini (Serravalle, Wattana Bennet, Vernay). Das Team, bei dem nur Jean-Karl Vernay über größere Motorsport-Erfahrung verfügt, hatte nach fünf Stunden bereits 26 Runden Rückstand und kassierte zwischenzeitlich eine 200 (!)-Sekunden-Boxenstoppstrafe wegen eines technischen Vergehens.
LMGT3-Klasse: Aston Martin vorne, Rossi dreht erste Runden
In der LMGT3-Kategorie führte nach 162 Runden der #27 Aston Martin Vantage von Heart of Racing (James, Mancinelli, Riberas). Die Briten liefern sich seit mehreren Stunden ein Spitzenduell mit dem #92 Porsche 911 GT3 R von DTM-Champion Manthey (Malykhin, Sturm, Bachler).
Der #46 BMW M4 GT3 mit Motorsport-Superstar Valentino Rossi belegte den fünften Rang. Der Italiener sagte nach seinem WEC-Debüt und eineinhalb Stunden im Auto: "Ich fühle mich gut. Vor allem in meinem ersten Stint war ich schnell und konnte die Pace halten. Im zweiten Stint war es ein bisschen schwieriger, weil sich die Strecke anders anfühlt und ich mehr im Verkehr steckte. Wir sind jetzt in den Top-5 und wollen ums Podium kämpfen. Aktuell sieht es aber nicht so aus, als ob wir stark genug dafür sind."
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