Die neue Hypercar-Klasse der FIA WEC und bei den 24h von Le Mans samt ihrer Schwesterkategorie LMDh wirft bereits deutlich ihre Schatten voraus. Das Konzept wirkt für Hersteller interessant. Nun äußert sich mit Ferrari eine weitere Marke dazu.

Ferrari ist aktuell mit dem 488 in der GTE-Pro-Klasse werksseitig vertreten, kann sich aber offenbar ebenfalls den Schritt in die neue Hypercar-Klasse vorstellen. "Ferrari blickt sehr genau auf die Entwicklungen in der neuen Top-Kategorie des Langstrecken-Sports. Wir haben mit einer technischen Analyse begonnen, in der wir die Pros und Contras des technischen Reglements evaluieren", bekennt der Leiter von Ferraris GT-Racing-Abteilung, Antonello Coletta, im Gespräch mit Sportscar365.

Noch gibt man sich für ein umfassendes Bild ein wenig Zeit. Der eigene Fahrplan sieht vor, im Laufe dieses Jahres zu einer Entscheidung zu kommen. "Bis zum Saisonfinale [der WEC-Saison, Anm. d. Red.] wollen wir in der Lage sein, zu entscheiden, ob wir es in dieser Kategorie versuchen und in welcher Konfiguration", verrät Coletta. Damit lässt man sich bei Ferrari auch noch die Möglichkeit eines Einstiegs in die LMDh-Klasse offen.

LMH/LMDh: Ferrari wartet auf finales Reglement

Auch den DPi-Nachfolger LMDh schließt Ferrari nicht aus, Foto: LAT Images
Auch den DPi-Nachfolger LMDh schließt Ferrari nicht aus, Foto: LAT Images

Diese LMDh-Klasse ist Bestandteil der Konvergenz der Top-Klassen aus WEC und IMSA, die im Rahmen der 24h von Daytona 2020 verkündet wurde. Sie wird die aktuelle DPi-Kategorie beerben, in der die teilnehmenden Hersteller ein LMP2-Chassis als Basis verwenden und dieses überarbeiten. Erste Details zum LMDh-Reglement wurden im Mai verkündet, wenige Tage danach erfolgte zur Performance-Angleichung ein Update der LMH-Regeln.

Das finale technische Reglement steht jedoch noch nicht fest. Auch das ist ein Grund, warum Ferrari noch abwartet mit der Entscheidungsfindung. "Wir warten auf den Abschluss unserer Analyse und darauf, dass die Organisatoren alle Regeln genau definieren. Es gibt noch keine konkreten Vorschläge, da wir erst in der Scouting-Phase sind. Es gab Änderungen in den technischen Spezifikationen beider Klassen. Heute ist es noch zu früh zu sagen, welche attraktiver ist", mahnt Coletta zur Geduld.

"Wir führen diese Evaluation jetzt durch, so wie das glaube ich alle Wettbewerber machen", verweist Coletta auf die Vorgehensweise anderer Interessenten. Zu diesen gehört unter anderem Peugeot, die zwar eine Rückkehr angekündigt haben, sich aber noch nicht für eine konkrete Klasse entschieden haben. Auch Porsche hat sein Interesse bekundet und sogar eine Konzeptstudie für ein mögliches LMDh-Fahrzeug in Auftrag gegeben.

WEC: Ferrari wohl lieber mit eigenem Hypercar

Gleichzeitig deutet Coletta an, in welche Richtung das Pendel bei Ferrari ausschlagen könnte: "Offensichtlich ist Ferrari ein Hersteller, also würde es gerne auch komplette Fahrzeuge bauen. Wenn sich Ferrari für ein Hypercar entschließt, wäre es schon sehr eigenartig, sich das Chassis von einem externen Hersteller einzukaufen." Coletta schränkt aber ein: "Es ist jetzt noch zu früh, um etwas Definitives zu sagen."

In der neuen Top-Klasse der Langstrecken-WM würde Ferrari dann auf jeden Fall auf Toyota, Peugeot, Glickenhaus und ByKolles treffen. Dieses Quartett hat seine Teilnahme schon bestätigt. Porsche arbeitet, wie schon erwähnt, an einer LMDh-Konzeptstudie. Aston Martin hat im Winter sein Hypercar-Projekt mit dem Valkyrie auf Eis gelegt und nach hinten verschoben. Interesse wird zudem beispielsweise auch McLaren nachgesagt.