Derzeit wird kein anderes Thema in der Sportwagen-Welt derart heiß diskutiert wie das zukünftige Reglement der Prototypen-Königsklasse LMP1. Die Macher der WEC von der FIA und vom ACO befinden sich diesbezüglich im Dialog mit den Serienbossen der IMSA, wo mit den DPi-Regeln ein goldener Griff gelungen ist.

Der Clou: Die DPi-Prototypen von Acura, Cadillac, Mazda und Nissan basieren auf der aktuellen und ebenfalls höchst erfolgreichen LMP2-Generation. Die Prototypen von Oreca, Dallara und Co. werden von den interessierten Herstellern überarbeitet. Schlieplich verpasst man den Fahrzeugen noch Serienoptik, damit erkennbar wird, von welchem Hersteller der Prototyp stammt - fertig ist das DPi-Fahrzeug. Doch das reicht den WEC-Bossen noch nicht.

"Wir arbeiten an gemeinsamen Prototypen-Regeln. Die Idee, den Autos Serienoptik zu verleihen, begann mit der DPi-Klasse. Aber wir wollen noch weiter gehen. Wir wollen auch die Kosten für die nächste Generation an Prototypen senken, sodass sie sich nicht so sehr von den DPi unterscheiden", so ACO-Präsident Pierre Fillon gegenüber 'Autosport'. Fillon und WEC-Boss Gerard Neveu waren zuletzt in Daytona beim 24-Stunden-Rennen vor Ort, um mit ihren IMSA-Kollegen das zukünftige Prototypen-Regelwerk ab der WEC-Saison 2020/21 zu diskutieren.

Die WEC-Bosse waren zuletzt in Daytona vor Ort, Foto: Rolex
Die WEC-Bosse waren zuletzt in Daytona vor Ort, Foto: Rolex

Einen Zeitrahmen hat man sich indes auch schon gesetzt: Die neuen Regeln für die LMP1-Klasse sollen im Rahmen der 24h von Le Mans 2018 präsentiert werden, also Mitte Juni. "Man braucht mindestens zwei Jahre Zeit, um ein neues Projekt voranzubringen", äußerte sich Fillon diesbezüglich vor wenigen Wochen im Gespräch mit 'Sportscar365'.

LMP1 vs. DPi: Einheitliches Reglement gesucht - IMSA stur

Ein gemeinsames Reglement ist natürlich auch im Sinne der interessierten Hersteller. Besonders McLaren-CEO Zak Brown pusht in diese Richtung, den Briten werden Einstiegs-Ambitionen nachgesagt. "Es wäre im Interesse aller, ein gemeinsames Regelwerk zu haben", erklärte Brown im Rahmen der 24h von Daytona gegenüber 'Dailysportscar'. Für ihn ist auch klar: DPi sollte als Basis für die zukünftigen Prototypen-Regeln dienen. Und hier beginnen die Interessenskonflikte. Brown und die IMSA-Bosse wollen an der DPi-Klasse festhalten.

""Wir arbeiten an einem gemeinsamen Ziel und einer gemeinsamen Vision von technischen Prototypen-Regeln, die es den Fahrzeugen erlauben, um den Gesamtsieg in Le Mans und in Daytona und in anderen IMSA-Rennen zu kämpfen. Das ist der einfache Teil - aber das ist viel leichter gesagt als getan. Wir verteidigen die Kernelemente der DPi-Formel mit Überzeugung", ergreift IMSA-Boss Scott Atherton bei 'Autosport' Partei für seine Regeln.

McLaren war zuletzt in den 90ern in Le Mans unterwegs, Foto: LAT Images
McLaren war zuletzt in den 90ern in Le Mans unterwegs, Foto: LAT Images

Nicht ohne einen Seitenhieb gegen die LMP1-Klasse: "Die DPi-Autos haben ein beeindruckendes Hersteller-Lineup angezogen und Teams und Fans haben diesen Fahrzeugen ihre Unterstützung angedeutet. Sie sehen gut aus und gehen gut. Die Budgets sind gering und nachhaltig, vor allem im Vergleich zu einigen Alternativen." Diese Differenzen müssen auf dem Weg zum zukünftigen Reglement ausgeräumt werden.