Der nächste Kracher in der Motorsport-Szene ist perfekt. Porsche beendet sein Prototypen-Engagement in der Langstreckenweltmeisterschaft WEC sowie bei den 24 Stunden von Le Mans zum Ende des Jahres. Nach der Saison 2017 ist für die Zuffenhausener und ihr LMP1-Programm Feierabend. Stattdessen steigt Porsche werksseitig ab 2019/20 in die junge Formel E ein.

Ganz aussteigen wird Porsche allerdings nicht aus der WEC. Der Hersteller bleibt in der GT-Klasse mit seinem Porsche 911 RSR vertreten. Dieser soll auch weiterhin in der US-amerikanischen IMSA GT-Serie zum Einsatz kommen sowie bei Langstrecken-Klassikern, darunter wohl das 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife.

Das Ende der LMP1-Klasse?

Bereits seit längerer Zeit soll Porsche mit einem Ausstieg aus dem LMP1-Programm geliebäugelt haben, obwohl die Zuffenhausener zuletzt drei Mal in Folge den Klassiker von Le Mans gewonnen hatten. Bedeutet dies das Ende für die Top-Klasse LMP1? Nach Porsches Ausstieg zum Jahresende wäre nur noch Toyota werksseitig vertreten. Die Japaner meldeten allerdings zuletzt, ihren Verbleib in der LMP1 auch von Porsches Zukunft abhängig machen zu wollen.

Der WEC-Promoter und Le-Mans-Veranstalter Automobile Club de l'Ouest, kurz ACO, zeigt sich naturgemäß wenig angetan von der Entscheidung Porsches. "Porsche hat vor kurzem seine Teilnahme an der LMP1-Klasse bis zum Ende der Saison 2018 bestätigt und war auch aktiv in der Ausarbeitung des Regelwerks für 2020 involviert. Der ACO bedauert daher den Ausstieg Porsches ebenso wie die Plötzlichkeit der Entscheidung", heißt es in einem offiziellen Statement. Mit zahlreichen Innovationen, die vor allem die horrenden Kosten der LMP1 reduzieren sollen, will man die Klasse zusammen mit der FIA aber noch retten. Im Rahmen des nächsten WEC-Laufes in Mexiko am 2. und 3. September sollen erste Details präsentiert werden.

Porsche treibt seine Straßenauto-Philosophie unterdessen mit dem Weg in die Formel E voran. Sie steigen zur Saison 6 im Jahr 2019/20 ein, zum gleichen Zeitpunkt wie Mercedes. Die Stuttgarter hatten zu Beginn der Woche ihren Ausstieg aus der DTM zu Gunsten der Elektro-Rennserie verkündet. Nach Audi und BMW werden Porsche und Mercedes die dritten und vierten Hersteller in der Serie, die aktuell den größten Boom erlebt.

Fahrer bleiben bei Porsche

Noch in diesem Jahr will Porsche mit dem Bau seines ersten Formel-E-Rennwagens beginnen. Die LMP1-Mannschaft in Weissach bleibt unterdessen bestehen, genauso wie der Werksfahrerkader der Traditionsmarke. Porsche will weitere mögliche Einsatzgebiete mit dem 911 RSR prüfen.

"Einstieg und erfolgreiche Präsenz in der Formel E sind die logische Konsequenz unserer Mission E. Wachsende Freiheitsgrade für Eigenentwicklungen machen die Formel E für uns attraktiv", sagt Michael Steiner, Entwicklungsvorstand der Porsche AG. "Porsche setzt auf alternative und innovative Antriebskonzepte. Die Formel E ist für uns das ultimative kompetitive Umfeld, um die Entwicklung von High Performance-Fahrzeugen in punkto Umweltfreundlichkeit, Sparsamkeit und Nachhaltigkeit voranzutreiben."

Bekenntnis zum GT-Sport

Die Bekenntnis zum GT-Einsatz auch in der WEC, wo ab 2018 BMW mit dem M8 werksseitig einsteigen wird, begründete Steiner so: "Herstellervielfalt und die Qualität der beiden Sportwagen-Serien haben uns dazu bewogen, unser Engagement zu festigen und die Kräfte auf den Einsatz des 911 RSR zu konzentrieren. Wir wollen die Nummer eins werden. Dafür müssen wir entsprechend investieren."

Porsche zieht also nach vier Jahren in der LMP1-Klasse den Stecker. In dieser Zeit gelangen dem Hersteller drei Le-Mans-Siege in Folge sowie der Gewinn der Fahrer- und Herstellerweltmeisterschaft 2015 und 2016. Insgesamt triumphierte Porsche 19 Mal beim Klassiker entlang der Sarthe.

"Es war eine große Herausforderung, die Le Mans-Truppe von null aufzubauen", sagte LMP1-Leiter Fritz Enzinger. "Über die Jahre ist eine äußerst erfolgreiche, kompetente Mannschaft zusammengewachsen. Auf diese Basis setzen wir auf. Ich bin mir sicher, dass wir für die Formel E unser Niveau auf einem hohen Level halten werden."