Audi und BMW steigen Ende 2021 aus der Formel E aus, der werksseitige Rückzug aus der DTM ist bereits vollzogen. Volkswagen stellt seine Motorsportaktivitäten nach über 50 Jahren ein. Und das neue Jahr beginnt mit der BMW-Ankündigung, sein Werksengagement in der IMSA-Serie runterzufahren...

In Zeiten von Elektromobilität und Corona befindet sich der Rennsport in einem umwälzenden Wandel. Motorsport-Magazin.com nimmt die Engagements der deutschen Autobauer unter die Lupe.

Audi

Audi durchlebt einen großen Wandel im Motorsport. Der Autobauer aus Ingolstadt hat sein DTM-Werksprogramm zum Saisonende 2020 beendet. Audi engagierte sich zuvor von 1990 bis 1992 sowie ab 2004 durchgängig in der Tourenwagenserie. Ende 2021 erfolgt zudem der werksseitige Ausstieg aus der Formel E, nachdem 2017/18 die Übernahme des Abt-Rennstalls erfolgt war.

Auf dem eingeschlagenen Weg hin zur Elektromobilität engagiert sich Audi stattdessen ab 2022 mit einem Hybrid-Prototypen bei der Rallye Dakar. Zudem kehren die Ingolstädter voraussichtlich zum Jahresbeginn 2023 auf die Langstrecke zurück und starten mit den neuen LMDh-Prototypen. Von 1999 bis zum Ausstieg 2016 dominierte Audi über weite Strecken die WEC-Langstreckenweltmeisterschaft und die 24 Stunden von Le Mans.

Im Juli 2020 wurde der Werksmotorsport in die Audi Sport GmbH unter Geschäftsführer Julius Seebach eingegliedert, der zudem Dieter Gass als Motorsportchef beerbt. Der Kundensport mit Audi Sport customer racing unter der Leitung von Chris Reinke bleibt ein wichtiger Bestandteil mit den Säulen GT3 (seit 2009), GT4 (seit 2017) und dem GT2-Programm (seit 2019).

Im 2009 gegründeten Kundensportprogramm kam es zuletzt zu einigen Veränderungen. Anfang 2019 stoppte Audi die Werksunterstützung in der Rallycross-WM, was zum Ausstieg von Mattias Ekström führte. Für 2020 richtete Audi Sport customer racing zudem sein Engagement im WTCR Tourenwagen-Weltcup neu aus und stellte die Weiterentwicklung des 2016 aufgebauten Audi RS 3 LMS ein.

Der Rallye-Sport verpasste Audi damals ein ganz neues Image, Foto: Audi
Der Rallye-Sport verpasste Audi damals ein ganz neues Image, Foto: Audi

BMW

BMW Motorsport engagiert sich nach dem DTM-Ausstieg Ende 2020 im Jahr 2021 werksseitig in zwei Programmen: der Formel E sowie der US-amerikanischen Sportwagenserie IMSA. Der Einsatz in der Elektro-Rennserie wird nach 2021 eingestellt. Die Startlizenz gehört dem US-Rennstall Andretti, dessen Formel-E-Programm BMW zur Saison 2018/19 übernommen hatte.

Im Januar 2021 gab BMW ein verringertes Engagement mit dem BMW M8 GTE in der IMSA bekannt. Die vom BMW-Team RLL eingesetzten BMW M8 GTE 2021 nur noch bei den vier Langstreckenrennen in Daytona, Sebring, Watkins Glen und Petit Le Mans zum Einsatz. 2018 und 2019 war BMW zudem mit dem M8 werksseitig in der WEC und Le Mans vertreten.

Nach dem Abschied von Jens Marquardt hat Markus Flasch kommissarisch den Posten des Motorsport-Direktors übernommen. Der Österreicher ist gleichzeitig Geschäftsführ der BMW M Gmbh, die aktuell den neuen BMW M4 GT3 für 2022 entwickelt.

In welchen Serien Kundenteams das Auslaufmodell M6 einsetzen, ist noch nicht bekannt. Neben dem GT3-Programm setzt BMW im Kundensport zudem auf GT4 sowie das Einsteigermodell BMW M2 CS Racing mit einem eigenen Markenpokal.

Le Mans 1999: BMW feiert mit Schnitzer den einzigen Sieg beim Klassiker, Foto: Sutton
Le Mans 1999: BMW feiert mit Schnitzer den einzigen Sieg beim Klassiker, Foto: Sutton

Mercedes-Benz

Mercedes ist der weltweit einzige Hersteller, der sich mit vollständigen Werksprogrammen sowohl in der Formel 1 als auch der Formel E engagiert. 2010 kehrten die Silberpfeile nach über 50-jähriger Auszeit mit einem Werksteam zurück in die F1, 2012 stieß die Tochterfirma AMG hinzu.

In der Formel E startet Mercedes unter dem Namen Mercedes-Benz EQ Formula E Team seit 2019/20, vorausgegangen war die Werksübernahme des HWA Racelab Teams. Nach 2021 scheidet die Mannschaft aus Affalterbach aus dem Programm aus, das Mercedes-FE-Team zieht nach Brackley.

Vor dem Formel-E-Engagement war Mercedes 30 Jahre lang in der DTM als Werksteam vertreten. 1988 kooperierten die von Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher gegründete AMG und Mercedes-Benz zu einem Werksprogramm. Mercedes stieg Ende 2018 mit elf Fahrer-, 14 Team- und sieben Herstellertiteln als erfolgreichster Hersteller der Geschichte aus der DTM aus.

Die Marke mit dem Stern engagiert sich über AMG zudem im Kundensport. Erstmals 2010 lieferte Mercedes-AMG Motorsport Customer Racing den SLS AMG GT3 an Kundenteams aus, der 2016 vom Mercedes-AMG GT3 abgelöst wurde. Seit 2018 bieten die Affalterbacher zudem eine GT4-Version ihres sportlichen Flaggschiffes an.

Der ikonische Mercedes-AMG CLK GTR wurde innerhalb von nur 128 Tagen aufgebaut, Foto: Sutton
Der ikonische Mercedes-AMG CLK GTR wurde innerhalb von nur 128 Tagen aufgebaut, Foto: Sutton

Opel

Werkseinsätze in Rüsselsheim liegen eine ganze Weile zurück. Zuletzt engagierte sich Opel bis Ende 2005 in der DTM. Dem Ausstieg vorausgegangen waren Spaßmaßnahmen des Mutterkonzerns General Motors, denen das recht erfolglose DTM-Programm der Marke mit dem Blitz zum Opfer fiel.

Erst 2013 kehrte Opel auf die Bühne des Motorsports zurück und richtete im Rahmen der VLN-Rennen auf der Nordschleife den Astra OPC Cup aus. Zeitgleich erfolgte das Comeback auf der Rallye-Piste mit der Gründung des ADAC Opel Rallye Cup sowie eines Junior-Teams. Mit den Modellen Opel ADAM R2 in der Rallye sowie dem Opel Astra TCR auf der Rundstrecke gingen bis zuletzt Kundenteams in internationalen Rennserien an den Start.

Als Nachfolger für das Rallye-Programm mit dem ADAM präsentierte Opel zuletzt den neuen ADAC Opel e-Rally Cup: den weltweit ersten Rallye-Markenpokal für Elektroautos. Dieser soll 2021 gemeinsam mit dem ADAC im Rahmen der Deutschen Rallye Meisterschaft DRM sein Debüt geben.

Manuel Reuter führte den Calibra 1996 zur ITC-Meisterschaft, Foto: Opel Motorsport
Manuel Reuter führte den Calibra 1996 zur ITC-Meisterschaft, Foto: Opel Motorsport

Porsche

Porsche setzte im Jahr 2020 auf drei Säulen in seinem Motorsportportfolio: Formel E, GT-Werkssport sowie GT-Kundensport. Werksseitig engagiert sich der Sportwagenhersteller seit 2019/20 in der Formel E, der Langstrecken-WM WEC sowie der US-amerikanischen IMSA-Rennserie. Nach 2020 zog sich Porsche aus der IMSA-Serie zurück. Bei den 24 Stunden von Le Mans 2020 gingen die Zuffenhausener mit zwei statt vier 911 RSR in der LMGTE-Klasse an den Start.

Ab 2023 kehrt Porsche zurück in die Topklasse von Le Mans. Der Hersteller betätigt sich in der neu geschaffenen LMDh-Klasse, mit der Rennen sowohl in der IMSA als auch in der WEC möglich sind.

Von 2014 bis Ende 2017 setzte das Porsche Team zudem 919 Hybride in der LMP1-Kategorie der WEC ein und gewann in dieser Zeit dreimal hintereinander die 24 Stunden von Le Mans. Der Ausstieg erfolgte zu Gunsten des Formel-E-Projektes, mit dem Porsche Ende 2019 in den Formelsport zurückkehrte.

Im Bereich des Kundensports setzt Porsche seit vielen Jahren weltweit auf Markenpokale, darunter der Carrera Cup Deutschland (seit 1990) sowie der 1992 gegründete Porsche Supercup, der im Rahmen der Formel 1 gastiert. Zudem liefern die Stuttgarter GT3-Modelle auf Basis des 911er sowie GT4-Autos auf Cayman-Basis an Kunden in unterschiedlichen Rennserien.

Porsches 919-Projekt: Ein Riesen-Erfolg in Le Mans, Foto: Sutton
Porsches 919-Projekt: Ein Riesen-Erfolg in Le Mans, Foto: Sutton

Volkswagen

Volkswagen verkündete Anfang Dezember 2020 das Ende seiner Motorsport-Aktivitäten. Der Rückzug bedeutet den Abschied einer mehr als 50-jährigen Ära auf Rennstrecken mit Erfolgen bei der Rallye Dakar, der Rallye-Weltmeisterschaft und der Rallycross-Weltmeisterschaft. Seit einem halben Jahrhundert engagierte sich VW zudem in unterschiedlichen Nachwuchsserien und Markenpokalen.

Die Produktion des Kundensport-Fahrzeugs Polo GTI R5 für den Rallyesport läuft Ende 2020 aus. Die Ersatzteilversorgung für den Polo GTI R5 sowie den Golf GTI TCR für die Rundstrecke soll langfristig sichergestellt werden.

Volkwagen hatte sich zuletzt immer mehr von der Rennstrecke zurückgezogen. Erst am 22. November 2019 kündigte der Konzern an, künftig voll auf elektrischen Rennsport setzen zu wollen. Der futuristische ID.R, der einige Streckenrekorde außer Konkurrenz aufstellte, sollte eine Vorreiterrolle einnehmen.

Zuletzt engagierte sich Volkswagen von 2017 bis 2018 auf Werks-Niveau in der FIA Rallycross-Weltmeisterschaft. Mit dem Polo R Supercar gewannen Johan Kristoffersson und das Team PSRX Volkswagen Schweden in beiden Jahren die Fahrer- und Teammeisterschaften. Es war das Ende des erfolgreichen Werksmotorsport, der VW drei Dakar-Siege (2009-2011) sowie vier Triple-Weltmeisterschaften (2013-2016) in der WRC bescherte.

Unvergessen: Die VW-Dominanz bei der Dakar mit dem Race Touareg, Foto: Red Bull
Unvergessen: Die VW-Dominanz bei der Dakar mit dem Race Touareg, Foto: Red Bull