Was viele Fans schon befürchtet hatten, ist Realität geworden: Nissan wird den GT-R LM Nismo vorerst in der WEC nicht mehr an den Start bringen. Der Rückzug auf unbestimmte Zeit ist eine direkte Folge der Probleme mit dem Fahrzeug, die in Le Mans in einem sportlichen Debakel gipfelten: Keiner der drei Fronttriebler kam in Wertung. Das innovative Fahrzeug war von vielen Seiten bereits im Vorfeld kritisiert worden. Offiziell arbeitet Nissan an einer Rückkehr und testete jüngst auf dem COTA ein High-Downforce-Paket.

Wie Motorsport-Magazin.com bereits in Le Mans berichtet hatte, war Nissan nur formal in der LMP1-Subkategorie mit 2 Megajoule Energierückgewinnung unterwegs. In Wahrheit arbeitete überhaupt kein Hybridsystem im Auto, womit der Bolide faktisch zum LMP2 mit Frontantrieb wurde, was sich auch in den gefahrenen Zeiten manifestierte.

Nissan testete zuletzt in Austin ein High Downforce Paket für den GT-R LM Nismo, Foto: Nismo
Nissan testete zuletzt in Austin ein High Downforce Paket für den GT-R LM Nismo, Foto: Nismo

Nun also der offiziell nur vorläufige Rückzug. Nismo-Präsident Shoichi Miyatani gab die Entscheidung schweren Herzens bekannt: "Wir wissen, dass das einige Leute enttäuschen wird und seien Sie sich sicher: Niemand ist enttäuschter als wir es sind. Wir sind Racer und wollen uns dem Wettbewerb stellen, aber wir wollen auch konkurrenzfähig sein. Aus diesem Grunde haben wir uns dazu entschlossen, unser Testprogramm fortzusetzen und den GT-R LM Nismo für die starke Konkurrenz, der wir uns in der World Endurance Championship stellen müssen, vorzubereiten."

Nismo-Präsident verspricht Fortführung des Programms

Nissan hatte zuletzt auf dem Circuit of the Americas ein High Downforce Setup getestet und das Fahrzeug auf ein 2MJ-Hybridsystem, das allein auf die Vorderräder wirkt, angepasst. Die gefahrenen Zeiten waren jedoch weiterhin viel zu langsam. Ben Bowlby, der Technische Direktor des Teams und Designer des radikalen Fahrzeugs, ließ verklausuliert durchblicken, dass man noch einmal versuchen wird, auf 8MJ zu gehen: "Wir müssen in vielen Bereichen arbeiten; nicht zuletzt müssen wir sichergehen, dass wir die bestmögliche ERS-Option für uns haben." Das ursprüngliche Konzept sah vor, dass der Frontmotor auf die Vorderräder wirkt und von einem massiven Elektroschub auf der Hinterachse unterstützt wird, womit auch die Vorderräder entlastet werden sollten. Das System war jedoch viel zu schwer und wurde daher ausgebaut.

Miyatani versprach, dass das Programm auf jeden Fall fortgeführt werde: "Wenn man Innovationen startet, gibt man nicht bei der ersten Hürde auf. Wir sind fest entschlossen, diese Herausforderung zu meistern." Bowlby äußerte sich ähnlich: "Das Team arbeitet hart an der Strecke, im Windkanal und an den vielen Standorten rund um die Welt, um eine lange Liste von Verbesserungen abzuhaken, von denen wir wissen, dass wir sie benötigen."

Wann der Nissan in die WEC zurückkehrt ist noch unklar, Foto: Nismo
Wann der Nissan in die WEC zurückkehrt ist noch unklar, Foto: Nismo

Auch Nismo-Marketingchef Darren Cox kommentierte den radikalen Schritt im radikalen Programm: "Wir haben das vorher schon gesagt, aber Innovation kann wirklich weh tun. Wir haben einen LMP1 gebaut, der verglichen mit den anderen Rennwagen komplett anders ist. Das Schöne an diesem Programm ist, dass viele Menschen hinter uns stehen und sehen wollen, dass wir Erfolg haben. Das hat uns wiedermal gezeigt, dass die Menschen etwas Anderes im Motorsport sehen wollen, was uns weitere Motivation gibt, unser LMP1-Auto konkurrenzfähig zu machen."

Nissan wird das Testprogramm überwiegend in den USA fortführen und will die Öffentlichkeit weiterhin einbinden und stets Updates zum Stand der Dinge bringen. "Wir wollen eine offene Atmosphäre rund um das Programm beibehalten und werden weiterhin Updates bringen", so Cox. "Unsere erste Priorität ist das Fahrzeug, aber wir verstehen, dass Fans und Medien an unseren Fortschritten interessiert sein werden." Ein Termin zur Rückkehr in die WEC wird aber erstmal nicht kommuniziert und von den weiteren Fortschritten bei den Testfahrten abhängig gemacht.