Brünn brachte viele Entscheidungen und Vorentscheidungen. Vertragsverkündungen am laufenden Band ließen eine Vorahnung der Saison 2010 aufkeimen, Stürze trugen zu entscheidenden Szenen und zur allgemeinen Belustigung bei und große Ankündigungen wurden nicht eingehalten.

In Brünn kam nach der rund dreiwöchigen Sommerpause wieder ordentlich Elan auf. Es wurden Verträge geschlossen, Hoffnungen zu Nichte gemacht und in der MotoGP-Klasse gab es eine weitere wichtige Vorentscheidung in Sachen Titelvergabe. Und das alles bei sommerlichen 30°C, strahlendem Sonnenschein und damit besten Motorsportbedingungen.

Umbesetzung

Ducati hatte einiges umzubesetzen. Casey Stoner fehlte in Brünn und blieb auch in Indianapolis und Misano zuhause, um seine Krankheit vollständig auszukurieren. Dafür rückte Mika Kallio ins Werksteam auf und in Brünn durfte Michel Fabrizio auf dessen Pramac-Ducati Platz nehmen.

Das Duell

Valentino Rossi gegen Jorge Lorenzo ging in die nächste Runde. Beide stürzten, doch nur bei Lorenzo hatte das Folgen. Denn während dem Doktor im Qualifying das Vorderrad einklappte - übrigens im Umlauf, nachdem er sich die Pole geholt hatte -, stürzte Lorenzo im Rennen. Zum zweiten Mal in Folge gab es keine Punkte für den Spanier und damit betrug der Rückstand auf den Teamkollegen 50 Punkte. Gegen Rossis Druck kommt eben keiner an.

Der Sprücheklopfer des Wochenendes

Gabor Talmacsi bezeichnete sich in der Pressekonferenz am Donnerstag als "Star in seiner Heimat". Und nur wegen ihm kämen 40.000 - 50.000 Fans nach Brünn. Gut, diese Zahl mag richtig sein, aber die großartige Leistung, die er seinen Fans zu bieten hatte, hörte am Samstagvormittag auf. Im ersten freien Training war Ducati-Ersatzpilot Michel Fabrizio bei seinem ersten MotoGP-Einsatz seit Jahren noch hinter ihm. Dann nahm Talmacsi seinen letzten Platz ein und verteidigte die rote Laterne bis zum Sonntagabend - obwohl es Punkte für Rang 13 hagelte.

Entscheidungen des Wochenendes

Dani Pedrosa und Andrea Dovizioso unterschrieben für zwei weitere Jahre im Honda-Werksteam. Damit braucht sich Jorge Lorenzo über einen Wechsel zu Honda keine Gedanken mehr machen. Denn der HRC-Präsident stellt keine weitere Maschine zur Verfügung. Außerdem wird Marco Melandri an der Seite von Marco Simoncelli zu Gresini wechseln, Alvaro Bautista kommt als Rookie in das einzige Werksteam, welches möglich ist - zu Suzuki.

Name als Kündigungsgrund

Eigentlich darf man Menschen nicht nach Äußerlichkeiten, Haarfarbe, Geschlecht oder gar Namen beurteilen. Aber der Name des Rennchefs von Honda, genauer genommen von der Honda Racing Corporation HRC, ist mit "Tetsuo Suzuki" doch etwas verdächtig.

Luftnummer des Wochenendes

Die kam von Alvaro Bautista in der 250ccm-Klasse. Auch wenn auf den ersten Blick (3. Platz im Rennen, Punktevorsprung von Aoyama abgeknabbert, MotoGP-Vertrag mit Suzuki) das Wochenende von Brünn für den Spanier perfekt gelaufen ist, schoss er den größten Vogel ab. In der Auslaufrunde nach dem Rennen wollte er den Fans im Sektor "G" einen schönen Wheelie präsentieren, riss das Vorderrad nach oben, verpasste den Schwerpunkt und kippte nach hinten um. Resultat: Die Aprilia war Schrott und der bedeppert dreinblickende Bautista saß auf seinem Allerwertesten.

Das Rennen der 125er

Nicolas Terol und Andrea Iannone setzten sich ab, Julian Simon schloss schon bald zu ihnen auf und es wurde ein Dreikampf um den Sieg, den sich Terol vor Simon und Iannone holte. Die Deutschen Sandro Cortese (6.), Stefan Bradl (7.) und Jonas Folger (12.) kämpften in einer Gruppe aus bis zu acht Piloten um Rang fünf. WildCard-Pilot Marcel Schrötter, der mittlerweile seinen Meistertitel in der IDM 125 verteidigt hatte, fuhr als 13. erneut in die Punkte.

Abgeschossen 1

Das Rennen zur 250ccm-Klasse, welches Marco Simoncelli später vor Mattia Pasini und Alvaro Bautista gewann, war für Thomas Lüthi und Karel Abraham schon in der ersten Kurve zu Ende. Der Tscheche knallte dem Schweizer ins Heck.

Abgeschossen 2

Mika Kallio und Marco Melandri stürzten im MotoGP-Rennen auf ziemlich bizarre Weise. Kallio kam vor der Zielkurve weit hinaus, Melandri war innen. Der Finne zog einfach rein und rutschte als Sozius von Melandri mit selbigem in den Kies. Es folgte ein kurzes Handgemenge. Kallio beharrte auf der Schuldzuweisung zu Melandri. Aber so richtig unterstützen wollte ihn dabei keiner.

Spruch des Wochenendes

"Ich denke, dass mir dieses Resultat heute helfen könnte, aber ich glaube auch, dass mich niemand wirklich will. Also was soll ich tun?" - Toni Elias nach Rang 3 im Rennen und ohne Vertrag für 2010.

Auszug aus der Ausgabe Oktober 2009 des Motorsport-Magazins. Aktuelle Hintergrundberichte zu den Motorrad GPs der Saison gibt es in unserer Printausgabe Motorsport-Magazin. Im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten gleich online zum Vorzugspreis abonnieren: