Was gibt es Schöneres, als mit einem schönen Punktepolster sechs Rennen vor Saisonende an eine neue Strecke zu kommen, auf der keiner einen Erfahrungsvorteil hat? Wohl wenig, außer man erwartet wie Casey Stoner ein eigenartiges Rennen, da niemand weiß, wie die MotoGP-Maschinen dort laufen werden. Allerdings hat Stoner schon ein ganz klein wenig Erfahrung in Misano. "Loris und ich sind zwei Display Laps bei der World Ducati Week dort gefahren, weil die Fans die Desmosedici Rennmaschine sehen wollten. Die Strecke ist nicht zu schlecht, muss aber noch verbessert werden, da sie zu wellig ist. Deswegen wird es auf den Maschinen ziemlich wackelig werden", erzählt der Australier.

Doch bevor er ein vorschnelles Urteil fällt, will er erst einmal abwarten, wie es sich am Wochenende so entwickelt. "Es könnte gut für uns werden. Ich will immer noch versuchen, Rennen zu gewinnen. Wenn wir im Training gute Arbeit leisten und einen guten Rhythmus haben, dann werde ich auf den Sieg losgehen. Wenn nicht, dann werden wir einfach den bestmöglichen Job machen", sagt Stoner. Was er bemerkt, ist, dass er zusehends weniger Druck verspürt, da er mit Ducati bewiesen hat, dass man schnell genug ist; man hat Rennen gewonnen und einen großen Vorsprung. "Ich bin schon sehr glücklich mit dieser Saison, also fühle ich keinen zusätzlichen Druck. Wir holen die Resultate, weil wir alle wirklich hart arbeiten: Ducati und das Team arbeiten hart, Bridgestone arbeitet hart, ich gebe ihnen gute Informationen und habe abseits der Strecke eifrig trainiert."

Auch Loris Capirossi ist ein eifriger Arbeiter, auch wenn er in dieser Saison auf der Strecke bislang nicht mit Stoner mithalten konnte. In seinen letzten Rennen für Ducati will er deswegen noch einmal zeigen, was in ihm steckt. Er ist in Misano sogar schon Rennen gefahren, allerdings war das 1993 in der 250er-Klasse und damals wurde die Strecke noch andersherum befahren. Neben den Display Laps mit Stoner war er aber auch zusammen mit Valentino Rossi kürzlich mit Straßenmaschinen auf der Strecke unterwegs, um sie als Mitglied der Sicherheitskommission zu überprüfen. "Das Layout ist völlig anders als beim letzten Mal, als ich hier Rennen gefahren bin. Es wird nicht einfach, vor allem auf einer MotoGP-Maschine. Wir haben eine zusätzliche Stunde Training am Freitag, damit wir den Kurs besser verstehen, denn das Layout ist sehr technisch mit vielen engen Kurven." Trotzdem freut sich Capirossi, wieder ein Rennen in Misano zu haben, da in der Emilia Romagna viele Motorradfans leben. Deswegen erwartet er sich auch viele begeisterte Zuschauer.

Aus diesem Grund freut sich auch Livio Suppo schon auf das Rennen. "Als italienischer Hersteller ist es immer ein spezielles Ereignis, in Italien zu fahren und es ist ein Traum für uns, als WM-Führende nach Misano zu kommen. Aber auch wenn wir eine fantastische Saison haben, so haben wir noch kein MotoGP-Rennen auf heimischem Boden gewonnen, also werden Casey und Loris am Sonntag ihr Bestes geben", erklärte Suppo. Der Ducati MotoGP Projektdirektor ließ die Gelegenheit auch nicht aus, um noch einmal Stoner über die Maßen zu loben. "Casey macht im Moment einen fantastischen Job. Er ist wirklich ein unglaublicher Fahrer, so talentiert, so fokussiert. Es ist eine wahre Freude, mit ihm zu arbeiten." Man darf gespannt sein, was Suppo sagt, wenn Stoner den Titel endgültig fixiert.