Wie würde deine Bilanz des Jahres 2006 aussehen?
Alex Hofmann: Eigentlich wusste ich schon 2005, was auf mich zukommen würde und dass es ein hartes Jahr werden würde, in dem ich nicht den großen sportlichen Erfolg erwarten konnte. Es war definitiv ein Übergangsjahr, um mich für 2007 in eine bessere Position zu bringen. Ich wusste schon vorher, was mit dem Paket mit den Dunlop-Reifen möglich sein würde. Von da kam noch viel Entwicklung und deswegen war nicht viel zu erwarten. Unter diesen Umständen bin ich zufrieden, vor allem weil ich für 2007 ein viel besseres Paket habe und das motiviert mich. Deswegen muss ich im Nachhinein auch sagen, dass 2006 ein Erfolg war, weil genau das dabei rauskam, was ich erhofft habe: dass ich für 2007 auf einem guten Paket sitze.

Alex Hofmann ist für das nächste Jahr motiviert, Foto: D'Antin MotoGP
Alex Hofmann ist für das nächste Jahr motiviert, Foto: D'Antin MotoGP

Wo hat es denn im vergangenen Jahr die größten Probleme gegeben?
Alex Hofmann: Da muss man sicher bei Dunlop anfangen. Sie sind eben noch relativ neu und haben mit vier Fahrern gegen Michelin und Bridgestone angekämpft und waren noch klar zurück. Dann kam noch dazu, dass wir auf Vorjahresmotorrädern gefahren sind, nicht das aktuellste Material von Ducati hatten, wir hatten privaten Status und das alles zusammen hat es beinahe unmöglich gemacht, in die Werks-Armada an der Spitze rein zu fahren oder überhaupt reinzuschnuppern.

Teilweise hat sich dein Team auch beklagt, dass die Tech 3 Mannschaft möglicherweise von Dunlop bevorzugt wurde. Wie hast du das gesehen?
Alex Hofmann: Von meinem Chef kamen da sehr markante und direkte Aussagen, aber ich wusste nicht genau, was da der Fall war. Stellenweise sah es danach aus. Es wäre möglich, und ich will da im Nachhinein gar nicht mehr nachhaken aber stellenweise sah es wirklich so aus, als ob wir auf anderem Material unterwegs waren, wie die Yamaha Tech 3 Truppe. Bei ihnen stand ja auch sehr groß auf der Verkleidung Dunlop als Sponsor drauf und deswegen konnte man sich da schon seine Gedanken dazu machen. Es war aber auch für den Carlos Checa sehr schwierig. Er hat zwar ein paar gute Rennen zeigen können, aber gewiss auch nicht das, was seinem Leistungsniveau entspricht.

Bei einigen Rennen hat es ja auch für dich ganz gut ausgesehen, bis dann der Technikteufel zugeschlagen hat - beim Heimrennen auf dem Sachsenring zum Beispiel. Wie sehr hat in diesem Jahr auch das Pech eine Rolle gespielt?
Alex Hofmann: Teilweise war es natürlich auch mit der Technik enttäuschend. Denn es ist wirklich nicht einfach, wenn man das ganze Wochenende arbeitet, um das Maximum zu zeigen, vor allem vor dem Heimpublikum. Und an diesem Wochenende sahen wir vom Abstand nach vorne gar nicht so schlecht aus - es wäre also ein gutes Rennen möglich gewesen. Wenn man dann sein Motorrad in der zweiten Runde parken muss, ist das nie angenehm, aber da bin ich ja aus der Vergangenheit schon einiges gewöhnt und das gehört eben zum Rennsport dazu.

Du hattest auch ein paar Einsätze auf der Werks-Ducati. Hättest du, deiner Meinung nach, mehr aus dieser Chance machen können oder war aufgrund der kurzen Zeit nicht mehr möglich?
Alex Hofmann: Die Zeit war sicherlich kurz, aber da sind auch viele Dinge nicht an die Öffentlichkeit gekommen, die zu dem Zeitpunkt schlecht waren. Ich habe mir bestimmt nicht die leichtesten Rennen ausgesucht und die wenige Zeit hat sicher auch nicht geholfen. Beim ersten Rennen in Assen war ich im Qualifying Neunter, was gewiss nicht schlecht ist nach drei Stunden auf dem Motorrad. Im Rennen musste ich dann ein bisschen auf den Loris [Capirossi] schauen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt aus Ducati-Sicht ja noch die Chance auf den WM-Titel. Dementsprechend habe ich im Rennen dann während der ersten sieben, acht Runden darauf geschaut, mich aus seinem Weg zu halten und das hat mir das Rennen gekostet. In Donington ist der beste Bridgestone-Fahrer als Neunter durchs Ziel gefahren und die Jungs fahren das ganze Jahr damit. Dass da für mich nicht so viel raus springen konnte, war auch klar. Und in Brünn war es so, dass es da gewisse Reifen-Engpässe gab und ich da ganz am Ende der Liste stand und kaum Zeit hatte, mich darauf einzustellen, geschweige denn, auf den Rennreifen irgendwelche Einstellungen oder ein Setup zu finden. Deswegen sah es im Nachhinein für mich natürlich ziemlich schlecht aus und ich hätte mir dann auch gewünscht, dass ich die Schwarze gefahren wäre, denn von den Ergebnissen her wäre ich auf meinen Motorrad mit dem eingespielten Team nicht viel schlechter gefahren.

Beim Ducati-Werks-Einsatz gab es viele ungünstige Faktoren, Foto: Ducati
Beim Ducati-Werks-Einsatz gab es viele ungünstige Faktoren, Foto: Ducati

Gerade in der Öffentlichkeit hat dann der Sieg von Troy Bayliss zu Saisonende nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die Kritiker leiser geworden sind…
Alex Hofmann: Na gut, das war eine absolute Ausnahme. Der Herr Bayliss hatte in der MotoGP bereits zwei Jahre die Chance, das auf die Reihe zu kriegen und hat es nicht geschafft. Wenn es wirklich danach ginge, dann müssten wir jetzt alle nach Hause gehen. Er hatte einfach den perfekten Tag, das perfekte Wochenende und es hat für ihn alles gepasst. Er hat seinen inneren Frieden gefunden, indem er noch ein MotoGP-Rennen gewonnen hat. Ich glaube, das hat uns alle für ihn gefreut, aber wenn wir uns das alle -inklusive Rossi und Pedrosa - zu Herzen nehmen, dann könnten wir nach Hause gehen uns sagen: das kann so nicht sein. Das war eine Ausnahme, die eben vorkommt und es war sein perfektes Wochenende. Aber wenn es danach ginge, dann müsste sich der Herr Gibernau auch so seine Gedanken gemacht haben.

2006 ist abgehakt, 2007 kommt. Alle müssen mit neuen Maschinen antreten. Ist das für euch ein Vorteil, denn der Level zwischen Werks- und Satelliten-Maschine dürfte doch relativ ähnlich sein?
Alex Hofman: Das ganz sicher. Gerade für uns als Privatteam ist das ein Vorteil, denn Ducati kann uns zu Beginn der Saison keine alten Teile anbieten, weil es keine alten Teile gibt. Die Motorräder werden gerade in Bologna aufgebaut und da wird kaum ein Unterschied zwischen dem sein, was für Herrn Capirossi da steht und dem, was für Herrn Barros oder Herrn Hofmann da steht. Dann kommt auch noch dazu, dass wir im nächsten Jahr bei Ducati angesehener sind, weil wir auf gleichen Reifen unterwegs sind, weil sich die Strukturen im Team verbessert haben und dadurch werden wir einen Status haben, wie die Satelliten-Teams bei Honda. Wir werden auch neue Teile bekommen, aber verspätet und nicht zu dem Zeitpunkt wie die Werksfahrer. Es wird aber nicht so wie in der vergangenen Saison, wo wir am Anfang ein Motorrad bekommen haben und sich das ganze Jahr nichts daran geändert hat. Es wird Entwicklung geben und deswegen sieht es für uns ganz gut aus. Aber es ist ein neuer Kampf für alle - alle Fahrer, alle Werke - und das kann Chancen und auch Gefahren bieten. Man muss jetzt einfach einmal abwarten, was bei den Übersee-Tests passiert.

Bridgestone hast du ja schon kurz angesprochen. Ist das ein weiterer Vorteil für euch, dass ihr nun einen erfahrenen Reifenausrüster habt?
Alex Hofman: Das ist gewiss der größte Schritt im Vergleich zum letzten Jahr. Bridgestone hat sich sehr gut entwickelt und ist auf einem guten Weg, Michelin ernsthaft Probleme zu bereiten. Momentan ist es noch kein Reifen, der einen WM-Titel holen kann, weil es stellenweise noch Problem-Rennstrecken gibt. Sie arbeiten aber hartnäckig daran, das zu verbessern. Man hat ja schon in diesem Jahr mit ein paar Siegen gesehen, dass sie besser geworden sind. Dann haben sie nächstes Jahr noch mehr Fahrer am Start und dadurch noch mehr Informationen. Ich glaube, Bridgestone wird sicher die Lücke zu Michelin noch weiter schließen und definitiv mehrere Wochenenden haben, an denen sie sehr gut sind. Wenn es nicht alle 18 sind, ist das OK, aber zumindest zehn, zwölf, 14 Rennen sollte es geben, bei denen man sagt, man hat alle Chancen, auch vom Reifen her.

Was erhoffst du dir persönlich für das nächste Jahr?
Alex Hofmann: Ich bin keiner, der sagt, ich muss jetzt unter die ersten Acht fahren. Wenn man danach geht, dann hört man im Winter von sechs Fahrern, die Weltmeister werden wollen, dann gibt es weitere zehn, die unter die ersten Drei fahren möchten und die restlichen wollen unter die ersten Fünf. So läuft das dann immer, wenn man die Aussagen auf ein Blatt Papier bringt. Mir geht es einfach darum, dass ich beweisen will, dass ich mit der Spitze auch mitfahren kann, wenn das perfekte Wochenende einmal da ist. Ich will Highlights setzen und auch da fahren, wo die Kameras mich auch einmal sehen. Das bedeutet, einfach gute Rennen zeigen und überall das Maximum herausholen. Ich will das jetzt aber nicht an irgendeiner Platzierung festmachen. Wenn man sagt, man muss Siebter oder Achter werden, das ist eigentlich Schwachsinn. Es geht darum, wirklich jedes Wochenende das Maximum zu holen und eben Highlights zu zeigen, damit ich einmal klar den Punkt setze, an dem man sagt: OK, der Alex ist jetzt zwei, drei Jahre MotoGP gefahren und jetzt kann er auch zeigen, dass er dort zu Recht mitfährt und auch hingehört.

Er wird definitiv schnell sein, Foto: Yamaha
Er wird definitiv schnell sein, Foto: Yamaha

Wen erwartest du insgesamt weit vorne? Dein guter Freund John Hopkins und Suzuki haben bei den bisherigen Tests ja sehr stark ausgesehen...
Alex Hofmann: Das sicher, aber ich glaube, man muss trotzdem einmal die Wintertests abwarten, denn wir haben beim Testen schon viele Winterweltmeister gesehen, die dann während der Saison nichts mehr hingekriegt haben. Momentan scheint es aber definitiv so, als ob das Suzuki-Paket hervorragend funktioniert. Der John ist auch sehr motiviert und kann es kaum erwarten, an den Start zu rollen. Das gönne ich ihm auch sehr, aber rein fahrertechnisch wird man dann auch wieder auf die üblichen Verdächtigen setzen müssen - einen Rossi, einen Hayden, einen Capirossi, einen Pedrosa. Wie es aussieht, wird das nächste Jahr aber sicher sehr spannend, weil es dann trotzdem noch viele andere gibt, die auch noch auf das Podium fahren können. Man muss beispielsweise abwarten, wie sich Nakano auf einer Honda mit Michelin-Reifen macht. Es gibt so viele Fragen und so viele Dinge und deswegen will ich momentan nichts Genaues sagen. Einer wird aber definitiv immer weit vorne sein, das ist der Rossi, das wissen wir schon. Bei allen anderen wird man, glaube ich, im nächsten Jahr viel Abwechslung sehen.