Die Eindrücke des Rennens in Portugal sind noch immer nicht ganz verblasst, da geht es für die MotoGP schon zum großen Saisonfinale nach Valencia. Dass dieses spannend werden wird, dafür hat das Rennen in Portugal ebenfalls gesorgt. Denn das pedrosasche Aufräumkommando hat zwar Valentino Rossi in der WM wieder nach vorne gebracht, allerdings nicht wirklich mit einer komfortablen Führung. Acht Punkte ist der amtierende Weltmeister vor Nicky Hayden, was beispielsweise nicht genügen würde, wenn Hayden gewänne und Rossi nur Dritter würde.

Nicky Hayden muss jetzt voll angreifen, Foto: Honda
Nicky Hayden muss jetzt voll angreifen, Foto: Honda

Zudem könnte der Umstand, dass Rossi jetzt vor Hayden ist, noch zusätzliche Würze in die Finalsuppe streuen. Denn in den Rennen davor war Hayden nur darauf bedacht, möglichst wenig von seinem Vorsprung zu verlieren, der gegenüber Rossi nach Laguna Seca bereits 51 Punkte betragen hatte. Doch jetzt muss der Amerikaner einmal wirklich jede Zurückhaltung sausen lassen und alles oder nichts gehen, wenn er den Titel doch noch holen will.

"Wenn ich über das vorige Rennen nachdenke, fühle ich mich noch immer ziemlich schlecht, aber die Wahrheit ist, ich muss darüber hinwegkommen, weil darüber zu heulen oder weiter darüber zu reden, wird den Wechsel in der WM-Tabelle auch nicht ändern", sagt Hayden. Deswegen blickt er schon die längste Zeit nach vorne auf Valencia. Die Strecke gefällt Hayden sehr und die Atmosphäre beschreibt er als "unglaublich". "Also fahre ich dahin, ohne etwas verlieren zu können - ich muss gewinnen und hoffen, dass Rossi ein schlechtes Wochenende hat. Ich weiß, dass ist sehr unwahrscheinlich, aber wir werden nicht aufgeben, bis die Zielflagge gefallen ist", meint der Amerikaner.

Rossi wird das freilich genauso wenig tun. Doch für ihn ist die Situation auch recht neu, wie er selbst zugeben muss. "Es ist nicht wie bei anderen Malen, als ich die Meisterschaft einige Rennen im Voraus entschieden habe und weniger Druck hatte. Jetzt habe ich nur eine Chance. Das ist ein großer Druck für alle, aber es ist großartig für die Show", erklärt Rossi. Für den Italiener kommt dazu, dass er Valencia nicht so heiß und innig liebt wie Hayden, andererseits stützt er sich darauf, dass seine Maschine auf der Strecke immer gut funktioniert hat. Rossi sagt: "Wenn wir von vorne starten können, dann können wir um den Sieg mitgehen, aber was auch immer passiert, es wird ein sehr spannendes Rennen."

Spannend wird es auch für Alex Hofmann. Zwar nicht weil er um den Sieg fährt, aber vielleicht um einen Platz für das nächste Jahr. Alex Barros ist bereits für 2007 beim D'Antin-Rennstall unter Vertrag und damit nur noch ein Platz bei Hoffmans aktuellem Arbeitgeber frei. "Nach dem Rennen in Estoril würde ich das gute Resultat von dort gerne wiederholen, um die Saison bestmöglich abzuschließen. Ich werde sehr motiviert nach Valencia fahren, um ein gutes Rennen zu haben und noch mehr Punkte zu holen", sagt der Deutsche. Angesichts des Dramas, dass sich um den WM-Titel entfalten könnte, wird das zwar niemandem auffallen, aber für die MotoGP-Zukunft von Hofmann wäre ein weiteres gutes Resultat auf jeden Fall hilfreich.

Alex Hofmann fährt um seine Zukunft, Foto: D'Antin MotoGP
Alex Hofmann fährt um seine Zukunft, Foto: D'Antin MotoGP

Auch bei den 250ern ist es noch nicht vorbei

Neben der MotoGP wird am kommenden Wochenende auch der Weltmeister in der 250er-Klasse ermittelt. Dabei ist Jorge Lorenzo ganz klar in der Favoritenrolle, da er mit 13 Punkten Vorsprung ins Rennen gehen wird und sein fünfter Platz von Estoril eigentlich schon als Katastrophenrennen bezeichnet werden kann, das sich wohl nicht wiederholen dürfte. Andererseits hat ihm dieser fünfte Rang exakt 14 Punkte auf Andrea Dovizioso gekostet. Noch ein Katastrophenrennen bei einem gleichzeitigen Sieg von Dovizioso dürfte sich Lorenzo also nicht leisten.

In der 125er-Klasse könnte die Saison mehr oder weniger gemütlich ausklingen, wenn Alvaro Bautista nach seinem gewonnen WM-Titel und dazu noch auf der neuen Aprilia nicht sämtliche Achtelliterwelten niederreißen wollte. Der Spanier ist in bester Rennlaune und ist heißer Kandidat auf einen neuerlichen überlegenen Sieg. Aber vielleicht erwischt ja Mika Kallio noch ein gutes Wochenende und kann dagegenhalten. Möglich ist vieles, sogar noch in der 125er-Klasse.