Das größte Diskussionsthema des Rennens in Portugal war klarerweise der Unfall von Dani Pedrosa und Nicky Hayden. Ich habe das Missgeschick von Pedrosa als sehr unvernünftig und unüberlegt gesehen. Absicht kann man ihm dabei aber nicht unterstellen. Aber in den beiden Runden davor hat er sich ein paar Überholmanöver bieten lassen müssen, die ihm sicher auch nicht geschmeckt haben. Er wollte dann eben zeigen, dass es mit ihm so nicht geht. Nur hat er dann gerade beim Falschen versucht, das zu zeigen. Klarerweise war Nicky danach sehr verärgert, aber auch Dani wird sich nicht wirklich gut gefühlt haben.

Valentino Rossi hat das Rennen danach sehr kontrolliert nach Hause gefahren und hat sich bei der ganzen Sache nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen. Wie stark er am Ende wirklich noch dagegen halten wollte lässt sich schwer sagen. Gegen Toni Elias war in diesem Rennen jedenfalls nur schwer etwas zu holen. Er war diesmal wirklich eine Klasse für sich und ist auch ein Risiko gegangen, das jemand, der um den Titel fährt im vorletzten Rennen nicht eingehen kann. Es war einfach eine spektakuläre Fahrt und ich glaube, ihn hätte an diesem Tag nichts und niemand aufgehalten.

Für Sete Gibernau war Portugal leider das letzte Rennen auf der Ducati, da er sich beim Sturz mit Casey Stoner verletzt hat. Mittlerweile ist Casey ja bei Ducati als zweiter Fahrer bestätigt. Ob die Entscheidung Gibernau nicht weiter zu verpflichten, rückblickend auf das Pech von Sete in diesem Jahr, gerechtfertigt ist, kann man so nicht sagen. Er hatte schon ein paar Jahre, in denen er das Glück hatte, dass er auf einem richtig guten Motorrad sass. Jetzt wird er eben nicht mehr auf der Ducati sitzen, aber mit 'gerechtfertigt' lässt sich das schwer erklären. Da wird einfach nach Leistung abgerechnet und am Ende fragt niemand, warum das so war. Ob ihn jetzt Stoner abgeschossen hat oder was auch immer am Anfang der Saison los war, ist zweitrangig. Ducati war wohl einfach nicht mit der Leistung in diesem Jahr zufrieden und dann geht es in diesem Geschäft halt sehr schnell, dass man auf dem Abstellgleis steht. Im letzten Saisonrennen wird Gibernau wegen seiner Verletzung von Troy Bayliss ersetzt. Der wird es sicher nicht einfach haben, da er nur wenig Vorbereitungszeit hat. Mit seinem Superbike-Erfolg von 2006 im Rücken kann man ihm aber schon etwas zutrauen, auch wenn er sich auf ein neues Motorrad und neue Reifen einstellen muss.

Casey Stoner hat sich seinerseits die Chance verdient, ein Werksmotorrad zu bekommen. Er hat in einigen Rennen auf dem Kundemotorrad gezeigt, dass er wahnsinnig schnell ist. Er ist auch offen dabei, zuzugeben, dass er einige Fehler gemacht hat und auch selber vieles verbockt hat und ich glaube, das hat den Leuten ganz gut gefallen. Außerdem ist es in der MotoGP so, dass man eigentlich Valentino Rossi sponsert, weil der immer gesehen wird, oder man investiert in etwas Spektakuläres und das ist Stoner in jedem Fall. Inwieweit er seine Fehler abstellen kann ist aber fraglich. Er ist einfach so ein Typ, der immer volles Risiko geht. Wenn er sich nicht von selbst ändert, wird ihn das neue Motorrad kaum ändern. Sollte die 800er Ducati im nächsten Jahr so überlegen sein, wie es sich jetzt bei den Tests gezeigt hat, dann könnte er vielleicht weniger Risiko gehen. Sollte es aber so sein wie mit der Maschine in diesem Jahr, dann wird Casey immer noch über das Limit gehen, denn für Ihn zählt wirklich nur der Sieg.

Sehr toll finde ich das Ilmor-MotoGP-Projekt. Zuerst einmal, dass es überhaupt solche Projekte gibt, die den Mut haben, in jene Klasse einzusteigen, wo die größten japanischen Werke antreten. Sie haben eine recht gute Figur gemacht und wenn sie in Valencia die elektronischen Probleme abstellen können, wird man sehen, dass sie eigentlich doch schon ganz konkurrenzfähig sind.

In Valencia werden sich auch die WM-Duellanten noch einmal ordentlich anstrengen müssen. Auch für Rossi ist die Sache noch nicht gelaufen. Denn würde Hayden gewinnen, was er sicher versuchen wird, dann müsste Rossi Zweiter werden, um die Führung zu verteidigen. In einem Spaziergang ist das also sicher nicht zu erledigen. Denn wie man jetzt wieder gesehen hat, sind viele Fahrer gut drauf. Da wäre Kenny Roberts, Toni Elias ist nach der Vorstellung in Estoril vor heimischem Publikum auch nicht zu verachten und Pedrosa wird auch noch einmal etwas zeigen wollen. Von daher muss sich Rossi mit Sicherheit noch einmal gehörig anstrengen.

Starke Vorstellungen in den kleineren Klassen

Bei den 250ern war es ein super Rennen von Andrea Dovizioso. Er hat wirklich alles richtig gemacht und sich seine Chancen bis zum letzten Rennen bewahrt. Jorge Lorenzos fünfter Platz rührte für mich daher, dass die anderen wirklich ein starkes Wochenende hatten. Alex de Angelis war wieder vorne dabei und Dovizioso hat sich mit Aoyama duelliert, was gezeigt hat, dass die Hondas und KTMs auf dieser Strecke wirklich stark waren.

Für Valencia erwarte ich allerdings wieder eine kleine Verschiebung zu Gunsten von Lorenzo. Dort sollte das Verhältnis dann wieder ausgeglichen sein. Dennoch, auch die 13 Punkte, die Lorenzo noch voraus ist, sind kein Ruhekissen. Es kann einfach viel zu viel während eines Rennens passieren und dann wäre der fast schon sicher geglaubte Titel weg.

Diesen Titel hat Alvaro Bautista bei den 125ern schon länger sicher und die Lockerheit merkt man ihm auch deutlich an. Zudem war er mit der Aprilia für 2007 unterwegs und die Art und Weise wie er dann gewonnen hat, war eigentlich mehr als nur dominant. Er war schon im Training um sieben Zehntel schneller und im Rennen hätte er auch 20 Sekunden Vorsprung haben können, wenn er denn gewollt hätte. Zu einem gewissen Teil war das sicher auch auf das Motorrad zurückzuführen, aber Bautista hat durch den Titel im Moment einfach eine Stärke, dass ihm niemand das Wasser reichen kann.

Mika Kallio hätte ich hingegen stärker eingeschätzt. Außer Bautista war eigentlich niemand wirklich schnell, wenn man die Rundenzeiten betrachtet. Kallio hat man das nach dem Rennen auch angemerkt. Er wurde ja auf der Start-Ziel-Geraden noch von Hector Faubel abgefangen und war sichtlich sauer. Es schien ihm aber schon das ganze Wochenende nicht so zu passen, da die Rundenzeiten, auch im Vergleich zum Vorjahr, nicht wirklich gut waren; es war eher langsam.

Ein gutes Wochenende hatte Sandro Cortese, der sich den zehnten Platz holen konnte. Von den ganzen deutschen Nachwuchsfahrern gefällt er mir im Moment wirklich am besten. Nicht nur wegen dieses Ergebnisses, aber weil er bereits im vorigen Jahr das ein oder andere Highlight gesetzt hat, wenn es auch manchmal nur im Warm up war, wo das die breite Öffentlichkeit nicht unbedingt wahrnimmt. In diesem Jahr muss man bei ihm noch berücksichtigen, dass die Honda nicht so schlagkräftig war, was auch bei Thomas Lüthi gut zu sehen war. Wenn das Team dann im nächsten Jahr auf Aprilia umschwenkt, dürfen wir von Sandro einiges erwarten.

Einsatz in Spanien

Für meine jungen Fahrer vom Team Sachsenring Motorrad Unger ist die Saison auch noch nicht ganz vorbei. Bereits am vergangenen Wochenende waren Eric Hübsch und Mateusz Stoklosa in Cartagena am Start, sind aber leider beide ausgefallen. Am 19. und 26. November stößt dann Patrick Unger dazu und es stehen für alle drei Fahrer noch zwei spanische Meisterschaftsläufe in Valencia und Jerez auf dem Programm. Damit geht es also auch für dieses Team mit großen Schritten dem Saisonende entgegen.