Jorge Lorenzo hat im Moment eine sehr eigenartige Rolle in der 250er-WM inne. Er ist Jäger und Gejagter zugleich. Einerseits jagt er Andrea Dovizioso, der sieben Rennen vor Ende der Saison nur mehr einen Punkt Vorsprung in der Weltmeisterschaft hat. Andererseits ist das ganze Feld der Viertelliterklasse hinter dem Spanier her, da er die vergangenen beiden Läufe in Donington und Assen fast nach Belieben dominiert hat.

Nach dem Rennen auf dem Sachsenring dürfte der Spanier diese Doppelrolle dann endgültig ablegen, da er auch auf dem Kurs in Hohenstein-Ernstthal wieder der Favorit auf den Sieg ist. Zwar konnte er den WM-Lauf in Deutschland im vergangenen Jahr nicht beenden, aber seine Dominanz der letzten Wochen deutet dieses Mal auf einen etwas erfolgreicheren Ausgang hin.

Bleibt die Frage, wer ihm überhaupt gefährlich werden kann. Da wäre einerseits WM-Leader Dovizioso, der zumindest in Donington einige Runden mit Lorenzo mithalten konnte. Wegen des hohen Tempos, das er dabei gehen musste, machte er dann allerdings einen unfreiwilligen Ausflug ins Gras. Auch Alex de Angelis darf man nicht ganz außer Acht lassen. In dieser Saison war der Spanier ein oft gesehener Gast auf dem Siegespodest, seinem ersten Sieg läuft er aber nach wie vor hinterher.

Bei Lorenzos Teamkollegen Hector Barbera wird sich dagegen erst in den Trainings zeigen, ob er nach seiner Verletzungspause, die in Donington endete, wieder fit genug für die Spitze ist. Und auch vor dem letzten wahren Konkurrenten steht ein kleines Fragezeichen. Hiroshi Aoyama fuhr in diesem Jahr schon ausgezeichnete Rennen. Der wichtige Faktor bei ihm ist, ob das Motorrad gut zur Strecke passt.

Aus deutscher Sicht wird der 250er-Lauf auf dem Sachsenring auch wieder interessant. Dirk Heidolf kehrt nach seiner Handverletzung wieder in das Renngeschehen zurück. Er wird von zwei weiteren "Einheimischen" begleitet, die mit Wildcards an den Start gehen dürfen. Der eine ist Franz Aschenbrenner, der Heidolf in den vergangenen vier Rennen ersetzt hatte. Der Zweite ist Meik Minnerop, der normalerweise, wie Aschenbrenner, in der 250er-EM unterwegs ist. Für die Jagd auf Jorge Lorenzo werden die beiden zwar nicht schnell genug sein, aber ein Platz in den Top 20 ist auf jeden Fall im Bereich des Möglichen. Das hat Aschenbrenner in den vergangenen vier Rennen gezeigt.