In Valencia bestritt die MotoGP zwei Tage nach dem Saisonfinale auf dem Circuit Ricardo Tormo die ersten Testfahrten für 2024. Neue Motorräder kamen zum Einsatz, insgesamt sieben Fahrer debütierten in ihren neuen Teams. Darunter natürlich auch Marc Marquez, der erstmals auf der Gresini Ducati platznahm. Wir liefern euch alle wichtigen Informationen zum letzten MotoGP-Test im Jahr 2023 in Valencia.

Das Ergebnis: Die Bestzeit am Dienstag ging an Maverick Vinales in 1:29.253 Minuten. Er schlug Brad Binder und den WM-Dritten Marco Bezzecchi um wenige Hundertstel. Mit 85 Runden war der Aprilia-Pilot auch der fleißigste Mann des Tages. Marc Marquez sortierte sich bei seinem ersten Outing mit der Gresini Ducati direkt auf Platz vier ein, ihm fehlten nur 0,171 Sekunden auf die Tagesbestzeit. Bruder Alex Marquez landete hinter Raul Fernandez auf Platz sechs vor Fabio Di Giannantonio, der bei seinem VR46-Debüt Siebter wurde. Enea Bastianini, Jack Miller und Honda-Neuzugang Luca Marini komplettierten die Top Ten.

Weltmeister Francesco Bagnaia startete das Jahr 2024 mit Platz elf, dicht gefolgt von Fabio Quartararo und Joan Mir. Jorge Martin erlebte einen schwierigen Tag, er kam nach zwei Stürzen nicht über Platz 15 hinaus. Neu-Teamkollege Franco Morbidelli landete direkt hinter ihm, Johann Zarco beendete sein LCR-Debüt auf Platz 17. Pedro Acosta begann seine MotoGP-Karriere mit 1,233 Sekunden Rückstand auf P18, er schlug damit Yamaha-Neuzugang Alex Rins. Aleix Espargaro kam nicht über den 22. Rang hinaus. Er musste den Test etwa zur Halbzeit vorzeitig beenden und sich zu Untersuchungen in ein naheliegendes Krankenhaus begeben, nachdem er über starke Schmerzen in seinem Bein klagte, welches er in Katar verletzt hatte.

Stürze, Defekte & Zwischenfälle: Nach rund zwei Stunden sorgte Vizeweltmeister Jorge Martin für den ersten Sturz des Testtages. Er verlor in Kurve zehn die Front seiner Pramac Ducati und rutschte ins Kiesbett. Martin kam ohne Verletzungen davon, musste sein zerstörtes Motorrad aber im Kiesbett zurücklassen.

Marco Bezzecchi verbremste in Turn 1 und musste einen Trip durch das Kiesbett hinlegen. Kurze Zeit später hatte auch Alex Rins einen Schreckmoment: Er verlor in Kurve sechs das Heck seiner Yamaha-M1 und blieb nur mit viel Glück sitzen.

Gegen 14 Uhr war es erneut Martin, der für den zweiten Sturz der Session sorgte. Diesmal rutschte er in Turn 6 weg. Ein harmloser Crash, der beim Pramac-Piloten jedoch für Rätsel sorgte.

Kurz nach Anbruch der letzten beiden Stunden wiederholte Bezzecchi seinen Fehler vom Vormittag, er verbremste sich in Turn 1 ein zweites Mal und musste erneut durch das Kiesbett, konnte die Fahrt aber ohne Probleme fortsetzen.

Johann Zarco musste gut 70 Minuten vor Testende seinen ersten Crash als Honda-Pilot verzeichnen, er ging in Turn 4 zu Boden und musste sein Motorrad im dortigen Kiesbett zurücklassen.

Rund eine halbe Stunde vor dem Ende musste auch Pedro Acosta seinen ersten Sturz als MotoGP-Fahrer hinnehmen. Er stürzte in Kurve sechs über die Front. KTM-Kollege Brad Binder sorgte rund sieben Minuten vor Schluss in Turn 5 für den letzten Abflug des Testtages in Valencia, auch er hatte die Front verloren.

Die Technik: Auf dem Weg zurück an die MotoGP-Spitze lässt Honda nichts unversucht. Die Japaner brachten ein radikal unterschiedliches Paket nach Valencia, von dem jeder der vier Piloten eine Version zur Verfügung hatte. Die neue RC213V verfügt über eine neue Aerodynamik, ein neues Chassis, neue Flügelelemente an Seite und Heck, eine neue Schwinge, einen neuen Auspuff und einen neuen Sitz. Auch der Motor wurde minimal verändert. Während Joan Mir, Takaaki Nakagami und Johann Zarco auch eine 2023er-Spezifikation in ihren Garagen hatten, testete Luca Marini nur die neue Version.

Bei Yamaha testeten Fabio Quartararo und Testfahrer Cal Crutchlow zwei unterschiedliche Motorräder. Einmal handelte es sich dabei um die Spezifikation, die bereits beim Wildcard-Einsatz des Briten in Motegi zum Einsatz kam. Das zweite Bike glich einer völlig neuen Version: Hier kamen ein neues Chassis, eine veränderte Aerodynamik und ein größerer Auspuff zum Einsatz. Die Motorenspezifikation aus dem Misano-Test wurde in geupdateter Version ebenfalls getestet. Neuzugang Alex Rins musste sich mit zwei 2023er-Bikes zufriedengeben. Er sollte sich erstmal ein Gefühl für die Yamaha-M1 verschaffen.

Ducati gab seinen beiden Werksfahrern und den Pramac-Piloten die Möglichkeit, die neue GP24 zu testen. Dabei handelt es sich um eine Evolution des diesjährigen Bikes ohne radikale Veränderungen. Speziell am Chassis wurden ein paar Verbesserungen vorgenommen, zudem kam die neue Motorenspezifikation für 2024 zum Einsatz. Die größeren, sichtbaren Veränderungen bringt Ducati traditionell erst beim Sepang-Test Anfang Februar. Bei VR46 und Gresini konnten sich die Piloten mit der Ducati Desmosedici GP23 vertraut machen.

Aprilia wird sein neues Motorrad für 2024 erst beim Sepang-Test im kommenden Frühjahr zeigen. Die Italiener sind ohne große Neuerungen nach Valencia gekommen und waren mit dem 2023er-Bike unterwegs. Es wurden nur einzelne neue Teile getestet, darunter eine neue Schwinge. Alles, was nicht wie geplant funktioniert, soll aussortiert werden.

Gleiches gilt für KTM, wo das neue Motorrad ebenfalls erst im kommenden Jahr in Sepang präsentiert wird. Der Hersteller aus Mattighofen testete unter anderem neue Flügelelemente an der Front, die denen der Ducati GP23 glichen. Allzu viel wollte man jedoch nicht preisgeben, Jack Miller war zwischenzeitlich im Camouflage-Design auf der Strecke. KTM hatte also auch eine zumindest leicht veränderte Verkleidung im Einsatz.

Das Wetter: Der Testtag in Valencia begann mit einem relativ kühlen Morgen. Auch im Laufe des Tages stieg die Außentemperatur nur auf knapp 20 Grad. Keine idealen Testbedingungen also, zumal ein recht starker Wind den MotoGP-Stars zusätzliche Probleme bereitete.