Francesco Bagnaia hatte die erste Saisonhälfte der MotoGP 2023 mit dem Rennsieg in der Dutch TT auf die bestmögliche Art und Weise abgeschlossen. Und auch nach der fünfwöchigen Sommerpause schien der amtierende Weltmeister genau da anzuknüpfen, wo er zuvor aufgehört hatte. Am Samstag in Silverstone nahm sein Wochenende nach dem zweiten Platz im 2. Freien Training jedoch eine dramatische Wende, die in einem Debakel im Sprint endete.

Von Startplatz vier aus wurde Bagnaia schon in der ersten Runde weit zurückgeworfen. Trotz eines ordentlichen Starts erreichte er die erste harte Bremszone vor Kurve drei nur als Achter, bis zum Ende des Umlaufs lag er nur noch auf Platz 12. Kurze Zeit später konnte der Ducati-Pilot zwar Pol Espargaro zurück überholen, doch damit war eine mögliche Aufholjagd auch schon wieder beendet. Miguel Oliveira und Fabio Di Giannantonio schossen im weiteren Rennverlauf vorbei, ehe kurz vor Schluss auch noch Stallgefährte Enea Bastianini spielend leicht überholte.

So standen bei Zielüberfahrt nur Platz 14 und satte 25,527 Sekunden Rückstand auf Sieger Alex Marquez - nie war Bagnaia in diesem Jahr auch nur ansatzweise so schlecht. Zudem beendete er das Rennen auch noch als schlechtester der acht Ducati-Fahrer. "Mein Team arbeitet schon daran, die Daten zu überprüfen, um zu verstehen, was passiert ist", resümierte der Italiener am Samstagabend. "Heute morgen war ich noch Zweiter in FP2 und habe um die Pole Position gekämpft. Im Rennen habe ich aber schon auf der Aufwärmrunde gemerkt, dass etwas nicht stimmt."

Das Motorrad habe sich beim Fahren ungewöhnlich viel bewegt, Bagnaia konnte seine Linien folglich nicht mehr halten. "Ich bin fast überall weitgegangen. Es war schwer, etwas entgegenzuhalten. Die anderen Fahrer haben mich innen und außen überholt. Ich war am Limit", beschreibt er. Besonders ärgerlich: Der amtierende Weltmeister hat keine Erklärung für seine Probleme im Sprint. "Ich weiß nicht, was passiert ist", sagt er. "Wir müssen das verstehen. Das war das Bike, mit dem ich gestürzt bin [in Q2, Anm.]. Vielleicht war es deswegen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass es nicht am Setup lag."

Francesco Bagnaia kämpfte im Sprint in unbekanntem Gefilde, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia kämpfte im Sprint in unbekanntem Gefilde, Foto: LAT Images

Comeback im Hauptrennen? Bagnaia glaubt an GP-Sieg

Hat also das Ducati-Werksteam bei der Reparatur der Desmosedici GP23 gepatzt? So oder so: Die Ingenieure der Roten sind nun gefordert, das Problem über Nacht ausfindig zu machen, um am Sonntag im Grand Prix zurückschlagen zu können. Bagnaia gibt sich hoffnungsvoll: "Wir haben genug Zeit, das Problem zu verstehen und zu lösen."

Ohnehin ist beim Großen Preis von Großbritannien mit besserem Wetter als am Samstag zu rechnen, es wird kein Regen erwartet. Auch das macht dem Ducati-Star Hoffnung. Auf Nachfrage eines Journalisten verriet er im Rahmen der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz, den Rennsieg trotz des schwierigen Samstags für möglich zu halten: "Gestern Nachmittag habe ich mich auf gebrauchten Reifen sehr gut gefühlt und war konkurrenzfähig. Das ist eine schwierige Strecke, auf der du nicht zu sehr pushen darfst, um den Hinterreifen nicht zu stark abzunutzen. Ich bin mir sicher, dass ich ein Paket habe, mit dem ich an der Spitze kämpfen kann."