Die MotoGP trägt offiziell den Status einer Weltmeisterschaft. Ein Blick in den aktuellen MotoGP-Rennkalender der Saison 2023 widerlegt diese Aussage inoffiziell jedoch: Denn tatsächlich ist die Königsklasse auf zwei Rädern nur auf fünf der sieben Kontinente präsent. Neben der Antarktis, wo logischerweise keine Rennen ausgetragen werden können, macht die MotoGP seit geraumer Zeit auch in Afrika keinen Stopp mehr.

Das letzte MotoGP-Rennen auf dem afrikanischen Kontinent fand zu Beginn der Saison 2004 in Welkom auf dem Phakisa Freeway statt. Valentino Rossi setzte sich damals in einem legendären Duell mit Erzrivale Max Biaggi erst auf den letzten Metern durch. Ein historischer Sieg, denn es war das erste Rennen des neunfachen Weltmeisters auf Yamaha. Ein weiterer Triumph auf afrikanischem Boden sollte allerdings nicht mehr dazukommen, obwohl Rossi noch 16 weitere Jahre in der MotoGP fuhr. Ab 2005 kehrte die Königsklasse nach insgesamt sechs Saisons nämlich nicht mehr nach Südafrika zurück - und auch nicht in ein anderes afrikanisches Land.

2004 stieg das letzte MotoGP-Rennen in Afrika, Foto: Milagro
2004 stieg das letzte MotoGP-Rennen in Afrika, Foto: Milagro

Geht es nach Brad Binder, KTM-Werksfahrer und derzeit Südafrikas einziger MotoGP-Pilot, soll sich das in naher Zukunft wieder ändern. Er hält eine zeitnahe Rückkehr der Königsklasse nach Kyalami für möglich. Dort fand im Jahr 1983 bereits der erste Südafrika-GP der MotoGP-Geschichte statt, drei weitere Rennen in den Jahren 1984, 1985 und 1992 folgten. Danach verabschiedete sich die MotoGP jedoch von der zwischen den südafrikanischen Metropolen Johannisburg und Pretoria gelegenen Rennstrecke - auch, weil der Kurs in die Jahre gekommen war und nicht mehr den modernen Anforderungen entsprach.

In den vergangenen Jahren wurde der Kyalami Grand Prix Circuit jedoch immer weiter modernisiert. Binder selbst war erst im vergangenen Jahr in der MotoGP-Sommerpause dort zu Gast und drehte mit seiner KTM RC-16 einige Runden auf dem neuen Kurs. "Es war unglaublich. Das ist eine unglaublich tolle Strecke, ich liebe das Layout", sagte er damals, nachdem er mit 1:48.078 Minuten auch einen neuen Rundenrekord aufgestellt hatte.

Die Strecke in Kyalami wurde in den letzten Jahren modernisiert, Foto: LAT Images
Die Strecke in Kyalami wurde in den letzten Jahren modernisiert, Foto: LAT Images

Binder: Kyalami braucht nur in zwei Bereichen mehr Auslaufzone

Ein großes Problem gibt es jedoch: Die 4,529-Kilometer lange Rennstrecke in Kyalami verfügt im Einstufungssystem der FIA und FIM nur über eine Grad-2-Klassifizierung. Damit MotoGP-Rennen ausgetragen werden können, wird eine Hochstufung auf 'Grade 1' benötigt. Dazu müssten nochmal einige Anpassungen an und um die Strecke erfolgen. Das weiß auch Binder: "Kyalami hat wahrscheinlich die beste Boxenanlage von allen Strecken, die wir momentan besuchen. Die Einrichtungen und die Infrastruktur sind herausragend. Sie sind perfekt. Es gibt nur ein paar Stellen, an denen die Wände etwas weiter nach hinten versetzt werden müssen."

Für den Südafrikaner ist klar: "Das ist das größte Hindernis, was uns von einer Rückkehr abhält." So gebe es allen voran zwei Stellen, wo die Streckenbetreiber den MotoGP-Stars eine größere Auslaufzone und entsprechenden Raum für Stürze verschaffen müssten. Geschieht das, glaubt Binder an einen zeitnahen Heim-Grand-Prix: "Wenn sie das tun, können wir zurückkommen."