Brad Binder lag im Großen Preis von Deutschland auf dem Sachsenring lange Zeit auf Kurs für ein Topresultat. Durch das verletzungsbedingte Aus von Honda-Star Marc Marquez startete er von Platz neun und schoss mithilfe der KTM-Power noch vor Kurve eins bis auf den fünften Rang nach vorne. Es folgte ein kurzer Zweikampf mit Aleix Espargaro, ehe Binder in der vierten Runde an Teamkollege Jack Miller vorbeiging. Sechs Umläufe später folgte das Überholmanöver gegen Luca Marini, welches dem Südafrikaner P3 bescherte.
Dort lag Binder auch in der 19. Runde noch, als ihm ein kleiner Fehler zum Verhängnis werden sollte: Er verbremste sich zu Beginn des 3. Sektors leicht in Turn 8, konnte die übliche Linie nicht halten und ging etwas weit. Der Südafrikaner kam von der Strecke ab, verlor die Kontrolle über das Heck seiner KTM RC16 und wurde abgeworfen. Heftig durchgeschüttelt kam Binder neben seiner völlig zerstörten Maschine im Kiesbett zum Liegen. Sichtlich angeschlagen humpelte er Augenblicke später, gestützt von den Marshals, von der Strecke. Die Hoffnung auf das fünfte Podium der Saison war dahin.
Noch während des Rennens wurde Binder für einen Check-Up ins Medical Center gebracht und von den MotoGP-Ärzten untersucht. Kurze Zeit später konnte das KTM-Team jedoch Entwarnung geben: Es wurden keine Verletzungen festgestellt. Eine Teilnahme am letzten Rennwochenende für der Sommerpause in einer Woche in Assen ist somit nicht gefährdet. Die Reise zur Dutch TT in den Niederlanden muss der Südafrikaner jedoch mit einem Nuller und dem Verlust von WM-Rang vier an Johann Zarco im Gepäck antreten.
Ausrutscher kostet Binder Podest-Chance am Sachsenring
"Ich hatte einen guten Start, alles lief nach Plan. Die Jungs haben einen tollen Job gemacht, das Bike hat sich fantastisch angefühlt. Ich hatte nicht die Pace der ersten Beiden, konnte aber sehr sauber fahren und meine Reifen schonen", berichtet Binder am Sonntagnachmittag. Dass sein Rennen im Kiesbett und nicht auf dem Podium endete nimmt er auf seine Kappe: "Leider habe ich die Vorderradbremse unten im Tal berührt und die Front kurzzeitig blockiert. Dabei bin ich mit dem linken Fuß von der Fußraste abgerutscht. Ich konnte mich dann nicht mehr in die Kurve lehnen und bin geradeaus von der Strecke gefahren."
Als Binder sein linkes Bein wieder sortiert hatte und in die Kurve einlenkte, war er bereits deutlich neben der Linie: "Ich habe dann versucht, meine Schräglage bis zum grünen Farbstreifen zu halten, um auf dem Bike sitzen zu bleiben. Dann habe ich das Bike wieder aufgerichtet, hatte das Heck zu diesem Zeitpunkt aber schon verloren. Dadurch bin ich gestürzt."
Dass sich Johann Zarco in dieser Phase des Rennens in großen Schritten von hinten angenähert hatte, wollte der KTM-Pilot nicht als Auslöser für sein Missgeschick wissen lassen. Er ist sich sicher, den dritten Platz bis zum Ende hätte verteidigen zu können: "Ich bin enttäuscht, weil ich es auf das Podium hätte schaffen können. Das Team hätte das verdient gehabt, ich will mich bei ihnen entschuldigen. Sie haben so viel Einsatz gezeigt und wurden nicht mit einem entsprechenden Resultat belohnt."
So verlässt Binder den Sachsenring trotz vielversprechender Pace in Sprint und Hauptrennen nur mit vier Punkten - seine klar schlechteste Ausbeute im MotoGP-Jahr 2023. Sein Rückstand auf WM-Leader Francesco Bagnaia ist dadurch auf 64 Punkte angewachsen. Stattdessen nähern sich nun sogar Marini und Miller von hinten: Sie stehen nach sieben Rennwochenenden jetzt bei 89 bzw. 79 Punkten, während Binder als WM-Fünfter bei 96 Zählern hält. In Assen will sich der KTM-Werksfahrer wieder etwas Luft verschaffen: "Das ist Racing, wir werden es nächste Woche wieder versuchen."
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