Auch wenn es nach dem Trainingsfreitag zunächst nicht danach aussah: Das MotoGP-Rennwochenende in Italien verkam letztlich doch zur befürchteten Ducati-Show. Francesco Bagnaia dominierte nach Belieben, fuhr im Qualifying samt Rekordrunde auf die Pole Position und in beiden Rennen zu ungefährdeten Siegen. Mit Jorge Martin und Marco Bezzecchi bzw. Johann Zarco stellte der Hersteller aus Borgo Panigale auch sämtliche weitere Podestfahrer.
Und um die Ducati-Dominanz mit zusätzlichen Zahlen zu untermauern: Nach sechs Rennwochenenden stehen die Italiener bereits zum dritten Mal [nach Argentinien und Frankreich, Anm.] in dieser Saison alleine auf dem Podest. Das war ihnen vor Saisonbeginn überhaupt erst einmal gelungen: Beim Finale der Saison 2021 in Valencia. Durch den vierten Platz von Luca Marini stellte Ducati am Sonntag zudem erstmals in der Geschichte die ersten vier Fahrer eines Grand Prix. Das war zuletzt Honda beim Australien-GP im Jahr 2011 gelungen: Casey Stoner siegte vor Marco Simoncelli, Andrea Dovizioso und Dani Pedrosa. Im Sprint am Samstag belegte Ducati sogar die ersten fünf Positionen.
Die beste Nicht-Ducati war am Sonntag Brad Binder. Der KTM-Pilot, in dieser Saison als WM-Vierter größter Herausforderer der Roten, erreichte das Ziel diesmal mit beachtlichen 8,925 Sekunden Rückstand auf Rennsieger Bagnaia - obwohl er nach der Startphase schon in der Führungsgruppe dabei war. Anders als zuletzt konnte sich Binder in Mugello dann aber nicht weiter nach vorne kämpfen, er stagnierte im Verfolgerfeld und musste mitansehen, wie sich die führenden Ducatis immer weiter absetzten.
Brad Binder: Richtig gepusht und trotzdem zu langsam!
"Ich lag nach dem Start noch hinter ihnen und habe versucht, ihnen zu folgen. Es sah so aus, als hätten sie noch Reserven gehabt", berichtet der KTM-Werksfahrer am Sonntagabend. Enttäuscht gibt er zu: "In den letzten Rennen konnte ich immer mit ihnen mithalten, ohne dabei meine Komfortzone verlassen zu müssen. Heute musste ich aber richtig pushen und konnte trotzdem nicht dranbleiben."
Das ging auch Marc Marquez so. Der Honda-Star crashte in der sechsten Runde beim Versuch, mit dem drittplatzierten Marini mitzuhalten. Er fand anschließend lobende Worte für den Hersteller aus Borgo Panigale: "Alle Ducati-Fahrer sind schnell. Ein Fahrer ist in gewissen Bedingungen etwas schneller, ein anderer Fahrer in anderen Bedingungen. Insgesamt fahren aber alle sehr schnell, das erhöht das Level." Für den großen Rückstand auf Ducati machte der achtfache Weltmeister aber allen voran die eigenen Probleme mit der Honda RC213V verantwortlich und nicht deren grandiose Leistung in den vergangenen Jahren.
Aleix Espargaro fürchtet: Wird schweres Jahr für andere Hersteller
Anders Aleix Espargaro: Der Aprilia-Pilot wurde im Vorjahr in Mugello noch Dritter, verlor diesmal als Sechster aber mehr als zehn Sekunden auf Dominator Bagnaia. "Wir waren heute einfach nicht in der Lage, mit den Ducatis mitzuhalten, obwohl wir alles versucht haben. Ich habe gestern [Samstag, Anm.] meinen persönlichen Rundenrekord gefahren, aber Pecco fliegt aktuell - und all seine Markenkollegen können ihm folgen, egal ob Gresini, VR46 oder Pramac", analysiert er. "Mich stört am meisten, dass es so einfach aussieht, wie sie fahren. Selbst Peccos Pole-Runde - er hatte überhaupt keine Bewegung im Bike, es sah aus wie ein Formel-1-Auto. Das ist verrückt. Sie haben so viel Stabilität und Motorleistung, da können wir nicht mithalten."
"Es wird kein leichtes Jahr für alle anderen [Hersteller, Anm.]", glaubt Espargaro deshalb. Hoffnung macht ihm nur, dass Ducati keine Strecke dieser Welt so gut kennt wie Mugello: "In Mugello sind sie schon viele Runden gefahren, haben viele Informationen. Es gibt eine verdammt lange Gerade. Deshalb will ich glauben, dass ich in Deutschland und Assen näher an ihnen dran sein kann." KTM-Rivale Binder schlägt in die gleiche Kerbe. Auch er hofft, auf anderen Strecken wieder besser mithalten zu können: "Das ist deren Hinterhof. Sie haben hier sicherlich ein paar Tricks mehr in der Hinterhand."
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