49 Punkte holte KTM in den jüngsten beiden MotoGP-Rennen in Aragon und Motegi. Damit ist man in diesem Zeitraum der zweiterfolgreichste Hersteller hinter Ducati. So viele WM-Zähler innerhalb von nur zwei Grands Prix konnte KTM zuletzt im März sammeln, als man mit Brad Binders zweitem Platz in Katar und Miguel Oliveiras Sieg im Regen von Indonesien stark in die neue Saison gestartet war.

Anschließend rutschte der österreichische Hersteller aber in eine Krise. In den folgenden zwölf Rennen waren fünfte Plätze durch Oliveira in Portimao und Binder in Assen das höchste der Gefühle. Podiumsplatzierungen? Fehlanzeige. Eine derart lange Flaute musste KTM zuletzt am Übergang zwischen den Saisons 2019 und 2022 hinnehmen. Die jüngste Durststrecke konnte am vergangenen Wochenende Brad Binder mit Platz zwei in Motegi beenden.

Binders Ergebnis war die Bestätigung eines Aufwärtstrends, der sich bereits eine Woche zuvor in Aragon abgezeichnet hatte. Da war Binder bereits starker Vierter geworden und hatte das Podium nur um 0,240 Sekunden verpasst. In Motegi gelang schließlich auch Teamkollege Oliveira der Befreiungsschlag. Platz fünf war sein zweitbestes Saisonergebnis.

"Das war ein gutes Wochenende", zog der Portugiese zufrieden Bilanz. "Wir waren bei allen Bedingungen schnell. Ich bin stolz auf unsere Leistung. Das war nach schwierigen Rennen definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Darauf müssen wir nun in Thailand aufbauen." Noch größer war die Freude freilich bei Podiumsmann Binder: "Wir haben in dieser Saison so hart gearbeitet, es sind uns aber nicht viele gute Resultate gelungen. Jetzt wieder auf dem Podium zu stehen, fühlt sich großartig an."

Vom dritten Rang aus gestartet übernahm Brad Binder in Turn 1 die Führung, Foto: LAT Images
Vom dritten Rang aus gestartet übernahm Brad Binder in Turn 1 die Führung, Foto: LAT Images

Wie lässt sich die jüngste Leistungssteigerung nun erklären? KTM profitierte in Motegi definitiv von den äußeren Bedingungen. Die große Schwäche der RC16 liegt im Qualifying. Den Fahrern gelingt es nicht, über eine schnelle Runde das volle Potenzial der Maschine abzurufen. Die Folge sind schlechte Startpositionen und somit meiste echte Mammutaufgaben im Rennen. In Japan fand das Qualifying aber auf nasser Strecke statt, die Karten wurden neu gemischt und KTM nutzte die Chance. Oliveira holte mit P8 seine zweitbestes Startplatzierung in dieser Saison, Binder fuhr mit Rang drei überhaupt zum ersten Mal in seiner MotoGP-Karriere in Reihe eins.

"Aus der ersten Reihe zu starten ist so angenehm. Die Fahrt zu Kurve eins ist viel entspannter", schmunzelte Binder. "Wenn wir in der ersten oder zweiten Reihe stehen, können wir unser Potenzial zeigen", ist auch Teammanager Francesco Guidotti überzeugt. Der zweifache MotoGP-Rennsieger Binder ortete neben der guten Startposition im Regen-Qualifying aber noch einen weiteren externen Faktor, der KTM an diesem Wochenende und auch schon zuletzt in Aragon nach vorne brachte. "Die letzten beiden Strecken sind uns sicher entgegengekommen. Wir sind normalerweise immer stärker, wenn der Grip schlecht ist."

Ist das jüngste Aufbäumen von KTM also nur den Bedingungen geschuldet? Mitnichten, denn vor allem Brad Binder ortet deutliche Verbesserungen an der RC16: "Das Motorrad hat sich von Wochenende zu Wochenende ständig verändert. Wir haben viele unterschiedliche Dinge ausprobiert, weil unsere Performance nicht unseren Erwartungen entsprochen hat. Das Team hat sich unseren Problemen super angenommen. Jetzt habe ich viel mehr Vertrauen in das Vorderrad. In diesem Bereich hatten wir in der Vergangenheit oft Probleme."