Vier Siege aus den letzten fünf MotoGP-Rennen, den Rückstand auf Fabio Quartararo von 91 auf zehn Punkte verkürzt - das Momentum im WM-Kampf 2022 liegt derzeit ganz klar auf Seiten von Francesco Bagnaia. In Japan könnte er nun zum erst zweiten Mal in seiner Karriere nach Jerez 2021 die WM-Führung in der Königsklasse übernehmen.

Der Twin Ring in Motegi gilt nämlich als Ducati-Strecke, die den italienischen Maschinen in die Karten spielt. "Wir haben hier normalerweise das Bike, das es zu schlagen gilt", bestätigt Bagnaia am Donnerstag. "Das Layout kommt unserem Motorrad entgegen und ich mag harte Bremszonen. Ich denke, dass ich hier sehr konkurrenzfähig sein kann."

Schon in Aragon zählte der 25-jährige Turiner das gesamte Wochenende über zu den besten Piloten. Den Sieg verpasste er nur hauchdünn, erst in der letzten Runde wurde er überholt - und zwar von Markenkollege Enea Bastianini, der Bagnaia nicht nur fünf Punkte kostete, sondern ihn auch noch nah an das Limit und einen möglichen Sturz brachte. Arbeitgeber Ducati sah dies sicherlich nicht gerne, auch wenn Bastianini selbst noch über geringe WM-Chancen verfügt.

Bagnaia befindet sich schließlich in der besseren Position. Um die Siegchancen des Werkspiloten in Japan zusätzlich zu erhöhen, könnte Ducati am Sonntag deshalb ein Stallorder verordnen, um ähnliches Drama wie zuletzt in Aragon oder auch in Misano zu verhindern. Dann wären alle anderen Ducatisti verpflichtet, Bagnaia nicht zu attackieren und kampflos ziehen zu lassen.

Bastianini und Bagnaia duellierten sich in Aragon aufs Härteste, Foto: LAT Images
Bastianini und Bagnaia duellierten sich in Aragon aufs Härteste, Foto: LAT Images

Bagnaia: Will lieber aus eigener Kraft gewinnen!

Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Ausgerechnet Bagnaia selbst wünscht sich allerdings keine Teamorder: "Ich brauche keine Hilfe, um an die Spitze zu kommen. Ich bevorzuge es, auf der Strecke zu gewinnen und nicht dadurch, dass mich jemand vorbeigelassen hat. Ich konzentriere mich auf meinen Job und werde mein Bestes geben. So, wie ich es schon in Misano oder Aragon getan habe."

Ein Veto gegen eine mögliche Stallorder einlegen würde der Italiener allerdings auch nicht und lässt sich ein Hintertürchen offen. "Letztlich ist es nicht meine Entscheidung", erklärt er. "Wenn sie [Ducati, Anm.] sich anders entscheiden, dann ist es ihre Entscheidung."

Zumindest bislang scheint Ducati dem Wunsch ihres Starpilotens aber nachzukommen. "Es gibt momentan keine Teamorder", verrät Bastianini in der zweigeteilten MotoGP-Pressekonferenz am Donnerstag. "Das ist auch gut, denn ich habe noch eine kleine Chance [auf den WM-Titel, Anm.]. Dazu muss ich in jedem Rennen 100 Prozent geben. Wir werden sehen, ob es in den letzten Rennen noch eine Teamorder gibt, aktuell beschäftigt mich das aber nicht."