Die MotoGP kehrt Katar nach fünf Wochen den Rücken. Mit dem "Grand Prix von Doha" endete das lange Gastspiel mit einem ähnlichen Ausgang wie der Saisonauftakt. Erneut siegte eine Yamaha, nachdem lange Zeit Ducati das Rennen angeführt hatte. Die lange Vorbereitungszeit für alle Fahrer und Teams sorgte dafür, dass die Fans am Sonntag Zeuge von etwas Historischem wurden: Noch nie lagen die Top-15 in einem Rennen der Königsklasse der Motorrad-WM so knapp beisammen. Lediglich 8,928 Sekunden entschieden zwischen 25 Punkten und einem Zähler. Motorsport-Magazin.com mit einem Vergleich der beiden Katar-Rennen.

Kein Blitzstart bei Ducati

Im ersten Rennen konnte Ducati die Konkurrenz mit einem der besten Starts der MotoGP-Geschichte schocken. Am Sonntag konnte man das Spektakel nicht wiederholen. Zwar verteidigten Jorge Martin und Johann Zarco souverän die beiden vordersten Positionen, doch dahinter fiel Jack Miller von P4 auf P8 und Francesco Bagnaia im Zuge der ersten Runde sogar um fünf Ränge vom 6. Platz auf Position 11 zurück.

Eine Parallele zum ersten Rennen stellte allerdings Yamaha dar: Dort verloren drei der vier Fahrer in der ersten Runde Plätze. Fabio Quartararo verschlechterte sich um zwei Positionen, Franco Morbidelli um drei und Maverick Vinales sogar um sechs. Einzig Valentino Rossi konnte seinen Rang halten, war aber nur vom vorletzten Platz gestartet.

Positionsveränderung Grid zu Lap 1:

Beste Starts+/- Schwächste Starts+/-
Brad Binder+8Stefan Bradl-7
Miguel Oliveira+6Maverick Vinales-6
Mir, Rins, A.Espargaro+4Francesco Bagnaia-5

Den besten Start erwischten diesmal die KTM-Fahrer: Brad Binder holte vom Start bis zum Ende der 1. Runde acht Plätze auf, Miguel Oliveira sieben. Joan Mir, Alex Rins und Aleix Espargaro gewannen jeweils vier Positionen. Den schwächsten Start hingegen erwischte Stefan Bradl, der um satte sieben Plätze nach hinten gereicht wurde.

Martin hält das Feld zusammen

Zogen im ersten Rennen die Ducati zu Beginn das Feld ein wenig auseinander, so blieb mit Rookie Jorge Martin an der Spitze diesmal alles eng beisammen. Nach fünf Runden trennten den späteren Sieger Fabio Quartararo auf Rang 9 nur 1,984 Sekunden vom Leader. Vor einer Woche waren die Ränge 1 bis 9 zu diesem Zeitpunkt bereits durch dreieinhalb Sekunden getrennt.

Mit Martin an der Spitze entwickelte sich ein taktisches Rennen, in dem alle mit einer guten Reifenperformance in die Schlussrunden gehen wollten, da in der Woche zuvor Vinales erst in der 15. Runde das rennentscheidende Manöver gesetzt hatte. Es entwickelten sich spannende Positionskämpfe wie etwa das harte Duell zwischen Joan Mir und Jack Miller, das nach Rennende in einem hitzigen Wortkrieg gipfelte.

MotoGP Katar II: Dicke Luft zwischen Joan Mir und Jack Miller (11:27 Min.)

In einer Windschattenschlacht knallten sich die MotoGP-Asse die schnellsten Rennrunden um die Ohren. Achtmal wechselte dieser Bestwert zwischen sechs verschiedenen Piloten, ehe Bagnaias 1:54,491 Minuten in Lap 7 bis zum Ende stehenblieben.

Wie ausgeglichen das Rennen in den ersten zwei Dritteln war, zeigt auch ein weiterer Wert: In den ersten 16 Runden waren elf verschiedene Fahrer zu irgendeinem Zeitpunkt schnellster Mann auf dem Losail Circuit. Darunter etwa auch Luca Marini (Lap 5), Enea Bastianini (Lap 11-13), Franco Morbidelli (Lap 16) oder Brad Binder (Lap 10). Leader Martin fuhr hingegen nur in der Startrunde die schnellste Zeit im Feld.

Ein schnelles Rennen

Martin bremste das Feld aber keineswegs ein, denn das Rennen war deutlich schneller als jenes der Vorwoche. Alle 18 Fahrer, die beide Läufe beendeten, konnten ihre Rennzeit steigern. An der Spitze der Steigerungen stand Morbidelli, den im ersten Rennen ein Defekt gebremst hatte, mit einem Gewinn von 22 Sekunden sowie Martin, der sich um satte 19 Sekunden steigern konnte.

Unterschied der Rennzeit 1. und 2. Lauf (Auswahl):

PFahrer Unterschied
1.Franco Morbidelli-22,771 Sek.
2.Jorge Martin-19,588
3.Brad Binder-13,787
4.Lorenzo Savadori-12,237
5.Luca Marini-9,110
...
14.Johann Zarco-4,301
15.Francesco Bagnaia-3,153
16.Maverick Vinales-2,556
17.Valentino Rossi-1,162
18.Joan Mir-1,020

Am unteren Ende der Skala fanden sich Weltmeister Joan Mir sowie Valentino Rossi und Auftakt-Sieger Vinales, der sich nur um 2,5 Sekunden verbessern konnte und daher vom 1. auf den 5. Platz zurückfiel.

Quartararo siegt mit Vinales-Taktik

Fabio Quartararo fand sich nach fünf Runden nur auf dem 9. Platz wieder und musste sich durch das halbe Feld arbeiten. Bis zum 11. Umlauf hatte er nur einen Platz aufgeholt - jenen des strauchelnden Miguel Oliveira. Doch in der zweiten Rennhälfte ging es flott: In Lap 12 war Aleix Espargaro fällig, eine Runde später die Streithähne Mir und Miller. Vom 5. Platz bis zur Führung brauchte Quartararo dann nur noch sieben Umläufe.

Sobald er die Spitzenposition von Martin in Runde 19 erobert hatte, zog er an der Spitze das Tempo an und brach das Feld endgültig auf. Waren die Top-10 in Martins letzter Führungsrunde nur durch 1,914 Sekunden getrennt, so waren es bei Zieleinlauf 5,382 Sekunden. Am schlimmsten traf es Miller, der in den letzten fünf Runden 5,186 Sekunden auf Quartararo verlor. Der Australier machte Armpump-Probleme dafür verantwortlich und sagte nach dem Rennen: "Ich konnte in den letzten Runden meinen Bremshebel nicht mehr spüren."

Quartararos exzellente Spätform im Rennen wird durch seine Rundenzeiten untermauert: In den zehn schnellsten Rundenzeiten der letzten fünf Laps finden sich alle fünf Umläufe von Quartararo. Zwar war Zarcos letzte Attacke in Martins Windschatten in der vorletzten Runde die Bestzeit der Schlussphase, aber Quartararo brannte nach seinem erfolgreichen Manöver gegen Martin viermal in Folge Zeiten von 1:55,1 in den Asphalt.

Die 10 schnellsten Zeiten der letzten 5 Runden:

PFahrer Zeit Runde
1. Johann Zarco1:55,063Lap 21
2. Fabio Quartararo1:55,121Lap 19
3. Fabio Quartararo1:55,131Lap 21
4. Fabio Quartararo1:55,134Lap 22
5. Jorge Martin1:55,166Lap 21
6. Fabio Quartararo1:55,182Lap 20
7. Francesco Bagnaia1:55,197Lap 22
8. Maverick Vinales1:55,207Lap 18
9. Fabio Quartararo1:55,251Lap 18
10. Alex Rins1:55,299Lap 20

Damit war der Franzose am Ende nur um rund zwei Zehntelsekunden langsamer als in seiner persönlichen schnellsten Rennrunde, die er in 1:54,973 Minuten in der achten Runde erzielt hatte. Niemand brachte die Reifen somit in besserem Zustand ins Ziel als der verdiente Sieger.

Fazit: Zwei ähnliche Rennen

Schon der erste Blick auf die Ergebnisse der beiden Katar-Rennen zeigt, dass diese ähnlich abliefen. Der Sieg ging jeweils an eine Yamaha, die spät im Rennen die Führung übernommen und sich dann rasch abgesetzt hat. Platz zwei ging zweimal an Johann Zarco, ohne dass dieser je eine Führungsrunde absolviert hat und das Podest wurde jeweils von einem Polesitter auf Ducati komplettiert, der die meiste Zeit das Rennen angeführt hatte. Selbst dahinter zeigen sich Parallelen: Platz vier ging jeweils an die stärkste Suzuki, Rang fünf an die jeweils unterlegene Yamaha aus dem Werksteam.

Die Analyse untermauerte diesen Eindruck, zeichnete aber auch feine Unterschiede heraus. So etwa, dass Ducatis Blitzstart beim Auftakt doch nicht automatisch zur neuen Normalität wird, da diesmal KTM deutlich erfolgreicher startete. Der österreichische Hersteller konnte sich im Vergleich zum ersten Rennen auch am deutlichsten steigern. Ein Umstand, den man bereits im Vorjahr bei Doppel-Events durchgehend beobachten konnte.

Die Erkenntisse aus den ersten beiden Katar-Rennen legen nahe, dass die MotoGP-Fans eine Saison wie im Vorjahr erleben dürfen, in der die Favoritenrolle je nach Streckencharakteristik wechselt. Yamaha und Ducati mischen um die Podestplätze mit, Suzuki wohl auch, obwohl man den Katar-Fluch (noch nie stand eine Suzuki dort auf dem Podest) zweimal knapp nicht brechen konnte.

KTM darf schon in Portimao auf Besserung hoffen, holte man mit den Rängen 1 und 4 dort doch das zweitbeste Saisonergebnis im Vorjahr. Auch Aprilia darf sich nach zwei Top-10-Plätzen für Aleix Espargaro und geringen Abständen zum Podest Hoffnungen auf eine deutliche Leistungssteigerung machen. Bei Honda hingegen entpuppte sich Pol Espargaro vorerst noch nicht als großer Heilsbringer, womit man weiterhin sehnsüchtig auf das Comeback von Marc Marquez wartet.