Am Donnerstagabend ließ Yamaha mittels einer Presseaussendung die Bombe platzen: Valentino Rossi ist an Covid-19 erkrankt. Er darf daher nicht am Aragon-Grand-Prix dieses Wochenende teilnehmen und wird aller Voraussicht nach auch das zweite Event im Motorland, den Grand Prix von Teruel, verpassen.

Da Rossi das positive Testergebnis erst am Donnerstag um 16 Uhr erhalten hat, ist davon auszugehen, dass es an diesem Wochenende keinen Ersatz für Rossi geben und das Yamaha-Werksteam nur mit Maverick Vinales an den Start gehen wird. Das MotoGP-Reglement sieht aber vor, dass ein Team einen Fahrer zehn Tage nach seinem Ausfall ersetzen muss. Diese Frist läuft am zweiten Rennsonntag in Aragon ab, weshalb sich Yamaha wohl oder übel nach einem zweiten Piloten umsehen muss.

Hier kommt natürlich der Name Jorge Lorenzo ins Spiel. Er wurde im Winter von Yamaha als Testfahrer präsentiert und hätte im Juni beim Barcelona-GP einen Wildcard-Einsatz bestreiten sollen, woraus aufgrund der Corona-Krise aber nichts wurde. Er wäre somit grundsätzlich die logische Option. Nach einer ersten Rückkehr auf die M1 im Februar beim Sepang-Test pausierte Lorenzo aber mehr als acht Monate und war erst beim Portimao-Test vergangene Woche wieder im Einsatz. Dort fuhr der dreifache MotoGP-Champion allerdings nur eine 2019er-Yamaha und war weit von der Pace seiner Kollegen entfernt. Auf die Bestzeit von Aleix Espargaro fehlten ihm 4,740 Sekunden. Maverick Vinales, wie alle anderen Einsatzpiloten mit Ausnahme der Concession-Fahrer von Aprilia auf einem seriennahen Superbike unterwegs, war mit der Yamaha R1 um 1,2 Sekunden schneller als Lorenzo.

Ein Renn-Comeback von Lorenzo wäre für Yamaha selbstverständlich eine großartige PR-Möglichkeit. Aufgrund seiner zu erwartenden schwachen sportlichen Leistungen ist seine Rückkehr aber zumindest fraglich. Andererseits fehlt es Yamaha an Alternativen. Die japanischen Testfahrer wie Kohta Nozane sind ähnlich weit von der Pace der MotoGP-Spitze entfernt wie Lorenzo.

Nozane bestritt zuletzt 2017 einen Grand Prix, Foto: Suzuki
Nozane bestritt zuletzt 2017 einen Grand Prix, Foto: Suzuki

Eine weitere, wenn auch ebenfalls wenig erfolgsversprechende Möglichkeit wäre, einen Piloten aus der Superbike-Weltmeisterschaft als Ersatz aufzubieten. Die WSBK-Saison endet an diesem Wochenende im portugiesischen Estoril, die dort im Einsatz befindlichen Fahrer wären also für den zweiten Aragon-GP verfügbar und in geografischer Nähe. Zwei von Yamahas WSBK-Stammpiloten verfügen bereits über MotoGP-Erfahrung: Ten-Kate-Mann Loris Baz war von 2015 bis 2017 Stammfahrer in der Königsklasse, zunächst auf einer Forward-Yamaha und dann zwei Jahre auf einer Ducati bei Avintia. 2018 ersetzte Baz im KTM-Werksteam Pol Espargaro beim Silverstone-GP. Das Rennen wurde damals aber abgesagt. Michael van der Mark ersetzte 2017 in den letzten beiden Grands Prix Jonas Folger bei Tech3. Er wird aber das Yamaha-Lager mit Ende 2020 verlassen und bei BMW andocken, was seine Chancen mindert.

Apropos Jonas Folger: Auch er geht an diesem WSBK-Wochenende in Estoril mit einer Wildcard für Yamaha an den Start, nachdem er in dieser Saison den IDM-Titel auf seiner R1 in dominanter Weise eingefahren hatte. Gibt es gar kein Comeback für Folger? Erfahrung hätte er mit der M1, bestritt er doch 2017 seine einzige Saison in der Königsklasse für Yamaha bei Tech3 und war im Vorjahr noch Testfahrer für das MotoGP-Projekt. Dann kam es aber zu einer unrühmlichen Trennung und nun wurde Folger von Yamaha auch für die WSBK-Saison 2021 ausgebootet, weshalb ein Einsatz des Deutschen unwahrscheinlich ist.