Die MotoGP startet am 30. Januar in Sepang mit dem ersten Test in die neue Saison. Maverick Vinales bei Yamaha, Jorge Lorenzo bei Ducati, Jonas Folger in der MotoGP - 2017 wartet die Königsklasse mit vielen neuen Impulsen auf. Motorsport-Magazin.com schüttelt sich den Winterfrost von den Felgen und bittet Ex-125cc-Weltmeister und TV-Kommentator Dirk Raudies um seine Einschätzung im Vorfeld der Wintertests:

Dirk, im Vorfeld des Testauftakts steht vor allem Maverick Vinales im Fokus. Laut Buchmachern ist er bereits die Nummer zwei unter den Titelanwärtern. Hast du ihn für 2017 ebenfalls auf der Rechnung?
Dirk Raudies: Vinales ist auf jeden Fall eine große Nummer. Die allgemeine Meinung ist: Die Suzuki war im Vorjahr gar nicht so gut und Vinales hätte durch entsprechend großes Talent so viel herausgeholt. Ob das tatsächlich so ist, wird man erst in diesem Jahr sehen können. Bei dem Test in Valencia hat er aber schon gezeigt: Er setzt sich auf die Yamaha und das passt ab der ersten Sekunde.

Die größten Chancen auf den Titel werden Marc Marquez eingeräumt. Teilst du diese Meinung?

Dirk Raudies: (lacht) Bei Marquez ist es eigentlich egal, auf welches Gefährt man ihn setzt - der ist auf allem schnell und holt stets alles aus sich heraus. Da er immer noch sehr jung ist, führt in den kommenden Jahren kein Weg an ihm vorbei. Marquez ist definitiv der Mann, den es zu schlagen gilt.

MotoGP Extrem - Marc Marquez auf Schnee (01:45 Min.)

Hast du Valentino Rossi erneut auf der Rechnung? Er wird ja auch nicht jünger...
Dirk Raudies: Ich bin gespannt, was der "alte Sack" diesmal wieder zeigt. (lacht) Es ist auf jeden Fall gigantisch, mit wie viel Engagement er nach so vielen Jahren noch immer dabei ist und welche Ergebnisse er noch immer einfahren kann.

Lorenzo und Ducati spucken bereits große Töne. Könnte dieses Projekt so schief gehen wie einst bei Rossis Wechsel? Oder ist Ducati mittlerweile auf einem anderen Niveau?

Dirk Raudies: Es könnte ihm durchaus so ergehen wie damals Rossi. Klar hat sich Ducati weiterentwickelt, aus Fehlern gelernt und im Vorjahr gute Ergebnisse eingefahren. Man darf dadurch aber nicht dem Glauben verfallen, dass das Motorrad besser ist und trotz Dovizioso und Iannone diese Resultate eingefahren hat. Denn sonst müsste Lorenzo ja von Beginn an damit gewinnen. Ich glaube eher, dass auch Dovi und Iannone mit dem Bike gewachsen sind. Sollte Lorenzo mit den Eigenheiten des Motorrads zurechtkommen, ist aber natürlich auch er eine große Nummer.

Welche Tipps hast du für Jonas Folger für seine erste MotoGP-Saison?
Dirk Raudies: Er hätte nach wie vor Titelchancen in der Moto2, wenn er zwischen Hochs und Tiefs ein Mittelmaß finden würde. Ich kann aber nachvollziehen, dass er die Chance auf einen Platz in der MotoGP sofort nutzen wollte. Die ersten Testfahrten waren positiv, da hat er mich überrascht. Er ist auf jeden Fall kein Fahrer, der nur in einer bestimmten Klasse gut zurecht kommt.

Was erwartest du generell von der kommenden MotoGP-Saison?
Dirk Raudies: Vor allem die ersten Rennen werden sehr spannend, denn nach den ganzen Fahrerwechseln zeigt sich erstmals ein Bild der tatsächlichen neuen Kräfteverhältnisse. Hin und wieder verliert ein Fahrer ja auch über den Winter auf völlig unerklärliche Weise seine Form - obwohl sich am Motorrad nicht viel geändert hat. Eine Tendenz lässt sich beim ersten Test ablesen.

Motorsport-Magazin.com berichtet ab Montag live vom MotoGP-Test in Sepang.