Selbst ein dreimaliger MotoGP-Weltmeister hat noch Träume. Einer davon ist es, mit Ducati einen weiteren WM-Titel zu gewinnen und damit das zu schaffen, woran sein Yamaha-Teamkollege Valentino Rossi einst scheiterte. Auf die Erfüllung dieses Traums muss Lorenzo jedoch mindestens bis nächstes Jahr warten. Einen anderen durfte er sich hingegen schon an diesem Donnerstag im kalten Silverstone erfüllen: einen Test im Formel-1-Silberpfeil von Lewis Hamilton.

Dank eines gemeinsamen Sponsors durfte Lorenzo auf dem International Circuit des britischen Traditionskurses einen F1 W05 Hybrid aus der Saison 2014 ausführen. "Es war ein großartiges Erlebnis", sagte Lorenzo. Als Vorbereitung auf seinen Testtag fuhr er zunächst ein Formel-2-Auto und absolvierte einige Simulatortests. Das Team war von der Arbeit mit dem Motorradchampion beeindruckt.

"Er war vom ersten Moment an voller Begeisterung, vertiefte sich in die Daten und suchte in allen Bereichen nach Verbesserungen", verriet sein Ingenieur Richard Lane. "Man konnte erkennen, warum er mehrmaliger Weltmeister auf zwei Rädern ist." Lorenzo verbesserte sein Feedback und seine Rundzeiten mit jedem Run. "Besonders zufrieden bin ich mit meiner Zeit auf dem letzten Run", fügte er an. "Laut meinen Ingenieuren waren meine Zeiten richtig konkurrenzfähig."

Der Silberpfeil machte Lorenzo den Umstieg von zwei auf vier Rädern dabei einfach. "Das Auto fährt sich sehr sauber. Ich erwartete ein schwieriger zu fahrendes Auto, aber es war so gut: das Lenkrad, der Motor, alles." Der Formel-1-Bolide war für ihn einfach zu fahren und vor allem die Kurvengeschwindigkeiten hatten es ihm angetan.

Jorge Lorenzo nahm im F1-Silberpfeil von Mercedes Platz, Foto: Monster
Jorge Lorenzo nahm im F1-Silberpfeil von Mercedes Platz, Foto: Monster

"Der Grip ist absolut unglaublich", betonte er. "Zunächst fühlst du die Power, aber wenn du dich daran gewöhnt hast, ist es ähnlich zu einem MotoGP-Bike. Aber in den Kurven ist es eine andere Welt. Du bist in der Mitte der Kurve rund 40 km/h schneller." Auch war er überrascht, wie spät er mit dem F1-Auto bremsen konnte. "Es ist Wahnsinn, wie viel Grip das Auto bei Vollgas in den schnellen Kurven hat."

Lorenzo ist nicht der erste MotoGP-Star der sich den Traum von einem Formel-1-Test erfüllte. Auch sein Noch-Teamkollege bei Yamaha, Valentino Rossi, testete in der Vergangenheit mehrmals für Ferrari. In Valencia nahm er sogar an einer Testfahrt mit anderen Teams teil. Abgesehen von einem Dreher ins Kiesbett schlug sich der "Doktor" auf vier Rädern nicht schlecht, entschied sich jedoch dafür, seine Karriere lieber auf zwei Rädern fortzusetzen und nicht in die Königsklasse des Automobilrennsports zu wechseln.