Ein durchwachsener Auftakt war der Freitag in Misano für Stefan Bradl: Zwar machte er mit Spitzenzeiten in den ersten beiden Sektoren und Rang zwölf im ersten Training von sich hören, doch dann crashte er im zweiten Training in Turn 14 und fand danach keinen richtigen Rhythmus mehr. Im kombinierten Klassement stand am Ende Rang 15 mit 1,3 Sekunden Rückstand für den Aprilia-Piloten zu Buche.

Nach Crash mit altem Chassis gefahren

Sein Sturz war an sich relativ harmlos, so Bradl: "Es war nix Tragisches. Es war nur ein kleiner Rutscher übers Vorderrad." Am Oberarm hat er allerdings Schmerzen. "Mir ist anscheinend der Lenker da an den Muskel hingekommen", schildert der Bayer, "aber es ist jetzt nichts Dramatisches. Das hoffe ich zumindest. Es tut zwar weh, ich bin aber danach auch weitergefahren." Dennoch verdarb der Crash ihm die Session. Er hatte nämlich nur ein Bike mit dem neueren Chassis vor Ort, mit dem er gut zurechtkommt: "Durch den Crash ist das Motorrad nicht direkt zurückgekommen", erklärt Bradl. "Es war eigentlich nichts kaputt, aber ich musste dann mit dem anderen Chassis fahren und bin etwas durcheinander gekommen." Tatsächlich gelang ihm als einzigem Fahrer außer Jack Miller im zweiten Training keine Verbesserung seiner Bestzeit.

Das andere neue Chassis, das Bradl vor Silverstone von Aprilia bekommen hatte, wurde bei seinem heftigen Crash dort in Mitleidenschaft gezogen und wird derzeit noch in Noale repariert. Er erläutert: "Wir haben ja ein neueres Chassis, das wir schon hier beim Test hatten und dann auch in Silverstone, aber beim Crash in Silverstone ist mir ein Chassis kaputtgegangen. Jetzt haben wir wieder eine geupdatete Version vom Update und mit dem fühle ich mich eigentlich ganz gut. Von diesem guten Chassis hatten wir bisher nur eins, das andere wurde eben in Silverstone zerstört, aber wir kriegen es heute Abend noch zurück." Kurz vor Sessionende konnte Bradl sogar noch mit dem neuen Chassis, das seinen kleinen Sturz beinahe unversehrt überstanden hatte, auf die Strecke gehen. Einen schnellen Rhythmus fand er aber nicht mehr.

Stefan Bradl hatte sein neues Chassis in Silverstone heftig kaltverformt, Foto: Screenshot
Stefan Bradl hatte sein neues Chassis in Silverstone heftig kaltverformt, Foto: Screenshot

Spitzenzeiten in Sektoren eins und zwei

Doch der Aprilia-Pilot machte durchaus auch auf positive Weise auf sich aufmerksam: In den ersten beiden Sektoren des Circuit Marco Simoncelli lag er immer wieder auf Bestzeitkurs, zu Beginn des zweiten Trainings gelang ihm sogar ein vorläufiger dritter Platz. "Es hat uns natürlich geholfen, dass wir beim Testen schon hier waren", gibt Bradl zu. "Aber trotzdem, in Sektor drei ist momentan noch eine extreme Schwachstelle, und das müssen wir jetzt besser in den Griff kriegen." Hauptsächlich auf der Gegengerade und im schnellen Rechtsknick, der darauf folgt, verliert die Aprilia nämlich etwa acht Zehntelsekunden. Rein rechnerisch wäre Bradl also ohne dieses Handicap im Bereich um Valentino Rossi und um Rang sechs herum anzutreffen.

Insgesamt bringt das neue Chassis für ihn also eine deutliche Verbesserung, wie er erleichtert erklärt: "Das neue Chassis ist gut beim Anbremsen und in den langsamen Kurven. Jetzt müssen wir uns in den schnellen Sektionen noch verbessern. Auf der Geraden verlieren wir auch etwas, aber ich glaube, nicht so viel. Wenn ich in die schnelle Rechtskurve fahre, fühlt sich das Bike etwas nervös an, sodass ich dort ein bisschen langsamer machen muss. Da müssen wir noch den richtigen Kompromiss finden." Dennoch ist Bradl zuversichtlich, am Samstag weitere Fortschritte machen zu können, weil er auch mit den neuen Reifen von Michelin gut klarkommt.