Lüthi, Argerter & Co. immer im Blick: Marco Felder ist seit 2014 der MotoGP-Kommentatoren des Schweizer TV-Senders SRF. Motorsport-Magazin.com traf Felder zum Gespräch über die Zukunft der "Swiss Mafia" und die Probleme, die eine mögliche nächste Generation haben könnte:

Marco, wann sehen wir denn den nächsten Schweizer in der MotoGP-Klasse?
Marco Felder: (lacht) Das ist die Frage, die uns schon lange beschäftigt! Es gibt immer wieder Gerüchte und es ist nicht unmöglich. Aber es müsste wirklich mal ein Schweizer Weltmeister werden, damit diese Chance konkret wird. Leider läuft sowohl Tom Lüthi, als aus Domi Aegerter langsam die Zeit davon.

Ihr habt - gemessen an der Größe eures Landes - immer verhältnismäßig viele Fahrer in der WM. Welchen Stellenwert hat der Motorradsport in der Schweiz?
Marco Felder: Obwohl wir ein Rundstreckenverbot für Rennen haben, sind wir immer sehr gut aufgestellt. Der Motorradsport hat seine treuen Fans und in der Schweiz dadurch einen gewissen Stellenwert. Allerdings müsste einer unserer Fahrer es endlich einmal in die MotoGP schaffen, damit es bei den Zuschauerzahlen einen ordentlichen Schub nach vorne gibt. Wobei ich immer sage: Lieber in der Moto2 um Siege fahren, als in der MotoGP mit einem schlechten Motorrad um 15. Plätze.

Marco Felder kommentiert für SRF, Foto: SRF
Marco Felder kommentiert für SRF, Foto: SRF

Ist die Moto2 für das Schweizer Fernsehen wichtiger als die MotoGP-Klasse?
Marco Felder: Ja, Moto2 hat einen höheren Stellenwert. Im vergangenen Jahr hatten wir dort fünf Fahrer, 2016 immer noch vier. Man sieht deutlich: Die höchsten Einschaltquoten von allen Rennen haben wir dann, wenn einer der Schweizer Fahrer in der Moto2 in der ersten Startreihe steht. Moto2 ist daher auf SRF2 so gut wie gesetzt, während wir mit der MotoGP oft auf SRFinfo ausweichen.

Die Schweiz hat seit Jahrzehnten ihre Fahrer in der WM und etwa mit einem Stefan Dörflinger auch richtige Champions hervorgebracht. Woher kommt diese lange Motorrad-Tradition?
Marco Felder: Wahrscheinlich war einfach immer jemand da, an dem sich der Nachwuchs orientieren konnte. Ein Bruno Kneubühler etwa, oder ein Stefan Dörflinger, später natürlich ein Tom Lüthi. So lange du jemanden an der Spitze hast, an dem sich die Jugend orientieren kann, wird es immer einen Nachwuchs geben, die den Weg in den Motorradsport über Deutschland oder Spanien wagen. Fällt ein solches Idol einmal weg, könnte es aber schwierig werden.

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang ein Mann wie Fred Corminboeuf, der gezielt ein Schweizer Dream Team in der Moto2 platziert hat?
Marco Felder: Wenn Kräfte gebündelt werden, hilft das immer. Es stehen aktuell drei Fahrer innerhalb einer geleichwertigen Struktur. Es ist wichtig, dass dieses Projekt der Öffentlichkeit beweist: Es gibt in der Schweiz Sponsoren, die Motorradsport auf WM-Niveau finanzieren können. Es wäre schön, wenn dieses Projekt eines Tages mit einem WM-Titel belohnt würde.

Seit wann bist du Teil der Schweizer MotoGP-Familie hier im Paddock?
Marco Felder: Meine Kommentatoren-Karriere hat vor drei Jahren eigentlich im Motorradsport begonnen, denn hier war ein Job frei. Ich hatte die WM davor als Fan immer verfolgt, aber eigentlich keine besondere Beziehung zur MotoGP. Diese Chance konnte ich mit dennoch nicht entgehen lassen.

Wie bist du im MotoGP-Paddock aufgenommen worden?
Marco Felder: Ich war von der Zusammenarbeit mit den Schweizer Fahrern positiv überrascht. Mir war schon klar, dass es in der Motorrad-WM nicht so kompliziert zugeht wie zum Beispiel im Fußball-Bereich. Aber die Jungs nehmen sich wirklich immer Zeit und haben auch Geduld und Verständnis, falls bei einem Interview irgendeine Panne passieren sollte. Das ganze Fahrerlager ist sehr offen und ich habe mich sehr schnell wohl gefühlt.