Alex, Rossis Ausfall vor dieser Kulisse war natürlich ein stimmungsmäßiger Supergau. Yamaha hatte heute zwei Motorschäden an nur einem Tag (Lorenzo im Warmup, Rossi im Rennen). Müssen die sich irgendetwas überlegen?
Alex Hofmann: Das war ein klassischer Moment, in dem alle komplett ratlos sind. Der Teufel steckt in der MotoGP nur allzu oft im Detail. Ich könnte mir gut vorstellen, dass irgendein kleiner Techniker gerade etwas um seinen Job bangt. Oft sind es banale Mini-Fehler in der Elektronik oder im Kabelbaum, die dazu führen, dass so ein hochwertiges Aggregat den Geist aufgibt. Yamaha ist eigentlich nicht gerade für Fehleranfälligkeit bekannt. Mal sehen ob wir die Ursache für den Defekt überhaupt je erfahren oder ob Yamaha die totschweigt.

Man war nach dem Warmup und dem Defekt bei Lorenzo gewarnt und ich bin mir sicher, dass bei allen Bikes alles doppelt und dreifach gecheckt wurde danach. Dennoch war dieser Fehler auch im Motorrad von Valentino drin. Vermutlich hatten beide Motoren eine ähnliche Laufleistung drauf, doch bei Rossi hatte der Defekt das deutlich schlechtere Timing. Das ist vor allem an so einem Tag und vor so einer Kulisse, wo alles angerichtet war für die beste Party aller Zeiten, schade. Dennoch haben wir nach Rossis Ausfall ein spannendes Rennen gesehen. Es ist aber schade, dass wir im finalen Kampf an der Spitze nicht auch noch Rossi erleben durften.

Du bist also überzeugt, dass Rossi ohne den Motorplatzer bis zum Zielstrich mit Lorenzo und Marquez hätte kämpfen können?
Alex Hofmann: Da bin ich mir tausendprozentig sicher. Die hätten alle drei die Boxhandschuhe ausgepackt und es sich auf der Strecke rundenlang trocken gegeben. Das hätte hier für ein Erdbeben auf den Tribünen gesorgt.

Viele Rossi-Fans halten ja an der Behauptung eines Nichtangriffspaktes von Marquez und Lorenzo seit Valencia fest. Diese These wurde heute aber wiederlegt, oder?

Alex Hofmann: Neues Jahr, neues Glück! (lacht) Wenn denn dem je so war, dann fängt das Spiel in einer neuen Saison ohnehin wieder neu an. Es war schön zu sehen, dass die Reifen hier auf einem derartig hohen Niveau waren, dass es am Ende des Rennens noch zu solchen Fights kommen konnte. Endlich mal!

Wenn man sich die Rundenzeiten ansieht, ist aber klar, dass sich alle in den ersten Runden etwas geschont haben. Die Fahrer haben aus den letzten Rennen gelernt und stellen sich nun auf die Gegebenheiten besser ein. Der Reifen hat hier auf jeden Fall funktioniert und das hat für einen tollen Rennverlauf gesorgt. So wollen wir alle das ja sehen.

War Michelin der Grund dafür, dass wir in den ersten fünf Rennen keine heftigen Duelle an der Spitze - im Gegensatz zu heute - gesehen haben?
Alex Hofmann: In den ersten fünf Rennen war vor allem die Fehlerquote der besten Rennfahrer der Welt unglaublich hoch - verglichen mit den letzten sieben Jahren. Rennfahrer sind nicht dafür bekannt, allzu viel zu kalkulieren. Denn am meisten lernst du immer von deinem letzten Fehler. Jeder hatte in den letzten fünf Rennen Fehler, doch jetzt wissen alle, was sie im Rennen mit den Reifen tun können und was sie besser unterlassen. Dadurch kommen jetzt auch endlich mehr Fahrer ins Ziel.