Kaum hat die MotoGP-Saison 2016 begonnen, häufen sich schon die Ereignisse. Honda wiedererstarkte im Qualifying, Andrea Iannone und Maverick Vinales legten gewaltig vor und in der Yamaha-Box brach der erste Streit aus. Doch all das zählt nicht mehr, wenn Sonntag die Lichter ausgehen. Motorsport-Magazin.com hat sich für euch alle Favoriten des Wochenendes angesehen. Wer die besten Chancen auf den Sieg hat und was die Motorrad-Redakteure in Sachen Podium erwarten, lest ihr hier.

Jorge Lorenzo: Der Weltmeister hat bereits seit dem ersten Training am Donnerstag bewiesen, dass er auch 2016 in Bestform ist. Drei von fünf Sessions dominierte Jorge Lorenzo, in einer weiteren wurde er Zweiter. Auch an die neuen Reifen aus dem Hause Michelin hat sich Lorenzo besser angepasst als so manch anderer Fahrer im Paddock. Mit seiner 1:54.543er Bestzeit aus dem Qualifying liegt er nur 0.091 Sekunden vor Verfolger Marquez. Dieser kämpfte allerdings mit Startproblemen. Für Super-Starter Lorenzo könnte dies zu Rennbeginn ein Vorteil sein, an dem sich seine Verfolger die Zähne ausbeißen könnten.

Marc Marquez hat nach dem zweiten Platz im Qualifying wieder gut lachen, Foto: Repsol
Marc Marquez hat nach dem zweiten Platz im Qualifying wieder gut lachen, Foto: Repsol

Marc Marquez: "Wenn mir jemand dieses Ergebnis vor zwei Wochen vorausgesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt gehalten." So beginnt Marc Marquez' Einschätzung seiner Qualifying-Leistung. Zuletzt kämpfte man bei Honda noch mit Problemen an jeder Ecke, die Motorbremse und die sträflicherweise während der Testfahrten vergessene Startphase machten Ärger. Jetzt scheinen Marquez und sein Team eine Lösung gefunden zu haben, diese Probleme zumindest ansatzweise in den Griff zu bekommen. Der zweifache MotoGP-Champ fuhr eine 1:54.634er Zeit und landete damit nur 0.091 Sekunden hinter Polesetter Lorenzo. Auch in Sachen Pace sieht es gut für den Honda-Piloten auch, dass muss selbst Erzfeind Valentino Rossi gestehen: "Ich mache mir die größten Sorgen über Marquez, weil er heute die beste Pace hatte."

Maverick Vinales: Nach Maverick Vinales' überragenden Ergebnissen der Vorsaison-Tests dürfte der Platz in der ersten Startreihe niemanden mehr überraschen. Oft genug zeigte der 21-Jährige bisher, womit er auf der vermeidlich unterlegenden Suzuki fähig ist. Nur 0.004 Sekunden fehlen ihm auf Marquez, 0.095 Sekunden auf Polesetter Lorenzo. Drei von vier Trainings-Sessions beendete er in den Top-5, während sein Teamkollege Aleix Espargaro sogar durch das QP1 gehen musste. Vinales kann am Sonntagabend der Spitzengruppe sehr gefährlich werden. Rossi sieht den Spanier schon als definitiven Rennsieger in der Saison. Mit etwas Glück und viel Konzentration könnte dieser Traum sogar schon in Katar Wirklichkeit werden.

Für Rossi hätte das Katar-Qualifying besser laufen können, Foto: Yamaha
Für Rossi hätte das Katar-Qualifying besser laufen können, Foto: Yamaha

Valentino Rossi: Eines haben seine Gegner in 21 Jahren wohl gelernt: Mit Rossi ist immer zu rechnen. Auch wenn der Doktor nur vom fünften Rang aus ins Rennen geht, hat er spätestens in der vergangenen Saison bewiesen, dass ihn sogar ein Start von Rang sieben oder acht nicht daran hindert, aufs Podium oder gar um den Sieg zu fahren. Rossi ist Fuchs genug, um seine Gegner auszuspielen, sei es nun durch Action auf der Strecke oder durch Psychospielchen. Mit der zusätzlichen Motivation des verlängerten Vertrages im Rücken, den er dazu noch vor Lorenzo abschloss, könnte Rossi der Spitzengruppe mit Sicherheit gefährlich werden.

Die anderen Piloten: Andrea Iannone ist vom restlichen Fahrerfeld sicher der Pilot mit den größten Podiums- oder Siegchancen. Die Ducati läuft gut in Katar, das haben Testfahrten und Trainings-Sessions, sowie die Erfahrungen aus dem Vorjahr bewiesen. Zudem wird der Gedanke, Ducati den ersten Sieg seit Casey Stoner zu schenken, eine zusätzliche Motivation des Maniacs sein. Teamkollege Andrea Dovizioso wird es von Rang sechs schwerer haben, Anschluss zu finden. Auch Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa muss von Rang sieben immense Anstrengungen auf sich nehmen oder extrem viel Glück haben, um sich den Sieg zu erkämpfen.

Andrea Iannone könnte beim Katar-GP ein möglicher Anwärter auf den Sieg sein, Foto: Ducati
Andrea Iannone könnte beim Katar-GP ein möglicher Anwärter auf den Sieg sein, Foto: Ducati

Die Tipps der Redaktion

Markus Zörweg: Jorge Lorenzo gewinnt den Auftakt in Katar! Eine seiner berühmten Solofahrten wird es aber nicht. Valentino Rossi kämpft sich schnell durch das Feld nach vorne und sitzt seinem Teamkollegen das gesamte Rennen über im Nacken, ebenso wie Marc Marquez. Rossi und Marquez stehen am Ende auch zusammen mit Lorenzo auf dem Podium, die Ducatis und Maverick Vinales landen knapp dahinter.

Markus' Top-3-Tipp: 1. Lorenzo 2. Rossi 3. Marquez

Michael Höller: Es war noch nie so schwierig, einen Rennausgang vorherzusagen. Ich hoffe, dass Fahrer der vier starken Hersteller um den Sieg mitmischen und die Entscheidung erst in der letzten Runde fällt. Weil ein Comebacksieg überfällig ist, vergönne ich es am ehesten Ducati. Daher lege ich mich auf Sieger Andrea Iannone fest. Dahinter liefern sich Valentino Rossi und Jorge Lorenzo eine Nervenschlacht.

Michaels Top-3-Tipp: 1. Iannone, 2. Lorenzo, 3. Rossi

Andrea Blendl: Nach dieser Schlacht im Qualifying ist es wirklich schwierig, für das Rennen einen Favoriten zu prognostizieren. Ich lehne mich aber aus dem Fenster und sage, dass Lorenzo das Ding nach Hause fährt. Und zwar mit einem Raketenstart und schnellen Runden wie ein Uhrwerk, während sich hinter ihm ein wilder Fight um die restlichen Podiumsplätze entspinnt, bei dem sicher Marquez, Iannone und Vinales mitmischen. Ich glaube, auch Rossi hat noch ein Ass im Ärmel und wird im Kampf um Platz zwei ein Wörtchen mitreden. Ob Vinales und Marquez dem Topspeed der Ducati das ganze Rennen lang Paroli bieten können, würde ich allerdings bezweifeln.

Andreas Top-3-Tipp: 1. Lorenzo 2. Iannone 3. Rossi

Das Katar-Wochenende 2016 lief für Dani Pedrosa bisher nicht besonders erfolgreich, Foto: Repsol
Das Katar-Wochenende 2016 lief für Dani Pedrosa bisher nicht besonders erfolgreich, Foto: Repsol

Chris Lugert: Am Start wird sich Marc Marquez in Führung schießen und sich zusammen mit Jorge Lorenzo früh vom Rest des Feldes verabschieden. Dann aber überteibt es der Honda-Spanier und fliegt ins Kies. Lorenzo feiert einen ungefährdeten Sieg. Dahinter arbeitet sich Valentino Rossi in bester "Im-Rennen-bin-ich-stärker-als-im-Qualifying"-Manier auf Rang zwei nach vorne, Andrea Iannone fängt Maverick Vinales in der letzten Runde im Sprint zur Ziellinie noch ab.

Chris' Top-3-Tipp: 1. Lorenzo 2. Rossi 3. Iannone

Tobias Ebner: Den Ausgangs des ersten Rennens einer neuen Ära zu tippen, kommt Lotto spielen gleich. Da sind die Chancen auf den ganz großen Wurf ähnlich hoch. Ich will es dennoch versuchen. Am stärksten sahen für mich die Yamahas und die Ducatis aus, auch Maverick Vinales dürfte vorne mitmischen. Letztlich wird sich derjenige durchsetzen, der am konstantesten die Pace gehen kann. Hier liegt für mich der Vorteil bei Yamaha. Möglicherweise eskaliert der Stallkrieg ja schon beim ersten Rennen, was natürlich ein Leckerbissen für alle Fans wäre! Am Ende sehe ich Sonntagsfahrer Valentino Rossi ganz vorn.

Tobias' Top-3-Tipp: 1. Rossi, 2. Lorenzo, 3. Dovizioso

Sophie Riga: Ich lehne mich ganz weit aus dem Fenster und prophezeie einen Ducati-Sieg. Warum auch nicht? Katar war für Ducati schon immer ein gutes Pflaster. Die Roten waren hier schon im vergangenem Jahr stark, ebenso während der Testfahrten und in den Freien Trainings dieses Wochenendes. Besonders Iannone hat konstant gute Leistungen gezeigt. Dahinter tippe ich auf den Weltmeister, der ebenfalls schon beachtliche Bestzeiten abgeliefert hat. Und in Maverick Vinales hat Marc Marquez endlich jemanden gefunden, der ihm in Sachen aggressivem Fahrstil ähnlich ist und ihm einen guten Kampf liefern kann.

Sophies Top-3-Tipp: 1. Iannone, 2. Lorenzo, 3. Vinales