Valentino Rossi war einer der beiden Hauptprotagonisten beim Grand Prix von Aragon. Der italienische Superstar kämpfte sich in seiner typischen Manier bereits in der Anfangsphase in die Top-3 nach vorne. Freilich profitierte der Doktor vom erneuten Ausfall Marc Marquez', doch das war in seinem Rennen höchstens eine Randnotiz wert. Denn viel wichtiger und in einem ansonsten eher ereignisarmen Rennen umso fesselnder war das elektrisierende Duell mit Dani Pedrosa.

Pedrosa lag viele Runden vor Rossi, konnte den Yamaha-Piloten aber nicht abschütteln. Rossi seinerseits sah lange so aus, als würde er keinen richtigen Angriff wagen und den Repsol Honda-Piloten von hinten studieren. In den Schlussrunden lieferten sich die Beiden sehenswerte Rad-an-Rad-Kämpfe und überholten sich mehrfach gegenseitig. Am Ende verlor Rossi die Schlacht und musste sich mit Platz drei zufrieden geben. Durch den Sieg von Jorge Lorenzo ist Rossis Vorsprung wieder auf 14 Punkte zusammengeschmolzen.

Dani Pedrosa bezwang Rossi hauchdünn, Foto: HRC
Dani Pedrosa bezwang Rossi hauchdünn, Foto: HRC

Alle Karten ausgespielt

"Wenn man einen Kampf auf diese Art und Weise verliert, ist das immer ein schlechtes Gefühl. Dennoch bin ich happy mit meinem Rennen und dem Resultat. Ich habe es genossen, das war mein bestes Rennen hier in Aragon bisher", blickt Rossi mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Rennen zurück. "Aber Aragon ist auch immer eine schwierige Strecke für uns. Wir waren nicht stark genug, um uns vor Dani behaupten zu können", gibt der Doktor zu bedenken.

Vor allem in Turn vier versuchte es Rossi in den Schlussrunden immer und immer wieder. Doch jedes Mal folgte der direkte Konter von Pedrosa auf dem Fuß. In der Schlussrunde konnte sich Rossi an dieser Stelle zwar behaupten. Doch Pedrosa stach ihn dann in Kurve sechs erneut aus. "Ich habe extrem gepusht, um gegen ihn zu kämpfen und habe alle meine Karten ausgespielt, die ich hatte, sogar eine zusätzliche, aber es hat nicht gereicht. Dani war heute einfach stärker. Schade für die Meisterschaft, diese vier Punkte wären wichtig gewesen", gesteht Rossi.

Mit der zusätzlichen Karte, die Rossi erwähnt hat, war sein Überraschungsangriff auf Pedrosa in der letzten Runde in Turn 15 gemeint. Schon zuvor kam Rossi dem Spanier hier immer wieder extrem nahe. "Die letzte Schikane ist eigentlich kein Platz zum Überholen. Ich wusste: wenn Dani dort richtig herausbeschleunigen kann, dann habe ich keine Chance", verrät der Doktor. So kam es dann auch: Rossi setzte das Manöver an, wurde am Ausgang zu weit hinausgetragen, und verlor das Beschleunigungsduell gegen Pedrosa so deutlich.

Rossi lobte Lorenzo für seine Leistung, Foto: Milagro
Rossi lobte Lorenzo für seine Leistung, Foto: Milagro

Lob für den Teamgefährten

Durch den ungefährdeten Sieg von Lorenzo verlor Rossi gleich neun Punkte in der Gesamtwertung und führt daher vier Rennen vor Schluss noch mit 14 Zählern vor seinem Teamkollegen. "Der Kampf mit Jorge dieses Jahr ist sehr hart. In jedem Rennen geht es um jeden einzelnen Punkt. Er fährt fantastisch, fast schon perfekt", streut Rossi seinem Teamkollegen Rosen. Und eben weil es um jeden Punkt geht, ließ sich Rossi auf den Fight mit Pedrosa ein: "Ich brauchte diese vier Punkte für die WM. Dani kann ich vertrauen. Bei ihm kann ich im Zweikampf ans Limit gehen. Er fährt hart aber fair."

"Es wird hart gegen Jorge, aber wir sind gut dabei. Jetzt geht es nach Asien, dort gefällt es mir", reibt sich Rossi die Hände. Bleibt noch eine Frage offen: Ändert Rossi seine Herangehensweise in den letzten Rennen und fährt auf Sicherheit? "Ich weiß es nicht, das muss sich von Zeit zu Zeit entscheiden. In den letzten 20 Jahren habe ich meine Herangehensweise nie verändert, deshalb denke ich, werde ich auch diesmal nicht davon abrücken", verneint Rossi.