Der MotoGP-Titelkampf 2015 ist nach Silverstone zum reinen Yamaha-Stallduell geworden. An diesem Wochenende steht der Grand Prix von San Marino bereits. Misano war in den letzten Jahren stets Yamaha-Land, Valentino Rossi und Jorge Lorenzo konnten auf der M1 hier je drei Mal gewinnen. Welcher Ort wäre also mehr prädestiniert für ein spektakuläres Duell der beiden Rivalen als der Misano World Circuit Marco Simoncelli an der italienischen Adriaküste.

"Es ist gut möglich, dass das hier genau die richtige Strecke für einen direkten Kampf zwischen Jorge und mir ist", meinte Rossi am Donnerstag. "Bei all meinen drei Siegen bisher in Misano musste ich jedes Mal gegen ihn kämpfen." Tatsächlich landete Lorenzo bei allen Erfolgen des Doktors auf Rang zwei, sein Rückstand betrug nie mehr als 3,2 Sekunden. Ganz anders sah die Sache aus, wenn Lorenzo selbst auf dem obersten Treppchen stand. 2013 verlor Rossi 15 Sekunden, 2011 gar 23, nur 2012 konnte er mit knapp 4,5 einigermaßen mithalten.

Der Altmeister sucht nach einer Erklärung: "Jorge und ich haben völlig unterschiedliche Arten, Rennen zu fahren. Wenn er sich wohl fühlt, dann ist er meistens von der ersten Kurve an schnell und man kann kaum gegen ihn kämpfen. Deshalb war ich bei seinen Siegen hier auch immer weiter zurück." Dennoch rechnet auch Lorenzo eher mit einem knappen Duell. "Ich weiß auch nicht, warum ich lieber mit größeren Vorsprüngen gewinne", schmunzelt er. "Ich hoffe natürlich, dass es mir dieses Mal wieder gelingt. Es wird aber sicher nicht einfach, denn Vale ist hier wirklich schnell und hat oft gewonnen, außerdem ist es seine Heimstrecke. Es könnte also durchaus passieren, dass wir einen harten Fight bis zum Ende erleben. Ich bin auf jeden Fall gut darauf vorbereitet."

Lorenzo gewann 2013 zum dritten Mal, Foto: Yamaha Factory Racing
Lorenzo gewann 2013 zum dritten Mal, Foto: Yamaha Factory Racing

Die Sache mit dem Heimrennen

Dass er an diesem Wochenende noch deutlicher im Schatten seines routinierten Teamkollegen stehen wird, ist Lorenzo auf jeden Fall klar: "Es ist natürlich ein besonderes Rennen. Die Situation in der Weltmeisterschaft ist extrem brisant und dann fahren wir jetzt auch noch in Italien. Im Endeffekt gibt es aber auch hier nur 25 Punkte für den Sieg." Auch Rossi spielt die Bedeutung seiner Tifosi etwas herunter. "Die Unterstützung der Fans zu spüren, ist natürlich ein tolles Gefühl, aber auf der Strecke macht es keinen Unterschied. In Mugello genieße ich diese Unterstützung ja beispielsweise auch und dort hat Jorge in diesem Jahr eines seiner besten Rennen gezeigt", überlegt er.

Eine ähnliche Performance nun auch in Misano zu zeigen, traut sich der Sieger von 2011 bis 2013 auf jeden Fall zu. "Misano zählt zu meinen Lieblingskursen und ich bin topmotiviert für dieses Wochenende. Wie meine Resultate hier beweisen, war das immer eine wirklich gute Strecke für mich. Ich hoffe, diesen Speed auch in diesem Jahr zeigen zu können, aber das weiß man immer erst in FP1 so wirklich, wenn man den Vergleich mit den Gegnern hat", gibt Lorenzo zu bedenken.