Stefan Bradl hat bei Forward Racing definitiv keine Zukunft mehr. "Es stimmt, ich habe gekündigt", bestätigte der 25-Jährige in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeine". Damit ist klar, dass Bradl in dieser Saison keine Rennen mehr für den unter Schweizer Flagge startenden italienischen Rennstall bestreiten wird.

"Zuvor habe ich mich natürlich mit meinen Anwälten beraten. Der Teamchef, mein Vertragspartner, sitzt im Gefängnis. Es sind einige Paragrafen gebrochen worden. Das ist eine für alle äußerst ungünstige Situation, vor allem auch, weil das Team jetzt ein Rennen auslassen muss", erklärte Bradl weiter.

Am Montag hatte Forward Racing bestätigt, nicht am Rennen in Indianapolis teilnehmen zu können. Seit Mitte Juli sitzt Teambesitzer Giovanni Cuzari in Untersuchungshaft in der Schweiz wegen des Verdachts auf diverse Finanzvergehen. In Folge dessen sprangen Forward einige Sponsoren ab, sodass aktuell rund zwei Millionen Euro fehlen, um die Saison 2015 überhaupt beenden zu können.

Ungewisse Zukunft für Forward

Daher ist unklar, ob das Team jemals wieder in der Startaufstellung stehen wird. "Es sieht danach aus, dass es nicht nur bei einem Rennen bleiben würde. Sie zögern es jetzt ewig hinaus. Die Zukunftsaussichten für das Team sind schlecht", bestätigt Bradl in dem Zeitungsinterview.

Als die Welt noch in Ordnung war..., Foto: Forward Racing
Als die Welt noch in Ordnung war..., Foto: Forward Racing

Cuzaris Verhaftung traf alle Teammitglieder aus heiterem Himmel, wie Bradl erklärt. Da der Italiener seinen Rennstall alleine führte, hatte plötzlich auch niemand mehr irgendeine Befehlsgewalt. Teammanager Mario Curioni versucht nun zwar die Kohlen aus dem Feuer zu holen, doch mussten zuerst neue administrative Strukturen im Team aufgebaut werden, um ohne Cuzari überhaupt Entscheidungen treffen zu können.

"Ich bin auch nur mit wenigen Informationen versorgt worden. Ich habe abgewartet. Man hat alles versucht, das Team weiterzuführen. Aber es war niemand da, der die Vollmachten hatte. Der entscheidende Mann sitzt in Haft und darf nichts sagen", führt Bradl aus.

Kein Kommentar zu Gerüchten

Deutschlands einziger MotoGP-Fahrer schaut sich aktuell nach Alternativen für die nächsten Rennen um. Nach einem überstandenen Kahnbeinbruch samt Rennpause am Sachsenring ist er wieder rennfit und würde die Rennen der zweiten Saisonhälfte gerne unter einem anderen Arbeitgeber bestreiten.

"Ich bin drauf und dran, Kontakte herzustellen, und arbeite intensiv daran. Aber auf die Schnelle ist es schwierig. Jeder Tag zählt jetzt für mich", so Bradl. Aktuell wird er mit Aprilia in Verbindung gebracht, wo man nach der Trennung von Marco Melandri auf der Suche nach einem Ersatz ist. Diese Gerüchte konnte der diplomatische Bradl freilich nicht kommentieren.