Die spannende und hart umkämpfte Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft geht im geschichtsträchtigen Le Mans in die fünfte Runde. Nach bislang drei Siegen in vier Rennen 2015 fährt das Yamaha-Werksteam auch im Süden Frankreichs mit einer Zielscheibe auf dem Rücken, allen voran MotoGP-Leader Valentino Rossi. Nach seinem beeindruckenden Triumph in Jerez ist jedoch auch Jorge Lorenzo wieder auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt, bringt Yamaha so einmal mehr in eine exzellente Position für Konstrukteurs-Punkte en masse.

Was sich auf der einen Seite als Segen für den japanischen Motorrad-Giganten herausstellt, kann als Kehrseite der Medaille jedoch nicht weniger als einen Fluch bedeuten. Denn sollten sich Rossi und Lorenzo fortan weiter gegenseitig wertvolle Punkte für die Fahrer-WM abnehmen, könnte die Konkurrenz in der Einzelwertung schneller wieder an die Spitze heranrücken, als Yamaha lieb sein kann. Vor allem Weltmeister Marc Marquez wird in Le Mans einmal mehr auf seine Chance lauern, speziell Rossi in Schach zu halten.

Respekt vor Marquez, Historie pro Rossi und Lorenzo?

Der Kurs in Le Mans spielt sowohl den Stärken von Honda als auch Yamaha in die Karten. WM-Leader Rossi blickt mit bislang drei Erfolgen, vier zweiten Rängen und drei dritten Plätzen auf eine beeindruckende Statistik auf der französischen Traditionsstrecke zurück. Nach der Niederlage gegen Marquez im Kampf um den Sieg 2014 hat der Italiener den Honda-Star einmal mehr groß auf der Rechnung: "Ich freue mich sehr auf Le Mans, auch wenn ich weiß, dass Marc wieder einmal sehr stark hier sein wird. Aber ich habe hier schon viel erreicht und will auf jeden Fall um den Sieg kämpfen."

Valentino Rossi und marc Marquez lieferten sich in Le Mans 2014 tolle Duelle, Foto: Yamaha
Valentino Rossi und marc Marquez lieferten sich in Le Mans 2014 tolle Duelle, Foto: Yamaha

Dass Rossi seine WM-Führung am Sonntag noch ausbauen kann, scheint kein Ding der Unmöglichkeit. Selbst im Falle einer Niederlage gegen Marquez könnte er sein Punktekonto auf den Zweitplatzierten Andre Dovizioso (82:67) weiter anreichern. Größere Gefahr droht da schon von Teamkollege Lorenzo (62 Punkte): "Der Sieg in Jerez hat mir enormen Auftrieb gegeben, auch wenn mir klar ist, dass die Strecke in Le Mans von der Charakteristik her kaum vergleichbar ist. Nichtsdestotrotz habe ich hier bereits drei MotoGP-Rennen gewonnen und weiß, worauf es ankommt. Ich will weiter Gas geben und meine gute Form fortsetzen."

Wetter-Lotterie als Bremsklotz?

Nicht nur aufgrund ihrer früheren Erfolge sehen sich die beiden Star-Piloten in einer guten Position für das Wochenende: "Das Bike ist momentan wirklich sehr stark und hat bislang auf allen Strecken gezeigt, dass es konkurrenzfähig ist. Der Kampf um das Podium sollte für uns absolut möglich sein, auch wenn Honda hier sehr stark ist und nun wieder mit zwei Top-Fahrern startet. Wir dürfen natürlich auch Ducati nicht unterschätzen. Es wird einmal mehr ein spannendes und hartumkämpftes Wochenende."

Fast ebenso viel Respekt wie vor der Konkurrenz zeigen Rossi und Lorenzo vor dem traditionell stets wechselhaften Wetter, das Le Mans Jahr für Jahr zum Rennwochenende heimzusuchen scheint. "Das ist hier immer eine große Unbekannte und kann natürlich massiven Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Für das Wochenende ist wieder einmal wechselhaftes Wetter angesagt", mahnt Lorenzo. Auch sein Teamkollege hofft, vom Himmels-Chaos verschont zu bleiben. Sonne hin, Regen her: Der Spitzenkampf zwischen Rossi, Lorenzo und Marquez verspricht einmal mehr glühend heiß zu werden.