Neues Super-Getriebe, eine Tagesbestzeit, persönlich schnellste Sepang-Runde der Karriere für Jorge Lorenzo: Das Testfazit von Sepang II kann sich für MotoGP-Gigant Yamaha durchaus sehen lassen. Bei genauerem Blick fällt jedoch auf: Längst ist für den Titel-Mitfavoriten noch nicht alles Gold, was glänzt.

Honda-Superstar Marc Marquez brannte bei beiden Sepang-Test nicht nur auf eine Runde unschlagbare Zeiten in den Asphalt, sondern demoralisierte mit einem Wahnsinns-Longrun am Mittwochnachmittag mutmaßlich die gesamte Konkurrenz.

Bei 50 Grad Streckentemperatur lag der Doppelweltmeister nur bei drei seiner neunzehn Runden im Bereich von 2:01.00 Minuten - sein Durchschnitt in der ersten Hälfte des Runs fand sich dabei auf Niveau der Top-10-Platzierung im Einzelzeiten-Klassement.

Yamaha unter Druck: Viel Arbeit bis Katar

Zum Vergleich: Jorge Lorenzo musste seine Rennsimulation am Mittag aufgrund der großen Hitze sowie Bremsproblemen abbrechen, lag dabei im Rundendurchschnitt knapp eine halbe Sekunde hinter den Marquez-Zeiten. Teamkollege Rossi verzichtete nach unlösbaren Setup-Problemen gar gänzlich auf eine ernsthafte Simulation, blieb stets bei Stints von fünf bis sechs Umläufen.

Jorge Lorenzo fuhr die schnellste Runde der Karriere auf dem Sepang International Circuti, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo fuhr die schnellste Runde der Karriere auf dem Sepang International Circuti, Foto: Yamaha

Lorenzo ist sich der positiven Entwicklung Yamahas bewusst, weiß jedoch ebenso um die Schwächen gegenüber Erzrivale Marquez: "Ich bin hier heute die schnellste Runde meines Lebens gefahren, eine 1:59.437. Somit war ich zwei Zehntelsekunden schneller als jemals zuvor. Wenn ich bedenke, dass die Strecke alles andere als optimal war, zeigt das unseren sehr guten Fortschritt. Ich hatte jedoch leider auch Probleme, die sich nicht einfach leugnen lassen."

Vor allem in der brutalen Mittagshitze Sepangs lief für Lorenzo nicht alles rund: "Während meiner Rennsimulation war es hier heißer, als ich es je erlebt habe. Weder das Bike noch ich haben sich bei diesen Umständen wohl gefühlt. Ich denke jedoch, dass die meisten anderen Piloten ebenfalls ihre Mühen hatten, weswegen ich die Tests dennoch mit einem positiven Gefühl beende."

Um die Lücke auf Marquez zu schließen, bedarf es für Yamaha bis zu den nächsten Tests vom 14. bis 16. März einer Menge harter Arbeit. Lorenzo ist sich sicher, die Basis für eine erfolgreiche Zukunft gelegt zu haben. Mit 177 Runden drehte er nach Marquez (179) die zweitmeisten Runden: "Wir haben etliche Daten gesammelt, die uns massiv weiterbringen werden. Das neue stufenlose Getriebe funktioniert bereits auf einem hohen Level, aber ich sehe weitere mögliche Vorteile für uns."

Katerstimmung bei Rossi: Etliche Baustellen

Teamkollege Rossi gab sich zum Ende der zweiten Sepang-Tests ungleich negativer als Lorenzo: "Es war alles in allem unter dem Strich schon ein positiver Test für uns, jedoch gibt es auch einige Dinge, die mich unbehaglich stimmen. Ich habe es nicht geschafft, mit dem neuen Bike ein geeignetes Setup für eine Rennsimulation zu finden, und auch meine Zeit auf eine schnelle Runde hätte deutlich besser sein können."

Valentino Rossis Gesicht zum Testabschluss in Sepang sagte mehr tausend Worte, Foto: Yamaha
Valentino Rossis Gesicht zum Testabschluss in Sepang sagte mehr tausend Worte, Foto: Yamaha

Nachdem Rossi am verregneten ersten Testtag noch die Bestzeit gesetzt hatte, schaffte es der neunfache Weltmeister an den folgenden Tagen nicht, mit Marquez und Lorenzo Schritt zu halten: Der sichtlich angefressene Rossi sucht nach Erklärungen: "Ich wollte heute Morgen natürlich eine Top-Zeit setzen, war aber leider immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Wann immer ich richtig pushen wollte, hatte ich Verkehr, da nahezu alle Piloten aufgrund der angenehmen Temperaturen zeitgleich auf der Strecke waren. Ich denke, die Top-3 wären sonst für mich drin gewesen."

Mit seiner persönlich schnellsten Runde von 1:59.833 belegte Rossi letztlich Tages- und Testrang fünf. Vor dem Saisonstart sieht der Italiener auf sich und sein Team noch eine Menge Arbeit zukommen: "Wir müssen uns hinsichtlich des Getriebes, des Setups sowie auch des Fahrverhaltens auf gebrauchten Reifen mit dem neuen Bike noch massiv steigern. Ich bin vor dem Katar-Test vor allem gespannt, wie wir uns auf einer anderen Strecke im Vergleich zur Konkurrenz schlagen."

Während für das Yamaha-Duo vor dem letzten Vorbereitungstest noch viele Fragezeichen auszuräumen scheinen, plant Marquez nur noch den Feinschliff der bereits perfekt anmutenden Kombination aus Weltmeister und Weltmeister-Motorrad. Yamaha muss sich mächtig strecken, wenn sie nicht auch in Katar Marquez' 'Rücklichtern' hinterherjagen wollen...