Der Grand Prix von Australien 2013 ging mit Sicherheit als eines der verrücktesten Rennen in die MotoGP-Geschichte ein. Die Betreiber hatten den Streckenbelag am gesamten Kurs im Vorfeld des Rennwochenendes erneuert. Die neue Oberfläche bot ausgezeichneten, was auch das Ziel der Neuasphaltierung gewesen war. Leider fraß der Belag aber die Reifen nahezu auf und riss sogar richtige Löcher in die Oberfläche.

Bridgestone gab daraufhin nach den Trainingssessions bekannt, dass die Pneus nicht die gesamte Renndistanz von 27 Runden durchhalten würden. Der Grand Prix wurde daraufhin auf 19 Umläufe verkürzt, in Runde neun oder zehn mussten die Piloten an die Box kommen. Marc Marquez verpasste das Fenster und wurde disqualifiziert. Die Verwirrung bei Repsol Honda hätte dem Team und Marquez beinahe den Weltmeistertitel gekostet. Eine gewisse Schuld hätte man dabei wohl auch dem Reifenlieferanten ankreiden können.

2013 lösten sich die Reifen nach wenigen Runden auf, Foto: Milagro
2013 lösten sich die Reifen nach wenigen Runden auf, Foto: Milagro

Ein derartig katastrophales Bild will Bridgestone definitiv nicht noch einmal in der Öffentlichkeit von sich zeichnen lassen. Die Japaner haben alles getan, um den Anforderungen des Phillip Island Circuit gerecht zu werden, wie Shinji Aoki, Manager der Entwicklungsabteilung für Motorradreifen bei Bridgestone, erklärt: "Wir werden an diesem Wochenende vollkommen neue Reifen liefern. Seit dem letztjährigen Rennen auf Phillip Island haben wir dort bei unterschiedlichsten Wetterbedingungen getestet, um sicher zu gehen, dass unsere Reifen hervorragenden Haltbarkeit und Performance bieten, aber sich gleichzeitig schnell genug erwärmen und so gut nutzbar für die Piloten sind. Um das zu ermöglichen, ist hier eine Gummimischung und ein Reifenaufbau nötig, der auf keiner anderen Strecke im Kalender verwendet wird."

Asymmetrischer Vorderreifen feiert Premiere

Doch der neue Hinterreifen ist nicht die einzige Innovation, die Bridgestone nach Phillip Island bringt. Erstmals steht den Piloten der MotoGP ein asymmetrischer Vorderreifen zur Verfügung. Was am Hinterrad schon seit Jahren Standard, wird nun also auch an der Front verfügbar sein. Er soll dieselbe Stabilität beim Bremsen bieten, aber dennoch für genug Temperatur auf der weniger genutzten Seite sorgen. Im Fall von Phillip Island, wo es fünf Rechtskurven und sieben Linkskurven zu bewältigen gilt, wird die rechte Flanke mit einer weicheren Mischung ausgestattet.

Erstmals können die asymmetrischen Frontslicks in einem Rennen verwendet werden, Foto: Bridgestone
Erstmals können die asymmetrischen Frontslicks in einem Rennen verwendet werden, Foto: Bridgestone

Im Gegensatz zu asymmetrischen Hinterreifen verfügen die Vorderreifen allerdings nur über zwei und nicht drei verschiedene Mischungen. Während also ein Slick am Hinterrad aus einem linken Drittel, einem Mitteldrittel und einem rechten Drittel besteht, setzt sich der vordere Slick nur aus zwei Teilen zusammen. In Linkskurven und auf den Geraden wird die härtere Mischung genutzt, ab einer Schräglage von rund 30 Grad in Rechtskurven die weichere.

Bridgestone-Sprecher Carmine Moscaritolo verrät, warum man sich für diesen Aufbau entschieden hat: "Die Fahrer mögen es nicht, wenn sie beim Umlegen diesen Übergang zwischen den Mischungen spüren. Das war bis jetzt unser Problem. Nun ist es uns gelungen, auf einer Seite diesen weicheren Gummi zu verwenden, ohne es die Fahrer wirklich spüren zu lassen."

Die neuen asymmetrischen Vorderreifen werden nach Phillip Island in dieser Saison auch noch in Valencia Verwendung finden. An beiden Rennwochenenden stehen den Fahrern aber auch die gewöhnlichen, symmetrischen Slicks zur Verfügung.