Südamerika und die Motorrad-WM - das ist eine Leidenschaft, die im letzten Jahrzehnt nicht ausgelebt werden konnte. Dass diese Kombination aber enormes Potenzial besitzt, blitzte in der Vergangenheit bereits mehrfach auf. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick zurück.

Südamerikanische Fahrer

Südamerika stellte bereits zwei Weltmeister, allerdings gewann keiner davon einen Titel in der Königsklasse. Den Auftakt machte Johnny Cecotto. Der Venezolaner kam 1975 in die Motorrad-WM, gewann an seinem ersten Rennwochenende in Le Castellet sowohl das 250cc- als auch das 350cc-Rennen und krönte sich in der 350er-Klasse mit nur 19 Jahren zum Weltmeister. Cecotto entthronte damit Giacomo Agostini, der zuvor sieben Titel in Folge geholt hatte. Ab 1976 ging der Venezolaner in der 350cc- und der 500cc-WM an den Start und holte bis zu seinem Wechsel in den Formelsport im Jahr 1980 insgesamt 14 Sieg, drei davon in der Königsklasse.

Carlos Lavado holte zwei WM-Titel, Foto: Yamaha
Carlos Lavado holte zwei WM-Titel, Foto: Yamaha

Im Windschatten von Cecotto kam Landsmann Carlos Lavado in die WM. 1978 und 1979 nur mit Wildcard-Starts bei den Heimrennen in Caracas, startete er aufgrund des Erfolgs (Platz zwei im 250cc-Rennen 1978, Sieg im 350cc-Rennen 1979) ab 1980 fix in den beiden mittleren Klassen. 1983 gewann er seinen ersten WM-Titel bei den Viertelliter-Motorrädern und ließ 1986 einen weiteren Titel folgen. Bis Ende 1992 blieb Lavado in der WM und fuhr mit 19 Siegen die meisten aller südamerikanischen Piloten ein. In der Königsklasse startete Lavado allerdings nie.

Mit Ivan Palazzese, der 1989 bei einem Rennunfall in Hockenheim ums Leben kam, stellte Venezuela einen dritten Siegfahrer. Palazzese gewann 1982 zwei 125cc-Rennen und schloss die Gesamtwertung als Dritter ab. Neben Venezuela brachten aber auch Argentinien und Brasilien GP-Sieger hervor.

Alex Barros bestritt 245 Rennen in der Königsklasse, Foto: Pramac Racing
Alex Barros bestritt 245 Rennen in der Königsklasse, Foto: Pramac Racing

Argentinier sorgten für die ersten Erfolge des Kontinents, als Buenos Aires 1961 und 1962 jeweils das Saisonfinale ausrichten durfte und in Abwesenheit der europäischen Spitzenpiloten zunächst Jorge Kissling, dann Benedicto Caldarella das 500cc-Rennen gewannen. Die meisten Sieger unter den argentinischen Piloten hat aber Sebastian Porto, der in der 250cc-Klasse zwischen 1996 und 2006 insgesamt sieben Rennen gewann und 2004 hinter Dani Pedrosa Vizeweltmeister wurde.

Wenn Brasilien in Zusammenhang mit der Motorrad-WM fällt, ist das meistens mit einem Namen verbunden: Alex Barros. Der Mann aus Sao Paulo bestritt ganze 21 Saisons und hält mit 245 Starts in der Königsklasse noch den Rekord (Valentino Rossi könnte diese Marke in Brünn einstellen). In der MotoGP gewann Barros sieben Rennen und ist damit südamerikanischer Rekordhalter für Siege in der Königsklasse. Allerdings ließ Barros zu oft Konstanz vermissen, weshalb er in der Gesamtwertung zwar 14 Mal in den Top-10 abschloss, aber nie besser als Vierter war. Für den ersten brasilianischen Sieg in der WM sorgte Adu Celso-Santos, der 1973 das 350cc-Rennen in Jarama gewann. Es sollte allerdings sein einziger Sieg bleiben.

Yonny Hernandez ist 2014 der einzige Südamerikaner in der MotoGP-Klasse, Foto: Milagro
Yonny Hernandez ist 2014 der einzige Südamerikaner in der MotoGP-Klasse, Foto: Milagro

Aktuell finden sich in der Motorrad-WM nur noch drei Südamerikaner. In der Moto3 fährt Gabriel Ramos (Venezuela) für das deutsche Kiefer-Team und der Brasilianer Eric Granado beim spanischen Team Calvo. In der Königsklasse hält der Kolumbianer Yonny Hernandez bei Pramac auf einer Ducati nach Open-Format die Fahnen hoch.

Rennen in Südamerika

Bis heute gastierte die Motorrad-WM insgesamt 26 Mal in Südamerika: 13 Mal in Brasilien, zehn Mal in Argentinien und 3 Mal in Venezuela. 1961 und 1962 durfte Argentinien mit Buenos Aires den Auftakt machen, ehe die Weltelite zwischen 1977 und 1979 auf dem Höhepunkt des Cecotto-Hypes dreimal in Folge auf dem San Carlos Circuit in Venezuela gastierte. Buenos Aires schaffte es danach sporadisch in den Kalender, konnte sich aber nie lange darin festhalten. 1981 fuhren nur die kleinen Klassen, 1982 und 1997 sowie 1994/95 und 1998/99 alle Kategorien. Mit dem Autodromo Termas de Rio Hondo soll nun ein argentinischer Fixpunkt geschaffen werden.

2002 fixierte Rossi seinen WM-Titel beim Rio GP, Foto: Milagro
2002 fixierte Rossi seinen WM-Titel beim Rio GP, Foto: Milagro

Auch Brasilien soll langfristig im Kalender verankert werden, da vor allem die Hersteller die MotoGP auf vermehrte Präsenz im Wachstumsmarkt Südamerika drängen. Für 2014 musste das geplante Rennen in Brasilia aber mangels Finanzierung abgesagt werden. Den ersten Versuch eines Rennens in Brasilien gab es 1987 in Goiana. Drei Jahre lang hielt sich die Strecke im Kalender, ehe sie für immer verschwand.

1992 wurde ein Brasilien GP in Interlagos ausgetragen, der aber eine Eintagsfliege blieb. Ein Zuhause fand die Motorrad-WM in Brasilien erst 1995 wieder, als auf dem mittlerweile abgerissenen Kurs in Jacarepagua der Grand Prix von Rio de Janeiro ausgetragen wurde. Neun Jahre blieb die Strecke im MotoGP-Aufgebot. Das Rennen am 4. Juli 2004 markierte das bislang letzte auf südamerikanischem Boden.

Der erfolgreichste Pilot auf diesem Boden ist Valentino Rossi, der insgesamt sieben Siege in Südamerika feierte. Rossi gewann 1997 in Jacarepagua das 125cc-Rennen, 1998 bei den 250ern in Buenos Aires, im Folgejahr die Viertelliterklasse in Jacarepagua, wo er zwischen 2000 und 2003 vier Mal in Folge das Rennen der Königsklasse gewinnen sollte. Die meisten Siege in der höchsten Klasse auf südamerikanischem Boden hat allerdings Mick Doohan. Der Australier kommt mit seinem beiden Siegen beim Rio GP und drei Erfolgen in Buenos Aires auf fünf.