Früher waren sie konkurrierende Weltmeisterschaften, heute werden sie unter einem Dach geführt: Die MotoGP und die Superbike-WM. Seitdem die Dorna vor einem Jahr auch die Vermarktung der Superbikes übernommen hat, werden in beiden Serien unterschiedliche Konzepte zur Kostenreduzierung verfolgt.

In der MotoGP haben sich seit diesem Jahr die Open-Bikes etabliert. Die Umsetzung der Regeln erfolgt auf unterschiedliche Weise, sei es durch Leasing letztjähriger Motorräder (siehe Yamaha) oder durch die Kaufmöglichkeit neu entwickelter Production Racer (siehe Honda). Außerdem genießen die Open-Bikes im Gegensatz zu den Factory-Prototypen unterschiedliche Privilegien wie weichere Reifenmischungen und mehr Sprit, um konkurrenzfähiger zu sein.

EVO sorgt für Markenvielfalt

Die Superbike-WM verfolgt einen anderen Weg: In der EVO-Klasse starten Bikes mit Superbike-Chassis, Superstock-Motoren und einfacherer Elektronik. Hier verfolgt die Dorna primär das Ziel, das Starterfeld zu vergrößern (ähnlich wie in der MotoGP mit den CRT-Bikes 2012/13). Was dieses Reglement bereits jetzt erreicht hat, ist die große Markenvielfalt in der SBK-Saison 2014: Nicht weniger als neun Werke sind in diesem Jahr vertreten.

Schon beim jeweiligen Saison-Auftakt von Motorrad- und Superbike-WM zeigten sich Performance-Unterschiede aufgrund der verschiedenen Konzepte: Aleix Espargaro als permanent schnellster Open-Fahrer in Katar erzielte Bestzeiten in den freien Trainings, war immer im Spitzenfeld dabei und verlor auch im Rennen mit dem Ersatz-Motorrad nur durchschnittlich 0.528 Sekunden pro Runde. Über das Wochenende gerechnet war er nur 0.058 Sekunden hinter der durchschnittlichen Bestzeit. Zählt man das erste freie Training noch hinzu, war Espargaro sogar im Schnitt schnellster Fahrer des Wochenendes.

Open ist näher dran

Beim Superbike-Auftakt teilten sich in den jeweiligen Sessions Niccolo Canepa und David Salom die EVO-Spitze. Mit Plätzen zwischen neun und zwölf war der jeweilige EVO-Schnellste immer um Platz zehn zu finden. Einzige Ausnahme war Canepa im dritten Freien Training, in dem er Platz sechs belegte. Im Schnitt wies die EVO-Bestzeit über das Wochenende gerechnet einen Rückstand von 1.216 Sekunden auf die absolute Bestmarke auf. Allerdings waren die Superbikes in Phillip Island auf einer kürzeren Strecke als die MotoGP in Katar unterwegs. Auf längeren Strecken werden die Abstände bei den Superbikes wohl noch größer.

SessionBester Open-Fahrer (MotoGP)Bester EVO-Fahrer (WSBK)
Rennen4. Espargaro; +0.528 Sek./Runde9. Salom; +1.700 Sek./Runde
Rennen 2 10. Salom; +1.076 Sek./Runde
Warm-Up2. A. Espargaro; +0.05412. Salom; +1.329
Qualifying9. A. Espargaro; +0.47910. Canepa; +1.236
4. Training3. A. Espargaro; +0.03211. Salom; +1.431
3. Training1. A. Espargaro; -0.4136. Canepa; +0.499
2. Training1. A. Espargaro; -0.33112. Canepa; +1.240
1. Training1. A. Espargaro; -0.4663. Allerton; +1.891*

* - in FT1 der SBK nur neun gezeitete Fahrer

Das zeigt, dass die Superbike-WM mit ihrer EVO-Klasse in puncto Konkurrenzfähigkeit auf einem Level mit den CRTs, die in den letzten beiden Jahren die MotoGP aufgefüllt haben, liegt. Durch die Zugeständnisse im Open-Reglement ist die MotoGP hier bereits eine Stufe weiter: Das Feld liegt dicht beisammen, der Tausendstel-Krimi im Katar-Qualifying war ein erster Beweis dafür.