So unterschiedlich die Meinungen der MotoGP-Spitzenpiloten in Bezug auf die Kollision zwischen Marc Marquez und Dani Pedrosa in Aragon und die folgende Bestrafung auch sind, so einig sind sie sich doch was den Sepang International Circuit angeht. Die Strecke ist bei den Fahrern durchwegs beliebt, besonders angetan zeigte sich aber Valentino Rossi von der Heimat des Malaysia-Grand-Prix: "Die Strecke ist großartig, fantastisch, auf jeden Fall einer meiner Favoriten. Ich glaube das gilt aber für alle Piloten. Vor allem wir MotoGP-Fahrer kennen sie sehr gut, weil wir viel Zeit hier verbringen, deshalb sind auch alle Toppiloten hier sehr stark und schnell. Es ist wirklich toll, hier mächtige Slides hinzulegen und ich genieße das Fahren hier. Das Wetter kann etwas turbulent sein, abgesehen davon macht es aber wirklich viel Spaß auf dieser Strecke."

Marc Marquez ging in den vergangenen beiden Jahren in Sepang leer aus. Das hat seiner Sympathie gegenüber dem Kurs aber keinen Abbruch getan. "Ich mag diese Strecke sehr und hatte auch schon die Möglichkeit hier mit einem MotoGP-Bike zu fahren. In der Moto2 hatte ich kein Glück. Im ersten Jahr bin ich bei Regen gleich in der ersten Runde gestürzt und auch vergangene Saison hatte ich einen Crash. Hoffentlich läuft es dieses Mal besser", meinte der WM-Leader, der am Donnerstagmorgen mit einem Strafpunkt für seine Kollision mit Dani Pedrosa in Aragon davonkam. Eine Entscheidung, die nicht jedem gefiel.

Pedrosa leidet noch unter den Folgen des Crashs. "Seit dem letzten Wochenende habe ich kleine Fortschritte gemacht, aber ich hätte erwartet, dass ich mich hier schon besser fühle. Ich muss am Freitagmorgen sehen, wie es mir beim Fahren ergeht, denn ich hatte noch nicht die Möglichkeit, meinen Zustand auf einem Motorrad zu prüfen." Marquez hingegen hat dieses Thema bereits abgehakt: "Ich denke nicht mehr an das, was in Aragon passiert ist. Wichtig ist jetzt, für dieses Wochenende konzentriert zu sein. Die nächsten drei Rennen sind wahnsinnig wichtig, denn das Ende der Saison naht. Wir müssen mit derselben Mentalität weitermachen wie bisher. Auf jeden Fall werden wir unser Bestes geben und dann an jedem Sonntag sehen, was dabei raus kommt."

Weniger gelassen kann Jorge Lorenzo an die Sache herangehen, sein Rückstand in der Gesamtwertung beträgt schließlich schon 39 Zähler. "In Aragon haben wir eine große Chance vergeben um in der Weltmeisterschaft Boden gutzumachen. Dabei haben wir unser Bestes gegeben, waren aber einfach nicht stark genug um bis zur letzten Kurve um den Sieg zu kämpfen wie in Silverstone. Wir mussten uns also mit Platz zwei zufriedengeben, was sehr schade ist, denn jetzt wird es noch schwieriger, fast unmöglich. Aber es kann alles passieren. Zum Start des Rennens hier kann es regnen und wir wissen, dass im Nassen immer eigenartige Dinge passieren. Gerade unter solchen Bedingungen ist es wichtig konzentriert zu bleiben, um das Rennen zu gewinnen. Dann müssen wir noch in Australien und Japan gewinnen und darauf hoffen, dass irgendwann auch etwas Unerwartetes passiert", gab der Weltmeister die Marschroute vor.

Im Vorjahr gewann Dani Pedrosa das Abbruchrennen in Sepang, Foto: Milagro
Im Vorjahr gewann Dani Pedrosa das Abbruchrennen in Sepang, Foto: Milagro

Wie Lorenzo blickten auch seine Kollegen etwas besorgt auf die Wettervorhersage für die kommenden Tage. "Es wird sicher schwierig am Sonntag. Das Rennen findet um 16 Uhr Ortszeit statt, zu dieser Zeit ist es sehr wahrscheinlich, dass es regnet. Wie auch immer, es ist für alle gleich, aber ich würde trockene Bedingungen bevorzugen", äußerte Marc Marquez bereits seine Vorlieben. Zustimmung erhält er dabei von Valentino Rossi: "Die Vorhersage ist nicht besonders gut, vor allem für Sonntag. 16 Uhr ist eine schlechte Zeit, letztes Jahr hatten wir sehr, sehr starken Regen und mussten das Rennen deswegen schließlich abbrechen. Ich hoffe deshalb, wie alle anderen, auf trockene Bedingungen." Für den angeschlagenen Pedrosa wird es in jedem Fall schwierig. "Die Verhältnisse können sich zwischen Training und Rennen vollkommen ändern. Es ist möglich, dass es das ganze Wochenende trocken ist und am Sonntag plötzlich regnet. Niemand weiß was passiert, aber es wird physisch auf jeden Fall ein sehr hartes Wochenende", ist sich der Vorjahressieger von Sepang sicher.

Noch einen Platz in der Weltmeisterschaft hinter Pedrosa liegt Valentino Rossi. Dennoch zog der Routinier am Donnerstag bereits ein erstes, größtenteils positives Resümee nach seiner Rückkehr zu Yamaha: "Ich war einfach froh wieder die M1 zu fahren, vom ersten Tag an war das Gefühl sehr positiv. Mit meinen Resultaten bin ich relativ zufrieden, ich bin ein paar gute Rennen gefahren, war einige Male am Podium und habe in Assen gewonnen. Dennoch möchte ich mich noch verbessern und näher an Marc, Jorge und Dani herankommen. Ich glaube, dass mir das in den letzten zwei Rennen schon einigermaßen gelungen ist, aber ich war noch nicht stark genug um mit den Dreien zu kämpfen. Das ist von Freitag bis Saisonende mein Ziel."

Deutlich größere Probleme hat Nicky Hayden. Anstatt der Konkurrenz von Honda und Yamaha näher zu kommen verliert Ducati immer mehr an Boden. "Es ist momentan keine leichte Situation für uns. Wir müssen aber weiter nach vorne schauen und alles probieren. Es sind noch ein paar Rennen übrig und ich will versuchen gute Ergebnisse zu holen, um positive Erinnerungen aus dieser Zeit mitzunehmen. Ich habe gute Jungs in meinem Team. Mal sehen, was wir tun können", sagte der Weltmeister von 2006 mit dem Mut der Verzweiflung. Hinzu kommt für Hayden, dass er immer noch keinen Arbeitgeber für die nächste Saison hat. "Einige Dinge haben sich in den letzten Wochen geändert. Wir sind etwas näher an einem Deal dran als zuvor. Ich will in der MotoGP bleiben, aber muss noch herausfinden auf welchem Bike und bei welchem Team. Wir kümmern uns noch um die Details, um zu klären, wo mein neues Zuhause sein wird."