Super-Rookie Marquez

Er kam, sah und siegte! Kein Fahrer wurde in der ersten Saisonhälfte mit mehr Superlativen überhäuft als der 20-jährige Spanier. Die Bilanz des Rookies ist tatsächlich außergewöhnlich: Podiumsplatz im ersten Rennen, Sieg im zweiten, alleiniger WM-Leader nach dem dritten. Aktuell liegt Marquez in der WM bereits 16 Punkte vor Pedrosa und 26 vor Lorenzo. Für historische Ereignisse sorgte er in der ersten Saisonhälfte ebenfalls: In Austin kürte er sich zum jüngsten MotoGP-Sieger aller Zeiten, in Laguna Seca gewann er als erster Fahrer im ersten Antreten auf dem fordernden Kurs. Dennoch musste Marquez auch Lehrgeld bezahlen: In Mugello stürzte er am gesamten Rennwochenende insgesamt vier Mal, fing sich dabei ein blaues Kinn ein und schrieb auf der Traditionsstrecke seine bislang einzige Null in dieser Saison an. Hält Marquez seine tolle Form, haben wir im November vielleicht einen neuen jüngsten MotoGP-Weltmeister aller Zeiten.

Der wankelmütige Doktor

Zurück an der Spitze: Rossi, Foto: Milagro
Zurück an der Spitze: Rossi, Foto: Milagro

Nach seinem zweiten Platz in Katar wurde Valentino Rossi von Fans und Journalisten gefeiert. Nach den beiden entbehrungsreichen Jahren bei Ducati sahen viele den Doktor zurück an der Weltspitze. Dann kam aber ein Durchhänger, Rossi konnte weder seinen Teamkollegen Lorenzo, noch die beiden Honda-Werksfahrer Marquez und Pedrosa fordern. In Assen wendete sich das Blatt: Rossi siegte und stand in den beiden Folgerennen ebenfalls auf dem Podium. Auch wenn er zuletzt von den Verletzungen von Pedrosa und Lorenzo profitierte, so sollte man Rossi doch noch nicht abschreiben. Oder wie er selbst immer mit einem Augenzwinkern sagt: "Die Saison ist lang."

Die verletzten WM-Favoriten

Buchmacher sahen vor dem Saisonstart in erster Linie ein Duell zwischen Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo um den Titel vorher. Zu Halbzeit liegen die beiden Spanier aber nur auf den Rängen zwei und drei. Zudem stand in den letzten drei Rennen keiner der beiden auf einem Podium. Der Grund: Knochenbrüche und schweren Stürze. Lorenzo flog bereits in Assen ab und musste operiert werden, nur um zwei Wochen später nach einem weiteren Crash am Sachsenring erneut den OP-Saal aufzusuchen. Als Lorenzos Startverzicht beim Deutschland GP bereits Gewissheit war, erwischte es auch Pedrosa. Der Katalane kämpft seither mit einem angebrochenen Schlüsselbein und Blutdruckproblemen, die seinen Start am Sachsenring unmöglich machten. Die beiden Spanier sind jedenfalls die beiden Piloten, denen die vierwöchige Sommerpause am wohlsten tun wird.

Die Ducati-Krise

Ducati legte eine Bauchlandung hin, Foto: Milagro
Ducati legte eine Bauchlandung hin, Foto: Milagro

Neun Rennen, null Podiumsplätze - so sieht die düstere Bilanz von Ducati aus. Zum ersten Mal seit 2004 steht man bei Saisonhalbzeit noch ohne Top-3-Platzierung da. Andrea Dovizioso und Nicky Hayden rackern zwar was das Zeug hält, die bockige Desmosedici GP13 wird aber einfach nicht fahrbarer. Parallel wird - auch von Michele Pirro - am Lab-Bike gearbeitet, das zwar etwas besser Fahreigenschaften haben soll, dennoch kaum schneller ist. Eine erste Konsequenz gab es bei Ducati bereits: Hayden wird die Roten mit Jahresende verlassen. Ob er der einzige personelle Wechsel bleiben wird?

Poker um die Verträge

Viele Fragezeichen gibt es bei den Top-Teams ja nicht, dennoch sorgten vor allem zwei Fahrer in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen: Cal Crutchlow und Stefan Bradl. Der Brite kritisierte schon seit Saisonstart, dass Yamaha ihm nicht gleichwertiges Material wie den Werksfahrern anbieten würde. Zudem machte er mehrfach klar, dass er 2014 gerne Werksfahrer-Status hätte - bei welchem Hersteller auch immer. Ob ihn der Vertragspoker abgelenkt hat? In Barcelona und Laguna Seca waren seine Leistungen jedenfalls nicht berauschend. Bradl hingegen scheinen die Ablösegerüchte bei LCR Beine gemacht zu haben. Seit offen über eine Vertragsverlängerung im Team von Lucio Cecchinello debattiert wird, sind die Leistungen des Deutschen deutlich gestiegen. Am Sachsenring und in Laguna Seca fuhr Bradl zwei bärenstarke Ergebnisse ein.

Verletzungssorgen

Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo sind nicht die einzigen Fahrer, die sich mit Schmerzen quälen mussten. Stürze sorgten auch bei Mitstreitern für Verletzungen und Zwangspausen. Mit Hiroshi Aoyama (ihm wurde eine Fingerkuppe amputiert), Karel Abraham, vor allem aber dem Pramac-Duo Andrea Iannone und Dauer-Sorgenkind Ben Spies verpassten vier weitere Piloten in dieser Saison zumindest ein Rennen. Damit standen nur 75 Prozent des Stammfahrerfeldes bei jedem Grand Prix am Start.