Marc Marquez ist ein leuchtender Stern am spanischen Motorradhimmel. Das machte er spätestens mit seinem 125cc-Titel 2010 recht deutlich. Schon zwei Jahre zuvor gab der Pilot aus Cervera sein Debüt auf der Weltbühne, nachdem er sich in der spanischen Meisterschaft einen Namen gemacht hatte. Doch schon damals stolperte Marquez über viele Steine, die ihm in den Weg gelegt wurden. Seine erste 125er Saison begann verletzungsbedingt später und endete nach einem heftigen Sturz in Malaysia frühzeitig. Bei seinem Abflug hatte sich der KTM-Pilot mit den Beinen im Hinterrad des Motorrads verfangen. "Das passiert nicht sehr oft, aber ich hatte Glück, dass es nicht ernster war", sagte er nach Frakturen am Knorpel und am Schienbein.

Pünktlich zum Saisonstart 2009 war der Youngster wieder fit und bestritt ein zweites, weniger aufreibendes Jahr mit einem Podestplatz. Darauf wechselte Marquez ins Team von Aki Ajo. Neben Sandro Cortese, der sich vom damals noch 17-Jährigen in den Schatten gestellt fühlte, lief der Katalane zur Höchstform auf. Marquez ließ sich im Laufe der Saison 2010 weder von einer ausgerenkten Schulter noch von der harten Konkurrenz beeindrucken und feierte mit zehn Siegen den erträumten ersten WM-Titel in der Achtelliterklasse. Nebenbei holte er zwölf Pole Positions und stellte sich damit auf eine Stufe mit Mick Doohan, der seit 1997 den Pole-Rekord hält. "Als ich das erste Mal auf ein Motorrad stieg, träumte ich davon, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Jetzt geht dieser Traum in Erfüllung, unglaublich", freute er sich.

Erstes MotoGP-Rennen, erster Podestplatz in Katar, Foto: Honda
Erstes MotoGP-Rennen, erster Podestplatz in Katar, Foto: Honda

Im Jahr darauf folgte der logische Aufstieg in die Moto2-Klasse. Nach einer schwierigen Eingewöhnungsphase mit vielen Stürzen schlug der Rookie schließlich mit sieben Rennsiegen wie eine Bombe in der Mittleren Grand-Prix-Klasse ein. Seinen einzigen ernstzunehmenden Kontrahenten, Stefan Bradl, schien der Spanier dabei gegen Saisonmitte hinter sich lassen zu können. Doch ein weiteres Mal stolperte Marquez über die Steine auf dem Weg zum schnellen Triumph.

Sepang wurde ihm erneut zum Verhängnis. Da die Streckenposten versäumten, eine nasse Stelle auf der Piste anzuzeigen, flog er im Training heftig per Highsider ab und durfte das Rennen nach Verbot der behandelnden Ärzte trotz starkem Kampfwillen nicht starten. Marquez und sein Team beteten beim Saisonfinale in Valencia um ein Wunder. Aber wie das so ist - es tritt keines ein. So war der Suter-Pilot gezwungen, beim Titelgewinn seines Konkurrenten zuzusehen. Mick Doohan war jedoch überzeugt: "Marquez ist noch jung, er kann das noch schaffen."

Seine Sturzverletzung aus Malaysia entpuppte sich allerdings schlimmer als erwartet. Marquez hatte arge Sichtprobleme, wurde zu Jahresbeginn an den Augen operiert und konnte sich verständlicherweise nicht auf ein Moto2-Bike setzen, solange er alles doppelt sah. Beim letzten Test vor Saisonbeginn war der mittlerweile 19-Jährige wieder mit von der Partie und fand schnell zu altem Tempo zurück. Wie rasch er zur Höchstform zurückfinden konnte, bewies er mit einem Auftaktsieg in Katar. "Wir stehen wieder ganz oben, das hatte ich wirklich nicht erwartet", jubelte er nach dem starken Comeback, das den Beginn seiner WM-Saison in der Moto2 einläuten sollte und ihm am Ende seinen Traum erfüllte: den Wechsel in die MotoGP.

Zweites Rennen, erste Pole und erster Sieg, Foto: Milagro
Zweites Rennen, erste Pole und erster Sieg, Foto: Milagro

"Mein Traum war es immer, in der MotoGP zu fahren und mich zu den besten Fahrern der Geschichte zu gesellen. Es ist ein Privileg, in meinem ersten Jahr gleich beim besten Team in der MotoGP zu sein", freute er sich. Marquez machte sich in seiner siegreichen zweiten Moto2-Saison einige Feinde, zog dank seiner spektakulären Fahrweise und seines Talents aber gleichzeitig eine Menge Bewunderer an. Mit seinem aggressiven Überholmanöver gegen Tom Lüthi in Katar, dem umstrittenen Ausscheiden von Pol Espargaro in Barcelona, seinem harten Abdrängen von Mika Kallio im Motegi-Training und dem von ihm verursachten Sturz Simone Corsis am Freitag in Valencia sammelte Marquez mehrere Verwarnungen, Strafen und Kritik. Dabei wirkt der Spanier oft eher zurückhaltend.

Sobald er auf der Strecke ist, fährt er allerdings die Krallen aus. Obwohl sich einige Fahrer, Teammitglieder und Zuschauer wohl sogar noch größere Strafen für den jungen Wilden gewünscht hätten, bewies er beim Japan Grand Prix 2012, warum gerade er den Moto2-Titel trotzdem verdient hat. Nach einem Schaltfehler am Start arbeitete sich Marquez sukzessive durch das komplette Fahrerfeld, gewann das Rennen und hinterließ seine Kritiker damit fast sprachlos. Die wenigen Gegner, die in Motegi noch nicht überzeugt waren, verstummten spätestens in Valencia. Beim Moto2-Saisonfinale gelang Marquez das gleiche Kunststück nach einer Strafversetzung auf die letzte Startposition unter schwierigsten Wetterbedingungen.

Ducati-Pilot Nicky Hayden scherzte vor Marquez' MotoGP-Einstieg: "Ich finde, dass Marquez definitiv noch ein weiteres Jahr in der Moto2 gebraucht hätte. Ich weiß nicht genau, was die anderen Fahrer über ihn gesagt haben, aber ich dachte mir nur: Bleib doch bitte mindestens noch ein Jahr in der Moto2." Den Gefallen tat er Hayden nicht - und siegte schon in seinem zweiten MotoGP-Rennen beim Debüt der neuen Strecke in Austin. Kein Wunder, dass Cal Crutchlow schon im Winter über Marquez sagte: "Ich denke, er ist im Moment vermutlich DER beste Fahrer der Welt."